Deutscher ITK-Markt weiter auf Wachstumskurs
Laut Bitkom wird der ITK-Markt 2024 auf 225 Mrd. Euro wachsen und auch 2025 zulegen. Die Digitalbranche ist Deutschlands stärkster Job-Motor. Software, KI und Collaboration verzeichnen starkes Wachstum. International vertieft sich die Kluft zwischen dem deutschen ITK-Sektor und den führenden Ländern USA und China.
Zur Jahresmitte zieht der ITK-Branchenverband einen positiven Ausblick auf das laufende und das kommende Jahr. Die Digitalbranche hierzulande wächst, einzelne Bereiche boomen regelrecht. Für 2024 geht der Bitkom von einem Wachstum des ITK-Markts von 4,3 Prozent auf 224,8 Mrd. Euro aus. 2025 wird ein Wachstum auf ähnlichem Niveau in Höhe von 4,7 Prozent auf 235,4 Mrd. Euro erwartet. "Die Digitalbranche entwickelt sich 2024 in einem schwierigen Umfeld insgesamt stabil. Massive politische Eingriffe in den Markt, Krisen und ungelöste Fragen in der Ampel-Koalition sorgen allerdings für Verunsicherung", sagt Bitkom-Präsident Ralf Wintergerst.
Wachstumstreiber Software
Innerhalb der Branche gibt es eine große Spreizung zwischen den einzelnen Segmenten. Das größte Wachstum kann wie in den Vorjahren die Informationstechnik verbuchen. Nach aktueller Bitkom-Prognose werden 2024 mit IT 151,2 Mrd. Euro umgesetzt. Das entspricht einem Plus von 5,4 Prozent.
Am stärksten wachsen dabei die Umsätze mit Software (plus 9,8 Prozent auf 46,6 Mrd. Euro). Besonders stark legen die Umsätze von Plattformen für die Entwicklung, das Testen und die Bereitstellung von Software zu (plus 12,8 Prozent auf 12,6 Mrd. Euro).
KI wächst innerhalb des Softwaresegments massiv: um 39,2 Prozent auf 1,5 Mrd. Euro. Ebenfalls stark legen die Geschäfte mit Systeminfrastruktur von Unternehmen (plus 8,4 Prozent auf 10,4 Mrd. Euro) zu. An der Wachstumsspitze: Security-Software mit plus 12,7 Prozent auf 4,7 Mrd. Euro. Das kommende NIS2-Gesetz, das hierzulande circa 40.000 Unternehmen zu einem höheren IT-Security-Niveau verpflichtet, sorgt bei Herstellen und Dienstleistern für eine Sonderkonjunktur.
Überdurchschnittlich zulegen können auch Kollaborations-Tools, mit denen 1,3 Mrd. Euro umgesetzt werden, 15,1 Prozent mehr als im Vorjahr. Die Umsätze mit IT-Dienstleistungen steigen im laufenden Jahr um 4,5 Prozent auf 51,6 Mrd. Euro.
Hardware dreht wieder ins Plus
Bei IT-Hardware erwartet der Bitkom ein Plus von 2,8 Prozent auf 53 Mrd. Euro und somit eine Trendwende, nachdem 2023 die Umsätze zurückgegangen waren. Da Microsoft den Support für Windows 10 im Oktober kommenden Jahren einstellen wird, rechnet die Branche mit einer Welle an Migrationen zu Windows 11, verbunden mit Investitionen in neue PCs. Nach einem Wachstumsknick im Nachgang der Corona-Pandemie drehen die Umsätze mit PCs (plus 1,1 Prozent auf 7,8 Mrd. Euro) und Workstations (plus 2,4 Prozent auf 0,9 Mrd. Euro) wieder leicht ins Plus.
Die Umsätze mit Servern dagegen sind mit einem leichten Minus von 0,3 Prozent auf 3,1 Mrd. Euro noch nicht wieder im schwarzen Bereich. "Bei der IT-Hardware sehen wir immer noch die Auswirkungen des Nachfrageschubs während der Corona-Jahre, aber der Markt normalisiert sich zusehends", so Wintergerst. Die Integration von KI in die Hardware (KI-PCs) soll Bitkom zufolge in den kommenden Jahren für zusätzliche Investitionen sorgen.
Starkes Wachstum gibt es insbesondere im Bereich Infrastructure-as-Service, also bei gemieteten Servern, Netzwerk- und Speicherkapazitäten.
