Studie: Marktdominanz der Telekom wächst

Eine aktuelle Studie zur Wettbewerbssituation im deutschen Festnetzmarkt kommt zu dem Schluss, dass nach mehr als einem Vierteljahrhundert liberalisiertem Telekommunikationsmarkt der Zuspruch für den früheren Staatskonzern Deutsche Telekom nicht etwa abnimmt, sondern weiter wächst.

Auf Wachstumskurs: Deutsche Telekom-Konzernzentrale in Bonn. (Foto: Deutsche Telekom/Norbert Ittermann)

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Auf Wachstumskurs: Deutsche Telekom-Konzernzentrale in Bonn. (Foto: Deutsche Telekom/Norbert Ittermann)

Der VATM ist die Interessenvereinigung von mehr als 160 Telekommunikationsunternehmen und Mehrwertdiensteanbietern in Deutschland, die alle im Wettbewerb zum ehemaligen Monopolisten Deutsche Telekom stehen. Der VATM und das Beratungsunternehmen Dialog Consult haben aktuell zum zweiten Mal die Studie zur „Analyse der Wettbewerbssituation auf dem deutschen Festnetzmarkt" vorgelegt – zentrale Erkenntnis: Die Deutsche Telekom verfügt noch immer über eine marktbeherrschende Stellung im gesamten deutschen Telekommunikationsfestnetzmarkt.

VATM kritisiert unzureichende Regulierung

Zwar nimmt die Bedeutung der Glasfaseranschlüsse stetig zu, dennoch ist die konventionelle Kupferleitung, auf der weiterhin gut zwei Drittel aller aktiven Anschlüsse basieren, nach wie vor die dominierende Anschlusstechnik. Wettbewerb und auch Wertschöpfung finden noch überwiegend auf der Kupfer-Plattform der Telekom statt. Die Situation für die Wettbewerber der Telekom wird dabei zunehmend schwieriger. Eine unzureichende Regulierung behindert hier den Wettbewerb ebenso wie den Glasfaserausbau.

"Analysiert man die Entwicklung der Marktanteile des gesamten Breitbandmarktes – DSL, HFC-Kabel und Glasfaser – zeigt sich eine deutliche Trendumkehr seit 2020: Die Telekom gewinnt Marktanteile hinzu beziehungsweise stabilisiert ihre Position – zulasten der Wettbewerber", geht Dr. Peter Winzer, Professor für Telekommunikationswirtschaft an der Hochschule Rhein-Main und Gesellschafter Dialog Consult ins Detail. "Ein solches Wiedererstarken des Ex-Monopolisten ist im EU-Vergleich die Ausnahme."

Telekom verdient immer mit

Während die Telekom an den kupferbasierten Anschlüssen, die von den Wettbewerbern vermarktet werden, über entsprechende Vorleistungsprodukte deutlich mitverdient, gibt es auf der FTTH-Plattform der Telekom bislang erst vier Prozent Wettbewerberanschlüsse. "Dabei kommt einem fairen Zugang auf diese Plattform gerade für die Zukunft eines funktionierenden Wettbewerbs und der anstehenden Migration von Kupfer auf Glas eine überragende Bedeutung zu", betont der Wissenschaftler. Die schwache Regulierung der Vorleistungsprodukte sowie fehlende Möglichkeiten der Wettbewerber, wichtige Infrastruktur-Komponenten der Telekom, etwa Leerrohre, zu nutzen, mache eine aggressive Preispolitik der Telekom erst möglich, mit der sie ihre Marktmacht stärke.

Wer dominiert den Glasfasermarkt?

Die Analyse der Wettbewerbssituation auf dem Festnetzmarkt zeigt zudem, dass die Telekom mit hoher Geschwindigkeit, in Form von Homes passed, im FTTH/B-Markt ausbaut. Mit diesem "Einschlagen von Pflöcken" verfestige sie ihre dominante Stellung auch auf dem Glasfasermarkt – mittelfristig könnte diese Dominanz erheblich werden, meint Winzer. In dieses Bild passe auch, dass die Telekom weiterhin den Einkauf von Bitstrom-Vorleistungen der Wettbewerber überwiegend ablehne.

"All dies zeigt, wie wichtig eine wettbewerbssichernde Regulierung – und gerade keine Regulierung light – für einen funktionierenden Wettbewerb ist", fasst VATM-Geschäftsführer Dr. Frederic Ufer die Studienergebnisse zusammen. „Wir appellieren daher eindringlich an die Bundesnetzagentur, die Regulierung des Kupfer-Netzes der Telekom ganzheitlich mit ihren Auswirkungen auf den Glasfaserausbau zu betrachten." Nur echter Wettbewerb bedeute auch echten Kundenschutz. Dies müsse die Aufsichtsbehörde endlich wieder in ihren Fokus rücken.

Die Studie "Analyse der Wettbewerbssituation auf dem Festnetzmarkt" kann hier vollständig geladen werden (PDF-Datei).