Unternehmen halten am Homeoffice fest

Laut einer repräsentativen Studie des Mannheimer Leibniz-Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) kann von einer Abkehr vom Homeoffice keine Rede sein. Hybride Arbeitsmodelle bleiben in deutschen Unternehmen ungebrochen verbreitet.

Durch hybrides Arbeiten haben sich auch Videocalls in vielen Betrieben fest etabliert

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Durch hybrides Arbeiten haben sich auch Videocalls in vielen Betrieben fest etabliert

Zuletzt berichteten Medien vermehrt darüber, dass namhafte Unternehmen ihre Homeoffice-Regelungen einschränken wollen. Die angekündigten "Return-to-Office"-Strategien reichten dabei von neuen Obergrenzen für die Anzahl der Homeoffice-Tage bis zur Wiedereinführung einer täglichen Präsenzpflicht. Einige Politiker und Zeitschriften wollten daraufhin bereits eine Umkehr der bisherigen Entwicklung als neuen Trend ausrufen, doch: Weit gefehlt! Laut einer repräsentativen Umfrage des ZEW Mannheim unter rund 1.200 Unternehmen im Juni 2024 kann von einer Abkehr vom Homeoffice keine Rede sein. Die befragten Betriebe erwarten für die kommenden zwei Jahre sogar einen weiteren Anstieg der Homeoffice-Nutzung.

"Laut unserer Befragung arbeiten Beschäftigte in 82 Prozent der Unternehmen in der Informationswirtschaft mindestens einmal wöchentlich im Homeoffice. Im stärker ortsgebundenen Verarbeitenden Gewerbe sind es 48 Prozent. Der Anteil der Unternehmen, die ihren Beschäftigten mindestens einen Homeoffice-Tag pro Woche ermöglichen, verharrt damit seit der Corona-Pandemie auf einem konstant hohen Niveau. Demnach sehen wir aktuell keine Anzeichen für eine Abkehr der Unternehmen von Homeoffice-Angeboten, die mindestens einen Tag pro Woche umfassen", kommentiert ZEW-Studienleiter Dr. Daniel Erdsiek die Ergebnisse.

Hybrid-Arbeit fest etabliert

Ein Vergleich der aktuellen Homeoffice-Nutzung mit der Situation vor der Pandemie macht deutlich, wie stark sich das mobile Arbeiten in deutschen Unternehmen etabliert hat. Im Verarbeitenden Gewerbe hat sich der Anteil der Unternehmen mit Homeoffice-Angeboten von 24 Prozent vor der Pandemie auf nun 48 Prozent verdoppelt. In der Informationswirtschaft ist der Anteil mit einem Sprung von 48 Prozent auf 82 Prozent ebenfalls massiv angestiegen.

"Mit Blick auf die nächsten zwei Jahre rechnen die Unternehmen auch nicht damit, Angebote mit mindestens einem Homeoffice-Tag pro Woche zurückzufahren. Im Gegenteil: Der Anteil an Unternehmen mit Homeoffice-Angeboten wird laut Erwartungen nochmals ansteigen – auf 88 Prozent in der Informationswirtschaft und 57 Prozent im Verarbeitenden Gewerbe", so Erdsiek.

Darüber hinaus rechnen die befragten Unternehmen auch mit einem steigenden Anteil der Beschäftigten, die solche Angebote künftig nutzen werden. Beispielsweise erwarten etwa zwei Drittel der Unternehmen in der Informationswirtschaft, dass im Juni 2026 mehr als 20 Prozent ihrer Beschäftigten mindestens einmal wöchentlich im Homeoffice arbeiten werden.

Wöchentlich ein bis fünf Tage Homeoffice

Hybride Arbeitsmodelle können vielfältig ausgestaltet und an die betrieblichen Bedarfe angepasst werden. Ein grundlegender und universeller Bestandteil ist jedoch die vereinbarte Homeoffice-Frequenz. Im Wesentlichen lassen sich fünf Homeoffice-Modelle unterscheiden, die von wöchentlich einem bis zu fünf Tagen Homeoffice reichen. "Aktuell erlauben 42 Prozent der Unternehmen in der Informationswirtschaft einem Teil ihrer Beschäftigten, an mindestens drei Tagen pro Woche von zuhause zu arbeiten. Vor der Corona-Pandemie war Homeoffice in diesem zeitlichen Umfang hingegen nur in 21 Prozent der Unternehmen möglich", so Erdsiek. "Auch für die restlichen Homeoffice-Modelle liegt die aktuelle Verbreitung weit über dem Niveau vor der Pandemie – in den meisten Fällen etwa doppelt so hoch. Das gilt sowohl für die Informationswirtschaft als auch fürs Verarbeitende Gewerbe."

Frequenz variiert nach Unternehmensgröße

In welchem zeitlichen Umfang im Homeoffice gearbeitet werden darf, variiert stark nach Unternehmensgröße. Dabei gilt: Je größer ein Unternehmen, umso wahrscheinlicher ist es, dass ein Teil der Beschäftigten Angebote mit hoher Homeoffice-Frequenz nutzen kann. Beispielsweise kommen Modelle mit mindestens drei Homeoffice-Tagen in etwa drei Viertel der großen Unternehmen in der Informationswirtschaft (mindestens 100 Beschäftigte) zum Einsatz. Dieser Unternehmensanteil sinkt auf 61 Prozent für mittlere Unternehmen (20 bis 99 Beschäftigte) und beträgt nur 35 Prozent für kleine Unternehmen (fünf bis 19 Beschäftigte).

"Hybride Arbeitsmodelle mit mindestens zwei Homeoffice-Tagen pro Woche werden derzeit von 91 Prozent der großen, 80 Prozent der mittleren und 55 Prozent der kleinen Unternehmen in der Informationswirtschaft genutzt. Im Verarbeitenden Gewerbe liegen diese Unternehmensanteile zwischen 76 Prozent für große und 15 Prozent für kleine Unternehmen."