Komsa: "Vom Verkauf einzelner Geschäftsbereiche des Fusions-Partners Westcoast NICHT BETROFFEN."

TK-Distributor Komsa reagiert auf die Ankündigung von Also, Teile des Geschäfts der britischen Westcoast zu kaufen, mit einer Klarstellung. An den Fusionsplänen mit Westcoast ändere sich nichts. Komsa und Westcoast wollen ein 10-Mrd-Euro schwerer Distributionskonzern werden. Wie das sein kann, wo doch Komsas "Fusions-Partner" gerade dekonsolidiert?

Komsa-Chef Pierre Pascal Urbon in Erklärungsnöten.

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Komsa-Chef Pierre Pascal Urbon in Erklärungsnöten.

Kein klärendes Wort von Westcoast in der gestrigen Meldung zum "Deal" mit Also, und auch Also drückt sich mit diesem Satz nicht gerade präzise aus: "Der Deal umfasst die Aktivitäten des Unternehmens im Vereinigten Königreich, Irland und Frankreich." Welche genau? Komsa fühlt sich berufen, dazu Stellung zu beziehen, denn immerhin ist Westcoast seit der Ankündigung seines Einstiegs 2022 beim sächsischen TK-Distributor der "Fusions-Partner" von Komsa, wie die Hartmannsdorfer sagen. Bei der Übernahme jener "Aktivitäten" von Westcoast in UK, Irland und Frankreich durch die Also-Gruppe handelt es sich Komsa zufolge um den "Cloud-Business Bereich" sowie "Low-Tech IT-Distribution".

Letzteres bietet erneut viel Raum für Spekulationen, klingt "Low-Tech" doch nach Kistenschieben, was gemeinhin als wenig profitabel gilt. Aber auch "Cloud-Business Bereich" ist reichlich wage. Arbeitet Westcoast hier nicht seit vielen Jahren mit Also zusammen und bedient sich des Also Cloud Marketplaces, wie Verwaltungsratspräsident von Also, Gustavo Möller-Hergt, gestern in der Pressemitteilung sagte?

Was hat Joe Hemani vor, Gründer von Westcoast und Chairman? Und vor allem, von wieviel Geschäftsvolumen trennt er sich und bekommt dafür Anteile an der Also-Holding? Das kann nur er richtigstellen. Komsa-Chef Pierre-Pascal Urbon jedenfalls ist in Erklärungsnöten, hat, wenn er denn vom Westcoast-/Also-Deal vorab in Kenntnis gesetzt wurde, nicht erreichen können, dass wenigstens sein "Fusionspartner" einen Absatz in seine gestrige Pressemitteilung hätte setzen können, der für Klarheit am Festhalten der Komsa-Übernahme gesorgt hätte.

So lässt Komsa-CEO Urbon wissen: "Joe Hemani, Chairman der Westcoast Holdings Limited, ist von der Attraktivität unseres Geschäftsmodells fest überzeugt. Ein Verkauf der KOMSA ist deshalb nicht geplant. Vielmehr wird KOMSA durch gezielte Zukäufe im In- und Ausland wachsen und neue Geschäftssegmente erschließen." Der Übergang der restlichen Komsa-Anteile an Westcoast finde wie geplant im Januar 2025 statt.

Vision doch geplatzt ein 10-Mrd. schwerer europäischer Distributionskonzern zu werden?

Komsa will die Wachstumsstrategie wie geplant umsetzen. "Hierzu zählt insbesondere der Ausbau der Value-Add Distribution, die Internationalisierung des Device-as-a-Service Geschäfts, die Expansion in Software-as-a-Service Anwendungen sowie die Modernisierung der Logistik in Hartmannsdorf", führt der TK-Distributor fort. Und er hat zusammen mit Westcoast große Pläne: 5 Mrd. Euro erwirtschafte Komsa und Westcoast zusammengezählt, teilte Urbon kürzlich mit, die Umsatzschwelle von 10 Mrd. Euro fest im Auge – "organisch und durch Akquisitionen in den nächsten Jahren", wie Urbon sagt. Vor allem das margenträchtige Cloud- und Device-as-a-Service-Geschäft soll weiter ausgebaut werden.

Komas Fokus auf Deutschland sei "zunehmend" zu einer "Wachstumsfalle" geworden, so Urbon. "Der Maßstab waren nicht die kleineren TK-Distributoren, sondern die internationalen Wettbewerber", stellt er klar. "Die deutlich größeren ITK-Distributoren nutzen Akquisitionen für die Ergänzung des Portfolios und die weitere regionale Expansion", zieht er einen Vergleich und weiter: "Der internationale Wettbewerb wuchs durch diese Strategie in den letzten Jahren schneller als der Markt". Mit Westcoast an der Seite sieht sich Komsa den Broadlinern ebenbürtig.

Wie das noch zusammenpasst, wenn Komsas "Fusionspartner" Westcoast nun Teile oder sogar in Gänze sich seines Geschäfts per "Partnerschaftsvertrag" (Also) entledigt, kann Urbon für Joe Hemani nicht beantworten.

Oder hat sich Westcoast nicht doch schlichtweg anders entschieden und sich verabschiedet aus der Distribution auf der Insel und in Frankreich, wie eine andere Meldung nahelegt. Alex Tatham, Westcoast-Chef in UK, hat gerade seinen Abschied auf Linkedin bekanntgegeben. "Nach der großen Ankündigung, dass Westcoast UK, Irland und Frankreich von der exzellenten Also Group übernommen werden sollen, um Europas mächtigsten IT-Distributor zu bilden, ist es für mich an der Zeit, andere Dinge zu finden, über die ich laut schreien kann! Ich kann mich sehr darüber freuen, dass ich dazu beigetragen habe, Westcoast als führendes IT-Vertriebsunternehmen in Großbritannien etabliert zu haben. Der gesamten IT-Kanal, die Region des Themse-Tals und vor allem der wunderbare Westcoast-Besitzer Joe Hemani können stolz darauf sein", sagt Tatham, der über 15 Jahre für Westcoast gearbeitet hat und sich nun umorientieren will.