Nomios geht bei Managed Services einen anderen Weg
400 Techniker in 20 europäischen Niederlassungen: Nomios baut und betreibt IT-Infrastrukturen für Kunden und löst deren personelle Engpässe. Soweit so üblich bei Systemhäusern, die zugleich Anbietern von Managed Services sind. Eine wichtige Besonderheit unterscheidet Nomios vom Wettbewerb, die als "Dilemma" beschriebene Transformation der Systemhausbranche.
Der IT-Fachkräftemangel spielt Anbietern von Managed Services in Hand, sie sind die ausgelagerte IT-Ableitung eines Unternehmens, erbringen standardisierte IT-Services mit klaren SLAs und für den Kunden kalkulierbaren Kosten, die entweder über eine längere Vertragsdauer oder verbrauchsabhängig vereinbart sind. Kunden sparen sich hohe Investitionen in IT, können die Kosten als Betriebsausgabe absetzen – Stichwort: Opex statt Capex. Soweit die "reine Lehre", die in der Praxis so puritanisch kaum vorkommen. Jedenfalls nicht bei klassischen Systemhäusern, die aus dem Projektgeschäft kommen und nach und nach Managed Services aufgebaut haben. So auch Nomios Germany, 2016 als Infradata gegründeter Security- und Netzwerkdienstleister aus Dortmund, der seit 2021 Teil der Nomios Gruppe ist und in Europa rund 400 Mitarbeiter beschäftigt. "Wir machen die Dinge oft ein bisschen anders. Klüger und schneller", so der Claim auf der Webseite.
"Wir entwickeln die Infrastruktur im Schulterschluss mit dem Kunden weiter und betreiben modular die gewünschten Komponenten in Netzwerk und Security", sagt Hannes Wierer, der im Frühjahr 2023 in Deutschland bei Nomios einstieg und zudem die DACH-Region verantwortet. Er kennt die typischen Fragen, die Kunden stellen, wenn nach den Vorteilen auch die Nachteile eines externen IT-Betriebs zur Sprache kommen.
Garantiert der IT-Dienstleister die SLAs und vereinbarten Redaktionszeiten? Ist das Risko der Abhängigkeit vom MSP zu hoch? Schließlich verzichtet ein Unternehmen, das auf Auslagerung setzt, auf eigene IT- und Digitalisierungskompetenzen im Haus – ob bewusst in Kauf genommen (Fokussierung auf Kernkompetenz, Liquidität schonen) oder notgedrungen dem Mangel an verfügbaren IT-Fachkräften geschuldet. Nächste Sorge: Ist der Übergang zu einem neuen MSP gewährleistet, sollte die IT-Ehe auf Zeit nicht verlängert werden? Wierer redet der reinen MSP-Lehre nicht das Wort, Nomios mache eben "die Dinge oft ein bisschen anders". Klüger vielleicht in dem Sinne, dass der Dienstleister beide Modelle – Eigen- und Fremdbetrieb – zusammendenkt und anbietet.
Kann oder will ein Kunde jetzt keine IT-Experten anheuern, dann vielleicht in ein paar Jahren. "So können zum Beispiel Hiring-Strategien zu einem späteren Zeitpunkt umgesetzt werden, ohne die digitale Wettbewerbsfähigkeit zu strapazieren. Die Mitarbeitenden setzen später reibungslos auf die Arbeit unserer zertifizierten Engineers auf, was deutliche Zeit- und damit Kostenvorteile realisiert", sagt Geschäftsführer Wierer.
Nomios habe zuletzt stärker in seine Sparte Managed Services für Netzwerk- und Security-Infrastruktur investiert, das Angebot geschärft, wie Wierer betont. Und dann führt er "das Besondere" an, worin sich seiner Meinung nach Nomios von anderen klassischen Managed Service Providern abhebe: "Bei Nomios Germany gehört die Infrastruktur immer dem betreuten Unternehmen. Dies gilt für Hardware als auch Software. Mit diesem Ansatz gehen sämtliche geleisteten Arbeitsschritte seitens der externen Nomios-Engineers automatisch und direkt in den Besitz des Unternehmens über". Dabei würden klassische MSP-Versprechen wie der wichtige 24x7-Betrieb und Support in deutscher Sprache eingehalten.
Capex und Opex schließen sich nicht aus
Capex und Opex, aus kaufmännischer Sicht beim MSP-Modell oft als Antagonisten dargestellt, vereint Nomios zu einem Gesamtkonzept. Mit der Folge, dass eine Mischung aus Projektgeschäft mit transaktionalem Business (Kunde kauft Hard- und Software) und Managed Services angeboten wird. Kein entweder oder, sondern eine Synthese beider Angebotsmodelle.
Das könnte für Nomios und für viele seiner Herstellerpartnern ein Vorteil sein, denn beide Seiten dürften kein Interesse daran haben, den Hard- und Software-Verkauf einzustellen und nur noch alles als X-as-a-Service darzureichen. Letzteres ist seit langem schon eine in der IT-Branche beklagte Zwickmühle: wenn die Umsatzströme aus dem Produktverkauf abrupt abreißen sollten und die langsam aber stetig wachsenden Einnahmen aus Managed Services (die bei Investoren so hoch bewerteten Recurrung Revenues) das vormalige Umsatzniveau Jahre später erst erreichen würden. Diese Transformation sollte in einem "Zweiklang" geschehen und kein "Dilemma" sein, wie HPE-Manager Gerry Steinberger zurecht den Wandel der Branche beschreibt.