Design-Revolution bei Bechtle
Alles schon erlebt im Berufsleben bei Bechtle? CEO Thomas Olemotz muss sich korrigieren. 40 Jahre war Bechtle eben Bechtle: so bodenständig im Business wie konservativ schnörkellos der Markenauftritt. Der wurde nun vollständig erneuert. "Ein mutiger Schritt", so der Bechtle-Chef, der drei Jahre vor Karriereende nun doch noch eine Design-Revolution miterlebt.
Umfirmierungen, neue Markenauftritte, geänderte Claims, die sich regelmäßig an Technologieversprechen wie Cloud oder jüngst KI anlehnen: Es gibt Technologiefirmen, die halten ihre für das Corporate Design Zuständigen auf Trapp. Und dann gibt es Bechtle, einfach nur Bechtle, weiß, schnörkellose Schrift auf grüner Raute. 40 Jahre hatten die bodenständig-konservativen Schwaben so für ihre "grundsolide IT-Dienstleistung", wie sie einmal Mitbegründer Ralf Klenk so nannte, mit diesem Logo geworben. Nun war es offenbar an der Zeit, den Markenauftritt aufzupolieren.
Wie die Bechtle-Vorstände überhaupt in den letzten vielleicht fünf, sechs Jahren begannen, die von den Gründern gesetzte DNA zu modifizieren und an die "neue Generation" von Mitarbeitenden und Kunden anzupassen. Man kann die behutsame Modernisierung der Bechtle-Kultur sogar datieren, die man auch als behutsame Emanzipation von den Gründern Gerhard Schick und Ralf Klenk interpretieren könnte: als die Vorstände sich dezidiert ohne Krawatte ablichten ließen und das Foto veröffentlicht wurde. Derlei modische Veränderung sorgt nicht nur in Japan für Aufsehen, wie beim Fujitsu-Konzern vor einigen Jahren geschehen. Auch Bechtle-Mitarbeitenden und Außenstehende begreifen den Schlips-Fall als Kulturrevolution in ihrem Konzern.
Nun also erlebt Bechtle das, was sich der seit 2009 amtierende CEO Thomas Olemotz noch vor einigen Jahren sicher nicht vorstellen konnte: Eine vollständige Erneuerung von Bild- und Wortmarke, Schrift, Farben, Gestaltungselementen und Bildsprache. "Ein mutiger Schritt, den man in einer Karriere wohl nur einmal in einer solchen Konsequenz erlebt", kommentiert der 62-jährige Manager auf Linkedin, der seit 2007 im Konzern ist.
Konsequenz, das wiederum kann Bechtle bestens. Einmal ein als Fehlbesetzung erkannter, designierter CEO ausgewählt, wird der vom Hof gejagt, noch eher er installiert ist. Eine als unzeitgemäße erkannte Marke, wird radikal erneuert. Die Marken- und Designagentur Peter Schmidt Group hat Hand angelegt und folgt dem Konzept: Markenkern von Bechtle rückt in den Mittelpunkt, wird konsequent auf die Anforderungen moderner digitaler Kommunikation ausgerichtet. "Der Unternehmensname steht künftig eigenständig neben der Bildmarke und entfaltet so eine stärkere Wirkung", so Bechtle heute zur Vorstellung des nach und nach eingeführten neuen Auftritts. Erst sind die digitalen Kanäle dran, ab nächstes Jahr folgen die mehr 100 Standorte der Bechtle-Gruppe in Europa.
Erhalten bleibt das Parallelogramm im Logo, die Bechtle-Raute. Sie soll für Offenheit gegenüber der Zukunft stehen. Geradezu mutig: der nun klein geschriebene Firmenname in der eigens entwickelten Hausschrift Bechtle Pro. "So entsteht ein prägnanter, eigenständiger Markeneindruck, der Vergangenheit und Zukunft, Erfahrung und Progressivität miteinander verbindet", so die Idee dahinter.
Sabine Brand, Leiterin Unternehmenskommunikation und Brand Management, Bechtle: "Mit der Einführung des neuen Corporate Designs übersetzen wir unser Markenverständnis in ein ganzheitliches Erscheinungsbild. Wir verknüpfen unsere Werte anschaulich mit unseren strategischen Botschaften und treten konsistent und selbstbewusst im Markt auf. Markenpositionierung und Markenwahrnehmung kommen nun zusammen, was uns hilft, Bechtle als starke, verlässliche und bekannte B2B-Marke sowie als zukunftsstarken IT-Dienstleister in Europa zu etablieren."
Die unter Alexander Tibelius, Leiter Corporate Design bei Bechtle, entstandene neue Marke wird wohl die nächsten Jahrzehnte den Auftritt von Bechtle bestimmen. So viel Revolution gibt es nicht beim schwäbischen Systemhaus, dafür aber sehr, sehr viele Konzernmarken von Töchterunternehmen, denen womöglich auch eine mutige Auffrischung guttun würde.