Intel: 15.000 Mitarbeiter müssen gehen, Kosten um 10 Mrd. Dollar sinken
Kosten zu hoch, Margen zu niedrig, von KI profitiert Intel nicht in dem Maße wie Nvidia und AMD und rutscht im zweiten Quartal in die roten Zahlen. Der Aktienkurs bricht nachbörslich ein. "Wir brauchen mutige Maßnahmen", sagt Intel-Chef Pat Gelsinger in einem offenen Brief an die Mitarbeiter.
Der Halbleitergigant Intel kündigte am Donnerstag an, mehr als 15 Prozent seiner Belegschaft zu entlassen. Dies ist Teil eines Plans, der darauf abzielt, die Kosten im Geschäftsjahr 2025 um mehr als 10 Mrd. Dollar zu senken. Der Plan, der zusammen mit den Finanzzahlen für das zweite Fiskalquartal 2024 des Unternehmens vorgestellt wurde, umfasst die Streichung von rund 15.000 Arbeitsplätzen, umfangreiche Kürzungen bei den Betriebs- und Kapitalausgaben sowie die Aussetzung von Dividendenausschüttungen an die Aktionäre ab dem vierten Quartal. Der Großteil dieser Kürzungen wird bis zum Ende dieses Jahres abgeschlossen sein, sagte Intel-CEO Pat Gelsinger.
"Dies ist eine schmerzliche Nachricht für mich", schrieb Gelsinger in einem offenen Brief an die Intel-Mitarbeiter, der auf der Website des Unternehmens veröffentlicht wurde. "Ich weiß, dass es für Sie noch schwieriger sein wird, sie zu lesen. Dies ist ein unglaublich harter Tag für Intel, da wir einige der folgenreichsten Veränderungen in der Geschichte unseres Unternehmens vornehmen."
Intel-Aktie bricht ein nach Bekanntgabe schwacher Quartalszahlen
Die Nachricht kommt am selben Tag, an dem Intel für das zweite Quartal einen Umsatz von 12,8 Mrd. Dollar meldete, 1 Prozent weniger als im Vorjahr. Die Intel-Aktie stürzte am Donnerstag nachbörslich um mehr als 20 Prozent auf 23,09 Dollar pro Aktie ab. Die Aktie ist in diesem Jahr bereits um fast 40 Prozent gefallen. Intels gesamte Marktkapitalisierung lag am Donnerstag bei 121,21 Mrd. Dollar, verglichen mit Nvidias Gesamtmarktkapitalisierung von 2,38 Billionen Dollar und AMDs 205 Mrd. Dollar.
Gelsinger: "Bis ins Mark herausgefordert"
Gelsinger schrieb, dass Intel seine Kostenstruktur mit seinem neuen Betriebsmodell in Einklang bringen und seine Arbeitsweise grundlegend ändern müsse. "Unsere Umsätze sind nicht wie erwartet gewachsen - und wir müssen noch in vollem Umfang von starken Trends wie KI profitieren", schrieb er. "Unsere Kosten sind zu hoch, unsere Margen zu niedrig. Wir müssen mutigere Maßnahmen ergreifen, um beides anzugehen - insbesondere angesichts unserer Finanzergebnisse und der Aussichten für die zweite Hälfte des Jahres 2024, die schwieriger sind als bisher erwartet. Diese Entscheidungen haben mich bis ins Mark herausgefordert, und dies ist das Schwierigste, was ich in meiner Karriere getan habe."
Der Chief Technology Officer eines SP500-Unternehmens, der nicht genannt werden wollte, sagte, dass der Stellenabbau und die jüngsten Finanzergebnisse ein weiteres Zeichen für den starken Druck sind, dem Intel sowohl von Nvidia als auch von AMD ausgesetzt ist.
"Offen gesagt ist es für Intel in diesem hochdynamischen und schnelllebigen KI-Markt, in dem Innovationen und Entdeckungen fast täglich stattfinden, schwierig, mitzuhalten", so der CTO. "Umgekehrt gibt dies Intel möglicherweise die finanziellen Ressourcen, um sich neu zu motivieren und auf die richtigen Bereiche für die Zukunft zu konzentrieren. Die Kunden wollen Intel nach wie vor und schätzen es sehr, und auch wenn es Herausforderungen gibt, hat Intel weiter innoviert und sich weiterentwickelt. Wir hoffen, dass diese Umstrukturierung das Unternehmen auf eine neue Wachstumswelle bringt."
Der CTO sagte, dass es immer enttäuschend sei, wenn eine "Ikone der Branche wie Intel" große Personalreduzierungen vornehme. "Es ist immer schwierig zu erfahren, dass das Leben so vieler Menschen betroffen ist, weil diese Branche die Technologieunternehmen unter Druck setzt, mit der schnellen Innovation und Entwicklung Schritt zu halten", sagte er.
Zusätzlich zu den Entlassungen plant Intel eine Reihe weiterer Änderungen, um seine Kosten neu auszurichten.
Dazu gehören:
- Senkung der Betriebskosten, was neben den Entlassungen auch eine Reduzierung der Non-GAAP-F&E und MG&A (Marketing, Allgemeines und Verwaltung) auf etwa 20 Mrd. US-Dollar im Jahr 2024 und etwa 17,5 Mrd. US-Dollar im Jahr 2025 beinhaltet. Weitere Kürzungen werden für das Jahr 2026 erwartet.
- Senkung der Investitionsausgaben, einschließlich der Bruttokapitalausgaben im Jahr 2024 um 20 Prozent gegenüber früheren Prognosen. Die Brutto-Investitionsausgaben 2024 würden zwischen 25 und 27 Mrd. Dollar liegen, 2025 voraussichtlich 20 bis 23 Mrd. Dollar bertragen.
- Senkung der Umsatzkosten, wodurch 2025 Einsparungen bei den nicht variablen Umsatzkosten in Höhe von 1 Mrd. US-Dollar erwartet werden.
Ein Lichtblick in den Quartalsergebnissen von Intel ist der Umsatz der Client Computing Group, der um neun Prozent auf 7,4 Mrd. Dollar gestiegen ist. Der Umsatz im Bereich Rechenzentren und künstliche Intelligenz von 3,05 Mrd. US-Dollar lag unter dem Vorjahreswert von 3,16 Mrd. US-Dollar. Auch der Erlös mit Netzwerken und Edge von 1,34 Mrd. US-Dollar sank leicht unter dem Vorjahreswert.
Auf der Intel-Foundry-Seite (Auftragschipfertigung) meldete das Unternehmen einen Umsatz von 4,32 Mrd. US-Dollar, verglichen mit 4,17 Mrd. US-Dollar.
In die roten Zahlen gerutscht
Für das zweite Quartal meldete Intel am Donnerstag nach US-Börsenschluss einen GAAP-Nettoverlust von 1,61 Mrd. Dollar oder 38 Cents pro Aktie, eine deutliche Veränderung gegenüber dem Nettogewinn des Vorjahres von 1,47 Mrd. Dollar oder 25 Cents pro Aktie. Auf Non-GAAP-Basis meldete Intel einen Nettogewinn von 83 Mio. Dollar oder 2 Cents pro Aktie, ein Rückgang gegenüber dem Nettogewinn des Vorjahres von 547 Mio. Dollar oder 13 Cents pro Aktie.