KI braucht "Kultur der Ermächtigung"

Gehetzt, überfordert, ausgebrannt und nun kommt zum Fachkräftemangel auch noch generative KI dazu, mit der IT-Experten zwingend Schritt halten müssen. Fast ein Viertel der IT-Manager denken an Kündigung. Eine tickende Zeitbombe, warnt Brian Duffy, CEO bei SoftwareOne.

SoftwareOne-CEO Brian Duffy: Unternehmen sitzen "auf einer tickenden Zeitbombe, wenn sie ihre Belegschaft nicht jetzt qualifizieren und umschulen, um das Potenzial der KI auszuschöpfen".

Image:
SoftwareOne-CEO Brian Duffy: Unternehmen sitzen "auf einer tickenden Zeitbombe, wenn sie ihre Belegschaft nicht jetzt qualifizieren und umschulen, um das Potenzial der KI auszuschöpfen".

Finanzer: "Was ist, wenn wir Mitarbeiter weiterbilden und sie verlassen dann das Unternehmen?". CEO: "Was passiert, wenn wir Mitarbeiter nicht schulen und sie bleiben?" Ein Posting, wie es auf Linkedin bisweilen geteilt wird. Warum es gerade jetzt häufiger auftaucht, wo es doch schon immer das Dilemma zwischen Kosten und Zukunftssicherung eines Unternehmens gab? Es könnte etwas mit KI zu tun haben. Jeder redet über diese technische Revolution, die die Art und Weise, wie wir heute arbeiten, auf den Kopf stellen könnte. Fast jeder hatte sein iPhone-Moment mit ChatGPT, ahnt wohl, dass man mit der nur kleinsten Spitze eines gigantische Eisbergs Bekanntschaft gemacht hat. Was noch alles kommen wird?

Diese Frage stellt sich jeder. Und man kann es wohl so sagen: Die aktuelle Unsicherheit, was KI zum Guten wie zum Negativen verändern wird, eint die meisten Menschen – vom Vorstandvorsitzenden bis hin zur Kassiererin. Noch jedenfalls, wie aus dem Cloud Skills Report von SoftwareOne hervorgeht.

62 Prozent der Befragten geben dort an, dass sie derzeit nicht über ausreichende Kompetenzen für den Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) verfügen. 41 Prozent der Unternehmen haben Schwierigkeiten, Mitarbeiter mit KI-Kenntnissen zu finden. Stimmen diese Zahlen, wären sie eine Riesensensation. Denn im Umkehrschluss hieße das doch: 38 Prozent haben bereits den Überblick, wie KI in ihrem Unternehmen einzusetzen ist, und 59 Prozent klagen nicht darüber, keine KI-Experten auf dem Arbeitsmarkt finden zu können.

SoftwareOne hat für seinen Report 500 IT-Entscheidungsträger aus Großbritannien, den Benelux-Ländern, Nordamerika und Australien befragt. Nur 18 Monate nach dem allgemeinen Start von ChatGPT soll also mehr ein Drittel der Unternehmen KI-Kompetenz und mehr als die Hälfe ausreichend viele KI-Experten an Bord geholt haben?

Das kann nicht sein, wo doch erst jetzt KI-Anbieter und ihre Distributoren mit ihren Schulungen startet, um aus dem Personal ihrer Partner technische und vertriebliche KI-Experten zu machen. Es hat viele Jahre gebraucht, um ausreichend viel qualifiziertes Personal für die Cloud-Technologie zu befähigen. Größere Systemhäusern, IT-Berater und MSPs haben in den letzten Jahren Cloud-BUs mit vielen Experten etabliert. Ihr Bedarf ist immer noch nicht gestillt, denn der Einsatz von KI setzt zwingend Cloud-Infrastrukturen bei Kunden voraus.

Und die Lücke zwischen Mensch und Maschine ist bei Cloud immer noch groß – mit fatalen Konsequenzen. Der Mangel an Cloud-Fachkräften habe bei 62 Prozent der von SoftwareOne Befragten die individuelle Arbeitsbelastung erhöht – mit Folgen "wie Burnout und hohen Fluktuationsraten", heißt es im Report. Der Schmerz ist für knapp ein Viertel der IT-Manager so groß, dass sie aufgrund des Fachkräftemangels kündigen wollen. IT-Mitarbeiter zu halten, ist strategisch äußert wichtig, 84 Prozent der Unternehmen sehen darin eine große Herausforderung. Und nun kommt noch generative KI dazu.

"Die rasanten Fortschritte im Bereich der KI und der generativen KI bieten Unternehmen weltweit spannende Perspektiven. Allerdings sitzen sie auf einer tickenden Zeitbombe, wenn sie ihre Belegschaft nicht jetzt qualifizieren und umschulen, um das Potenzial der KI auszuschöpfen", warnt Brian Duffy, CEO bei SoftwareOne.

Unsere Studie zeigt, dass eine überwältigende Mehrheit der Unternehmen plant, ihre IT-Teams weiterzubilden, um die Einführung von KI zu beschleunigen und den Weg in die Cloud zu ebnen". sagt er. Duffy spricht in diesem Zusammenhang von einer "Kultur der Ermächtigung". Optimismus solle gefördert werden, "indem sie den Menschen in den Mittelpunkt stellen und zeigen, wie Innovationen ihre Aufgaben erleichtern, anstatt eine Bedrohung darzustellen". Dies könne zur Mitarbeiterbindung beitragen, meint der SoftwareOne-Chef.