Mehr Wettbewerb im Cloud-Markt gefordert
Das Berliner "zentrum Nachhaltige Transformation" (zNT) kritisiert in Folge einer Umfrage die Lizensierungspraktiken auf dem Cloud-Markt. Das Institut warnt vor Monopolbildung und Behinderung von Innovation – insbesondere durch Microsoft.
Bestehende Lizensierungspraktiken auf dem Cloud-Markt begünstigen die Bündelung von Software- und Cloud-Angeboten und führen zu Lock-In-Effekten für öffentliche Unternehmen, warnt das zNT nach der vorläufigen Auswertung seiner Umfrage. Die durchgeführte Befragung zeigt, dass auch öffentliche Unternehmen massiv auf Cloud-Lösungen setzen: 84 Prozent der Teilnehmer haben ihre Aktivitäten demnach bereits ganz oder teilweise in die Cloud verlagert. Dabei werden vorrangig Office-Anwendungen, wie Text- und Mailverarbeitung sowie CRM-Systeme, in die Cloud verlegt, hinzu kommen HR-Anwendungen.
"Viele Unternehmen nutzen Angebote, die Cloud- und Software-Lösungen kombinieren", erläutert zNT-Managing Partner Professor Dr. Torsten Oltmanns. "Unsere Zwischenergebnisse legen nahe, dass Anbieter die Auswahl für öffentliche Unternehmen über Kosten aktiv einschränken." zNT-Mitglieder warnen darüber hinaus vor "Lock-In-Effekten auf dem Software- und Cloud-Markt". Professor Dr. Dennis-Kenji Kipker, wissenschaftlicher Direktor des cyberintelligence.institute (CII), ergänzt: "Insbesondere der Anbieter Microsoft wurde in der Vergangenheit häufig für gerade diese Lock-in-Praktiken kritisiert. Ein solches wettbewerbliches Verhalten führt nicht nur zur weiteren Monopolbildung und Behinderung von Innovation, sondern schadet letztlich auch den eigenen Kunden."
Steigende Cloud-Kosten erwartet
Laut zNT entscheiden sich etwa zwei Drittel der Unternehmen (65 Prozent), die Teile oder die gesamte Infrastruktur in die Cloud verlagern, für die Cloud des Softwareanbieters, in den meisten Fällen ist das Microsoft Azure. In diesem Fall bedeutet der Wechsel in die Cloud für die meisten Unternehmen zunächst keine Mehrkosten. Etwa die Hälfte der Unternehmen, die in die Cloud des Softwareanbieters gewechselt sind, hatten jedoch nicht die Möglichkeit ihre Softwarelizenzen ohne zusätzliche Kosten in die Cloud eines Drittanbieters zu übertragen - die zusätzliche Kostenbelastung hätte bis zu 25 Prozent betragen. Zudem gab etwa ein Drittel der Befragungsteilnehmer an, dass mangelnde Transparenz und Klarheit zu Schwierigkeiten bei der genauen Vorhersage der tatsächlichen Kosten von Softwarelizenzen in der Cloud führen. Insgesamt erwarten 74 Prozent aller Befragten steigende Cloud-Kosten in den kommenden fünf Jahren.
Für zNT-Managing Partner Oltmanns ergibt sich aus der Befragung eine klare Forderung: "Die Zwischenergebnisse unserer Umfrage unterstreichen den Bedarf, den Cloud-Markt endlich kritisch zu durchleuchten und auf politischer und regulatorischer Ebene funktionierende Wettbewerbsbedingungen für Cloud-Angebote zu schaffen", unterstreicht er. Das zNT gehört zur privaten Quadriga Hochschule Berlin und positioniert sich als Think Tank und Beratung für Unternehmen und Verbände.