Nfon-CEO Patrik Heider unter Handlungsdruck
Ein neuer CTO wird gesucht, der CEO übernimmt nun auch das Finanzressort, der Posten CMO gestrichten. Der neue Nfon-Chef Patrik Heider muss Kosten sparen und dennoch den Anschluss an Innovationen schaffen. Ein Diagnose- und Therapiebericht.
Dass neue Besen nicht immer gut kehren, zeigen die in den letzten Jahren vielen Chef-Wechsel beim Cloud-Telefonieanbieter Nfon. Aus seiner Bilanz jedenfalls lässt sich ablesen, dass es bei Nfon alles andere als gut läuft: Die Verluste 2022 verdoppelten sich auf knapp auf 15,6 Mio. Euro. Nun versucht sich seit Mai Patrik Heider. Der Aufsichtsrat hat einen in der Softwarenbranche erfahrenen Manager zum neuen CEO gemacht. Praktisch, dass der 49-Jährige ehemalige Consultant bei PwC viele Jahre als CFO bei Hoffmann Group und Nemetschek gearbeitet hatte. Er übernimmt das Vorstandsressort Finanzen gleich mit zu seinem neuen CEO-Posten bei Nfon. Eine erste, aber nicht erschöpfende Maßnahme. Denn der langjährige CTO Jan-Peter Koopmann muss gehen. Nach 14 Jahren soll ein neuer technischer Kopf gefunden werden.
Wie bei solchen Personalien üblich, dankt der Aufsichtsrat Koppmann für "Einsatz und erbrachte Erfolge". Aber den Vertrag verlängerte das Gremium nicht, woraufhin Koppmann um eine Freistellung geben habe.
Liest man dagegen in der Pressemitteilung, wie Heider Nfon wieder in die Erfolgsspur bringen will, hört sich das eher an wie eine Schilderung technologisch verpasster Anschlussmöglichkeiten in den letzten Jahren. Er wolle Nfon so ausrichten, dass der TK-Spezialist seiner „Rolle als innovativer Vorreiter der integrierten Cloud-Businesskommunikation im europäischen Markt gerecht" werde. Ist er also Stand heute nicht. Daher wird ein neuer CTO gesucht.
Kein Marketing-Vorstand mehr
Wie ein ärztliches Bulletin liest sich auch ein Satz wie dieser: "Es ist an der Zeit, die Unternehmensorganisation von Nfon an die eines modernen Software-Unternehmen anzupassen und sicherzustellen, dass die Bereiche Sales & Marketing, Produktmanagement und Entwicklung, aber auch People & Culture, jetzt eine entscheidende und zukunftsweisende Rolle in der Organisation erhalten". Den Vorstandposten des CMO streicht Heider ersatzlos. Amtsinhaber Jan Forster, knapp zehn Jahre bei Nfon, bleibt aber im Unternehmen. Alle Aufgaben dieses weit gespannten Bogens will Heider auf ein erweitertes Führungsteam übertragen, also mehr Verantwortliche einbinden, aber eben nicht mehr auf Vorstandsebene.
"Nur mit der richtigen Struktur sind wir in der Lage die Bedürfnisse unserer Kunden effizient umzusetzen. Auf dieser Basis von operativer Exzellenz werden wir eine nachhaltige Profitabilität erzielen und Nfon wieder in die Rolle des Innovators zurückführen, der im schnelllebigen Markt für Cloud-Kommunikation mit technologischen Innovationen Impulse setzt", schließt Heider seinen Diagnose- und Therapiebericht ab.