Die Gamescom hat begonnen
Die weltgrößte Messe für Computerspiele und Videospiele, die Gamescom in Köln, ist ab Mittwoch für das breite Publikum geöffnet. Weit über 300.000 Besucher sollen bis Sonntag kommen. Die Schau ist wichtig, denn viele Games-Firmen stehen unter Druck.
Nach der „Opening Night Live" mit 4.000 geladenen Gästen am Dienstagabend dreht sich in den Kölner Messehallen jetzt fünf Tage lang alles um visuelle Reisen in die Vergangenheit, um düstere Gegenwartsentwürfe oder apokalyptische Zukunftsvisionen, in denen das Böse besiegt werden muss. Um Spiele wie „Squid Game: Unleashed" von Netflix oder das an die Comicreihe angelehnte Actionspiel „Batman: Arkham Shadow" zu testen, strömen diese Woche hunderttausende Spielefans in die Domstadt.
Das Motto der Messe könnte dabei heißen "The show must go on", denn vielen Games-Firmen geht es nicht gut. Die Kosten sind – wie überall – in die Höhe geschossen, die Nachfrage nach bezahlten Games hat sich nach dem Boom während der Corona-Pandemie spürbar abgeschwächt. Im ersten Halbjahr 2024 sanken die Umsätze um sechs Prozent, sagt der Branchenverband Game. Mit Games, Games-Hardware und Gaming-Online-Services wurden von Januar bis einschließlich Juni in Deutschland rund 4,3 Milliarden Euro umgesetzt. Den größten Umsatzrückgang gab es mit 18 Prozent bei der Games-Hardware. Auch der Umsatz mit Computer- und Videospielen sank um vier Prozent. Weltweit haben schon jetzt deutlich mehr Mitarbeiter der Branche konjunkturbedingt ihre Jobs verloren, als im Gesamtjahr 2023. Da fällt es manchen Unternehmen nicht ganz leicht, Optimismus zu verbreiten. Auch in Deutschland mussten insbesondere einige kleinere Studios aufgeben.
"Erstmals seit vielen Jahren geht der Umsatz mit Games in Deutschland aber auch weltweit zurück. Einer der Gründe hierfür ist das herausragende erste Halbjahr 2023 mit so vielen Blockbuster-Spielen wie selten zuvor. Im ersten Halbjahr 2024 gab es dagegen deutlich weniger Top-Veröffentlichungen und der große Aufholprozess beim Kauf aktueller Spielekonsolen war abgeschlossen, so dass sich ihr Absatz wieder normalisiert", erklärt Felix Falk, Geschäftsführer des game – Verband. Der Verbandschef bleibt insgesamt optimistisch: "Der Games-Markt wird allerdings nicht lange im Rückgang bleiben. Die bevorstehende Gamescom macht das bereits mit ihrer Rekordzahl an Ausstellern und ihren zahlreichen angekündigten Spielen deutlich."
US-Konzerne geben den Ton an
Unübersehbar war bei der Eröffnungsshow am Dienstagabend die Präsenz großer US-Konzerne. Amazon Prime stellte die Serie „Secret Level" vor, Netflix das Spiel „Squid Game: Unleashed". Die VR-Brille "Quest 3" von Meta wird benötigt, wenn man das Actiongame „Batman: Arkham Shadow" spielen will. Insgesamt kann sich die Kölner Messe auf ein gutes Geschäft freuen: Mehr als 1.400 Aussteller aus 64 Ländern werden ihre neuen Video- und Computerspiele präsentieren, darüber hinaus natürlich auch technische Innovationen und Dienstleistungen. Der Zuwachs im Vergleich zum Vorjahr beträgt satte 15 Prozent.
Subventionierte Branche
Natürlich reist zur Publikumsmesse Gamescom auch Politprominenz an. Am Mittwoch werden etwa der Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) und NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) erwartet. Die Politiker kommen auch, weil es um viel (Steuer-)Geld geht: Der Bund steckt viele Millionen in die Förderung der Games-Branche in Deutschland. Das sei viel zu wenig, um Wettbewerbsnachteile des Standortes Deutschland etwa gegenüber Ländern wie Frankreich und Kanada auszugleichen, heißt es aus der Branche.
Weil Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) darauf achten muss, den Bundeshaushalt nicht überzustrapazieren, bleiben die Mittel begrenzt. So nimmt das Bundeswirtschaftsministerium seit Mai 2023 keine Förderanträge mehr an. Dieses Jahr sollen zwar 50 Millionen Euro fließen – das Geld fließt aber in längst bewilligte Anträge. Weil Games-Entwicklungen meist mehrere Jahre dauern, fließt Fördergeld über mehrere Jahre gestückelt an die Games-Unternehmen und deren Entwickler.
Streit um Games-Förderung
Da die Mittel knapp sind, gibt es auch bereits Streit um einen Extra-Fördertopf von 100 Millionen Euro, der im vergangenen Jahr bewilligt wurde. Ein Drittel davon darf noch im Jahr 2024 verteilt werden, doch bis dato wurde noch nichts ausgezahlt, weil sich die Abstimmungen zwischen dem Bundeswirtschaftsministerium und der Bundeskulturbeauftragten über die konkrete Vergabe hinziehen. Zudem gibt es Streitigkeiten darüber, ob kleinere Games-Firmen nicht gezielter durch die Bundesländer gefördert werden können. Bis man sich einigt, müssen sich die potentiellen Nutznießer gedulden.
Für die Suche nach Geldgebern bleiben den Studios aber auch noch andere Möglichkeiten offen: So findet am 22. August im Rahmen der Gamescom der "gamescom invest circle" statt. Hier treffen Investoren auf aufstrebende Gaming-Studios. 45 Studios wurden mit intensiven Trainings auf den Pitch-Wettbewerb vorbereitet.