CE bleibt schwach
Keine Trendwende gibt es bei der Unterhaltungselektronik (Consumer Electronics). Auch in diesem Jahr werden die Umsätze Bitkom zufolge weiter sinken. Für 2024 geht die Prognose von einem Minus um 7,5 Prozent auf 7,6 Mrd. Euro aus. "Trotz EM- und Olympia-Jahr gibt es keine tiefgreifende Erholung bei der klassischen Unterhaltungselektronik", so Wintergerst.
TK mit moderatem Wachstum
Der Markt für Telekommunikation soll in diesem Jahr moderat um 2 Prozent auf 73,7 Mrd. Euro wachsen. Dabei wird nach der Bitkom-Prognose mit Telekommunikationsdiensten der Löwenanteil von 52,8 Mrd. Euro erzielt, ein Plus von 1,8 Prozent. Noch etwas stärker kann das Geschäft mit Endgeräten zulegen, um 4,3 Prozent auf 12,8 Mrd. Euro.
"Zwar nutzen die Menschen ihre Smartphones immer länger, auch weil die Hersteller die Geräte mit Funktions- und Sicherheitsupdates versorgen. Zugleich wächst die Bereitschaft, Premium-Geräte zu entsprechenden Preisen zu kaufen", so Bitkom-Chef Wintergerst.
Leicht im Minus sind Investitionen in die Telekommunikations-Infrastruktur, die um 0,3 Prozent auf 8,1 Mrd. Euro zurückgehen. "Die Unternehmen wollen in den Ausbau von Glasfaser- und 5G-Netzen investieren, werden aber häufig durch Engpässe bei den Baukapazitäten und langwierige Genehmigungsverfahren ausgebremst", so Wintergerst. "Das monatelange Gezerre um das TK-Netzausbau-Beschleunigungsgesetz wirft ein Schlaglicht darauf, wo wir besser werden müssen. Die Politik ist in der Pflicht, Investitionen zu ermöglichen, etwa durch beschleunigte und voll digitale Genehmigungsverfahren".
Jobmotor Digitalbranche
Trotz schwieriger Bedingungen entstünden in der Bitkom-Branche weiterhin neue Arbeitsplätze. Im laufenden Jahr werden es voraussichtlich 29.000 sein, im kommenden Jahr sollen dann sogar knapp 47.000 hinzukommen. Damit würden Ende 2025 1,41 Millionen Menschen in der Bitkom-Branche beschäftigt sein, 2005 waren es noch 810.000.
"Auch wenn einzelne Unternehmen zuletzt Arbeitsplätze abbauen mussten: Die Digitalbranche ist Deutschlands stärkster Job-Motor. Die Beschäftigung könnte sogar noch höher sein, wenn es ausreichend Fachkräfte gäbe, denn vielfach sind Unternehmen nicht in der Lage, freie Stellen zu besetzen", sagt Wintergerst.
USA und China führend
Trotz eines Umsatzwachstums von 4,3 Prozent könne Deutschland mit anderen Regionen nicht mithalten, so der Bitkom. Weltweit würden die Umsätze mit IT und Telekommunikation im laufenden Jahr voraussichtlich um 6,4 Prozent auf 4,82 Billionen Euro steigen. Mit einem Plus von 7 Prozent würden die USA ihre Vormachtstellung weiter ausbauen. Weltweiter Marktanteil: 38,6 Prozent.
Auf Rang zwei sieht Bitkom China - mit einem Marktanteil von 10,9 Prozent, dahinter folgt Japan mit 4,6 Prozent. Deutschland kommt auf einen Marktanteil von 4,2 Prozent und liegt damit wieder knapp vor Großbritannien (4,1 Prozent). An der weltweiten Wachstumsspitze steht Indien mit einem Plus von 9,8 Prozent und einem globalen Marktanteil von 2,5 Prozent.
"Wir müssen die Investitionen in die Digitalisierung massiv nach oben fahren, wenn wir international Schritt halten wollen", sagt Wintergerst. "Die Bundesregierung sollte in der restlichen Legislaturperiode insbesondere die Digitalisierung der Verwaltungen vorantreiben und dafür die nötigen finanziellen Mittel zur Verfügung stellen. Auch für die Digitalisierung der Bildung müssen wir mehr tun, der Digitalpakt 2.0 muss kommen und er muss gut ausgestattet sein. Die Digitalisierung der Wirtschaft muss beschleunigt werden, insbesondere durch eine innovationsförderliche Umsetzung des AI Act und die im Koalitionsvertrag vorgesehenen Superabschreibungen für Digitalinvestitionen. Und schließlich gilt es, die digitalen Infrastrukturen auszubauen und sicher zu machen."