Umfirmierung und Expansion: Aus Ebertlang wird Elovade

Nach jüngsten Zukäufen im europäischen Ausland tritt Ebertlang ab sofort unter neuem Firmennamen Elovade auf. Der VAD kündigt gegenüber CRN weitere Akquisitionen an. Das Geschäft des Distributors wird internationaler, eines aber soll sich nicht ändern.

Die Elovade-Vorstände Philip Weber (li.) und Marcus Zeidler wollen in Europa weiter expandieren.

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Die Elovade-Vorstände Philip Weber (li.) und Marcus Zeidler wollen in Europa weiter expandieren.

Aus Ebertlang wird Elovade. So kurz die Botschaft, so lange und nervenauftreibend kann das Projekt Umfirmierung sein, wie die Vorstände Philip Weber und Marcus Zeidler im CRN-Gespräch berichten. Dazu gleich mehr. Weber und Zeidler haben mit Elovade ehrgeizige Pläne und läuten eine neue Ära ein beim VAD mit Sitz im hessischen Wetzlar: Sie sollen einen führenden europäischer Value-Added-Software-Distributor etablieren. Weitere Zukäufe stehen nicht nur auf ihrer langen Akquisitionsliste. Sie führen bereits konkrete Gespräche, stehen in den Region Nordic kurz vor dem Abschluss eines weiteren Zukaufs. "Könnte in vier Wochen spruchreif sein", verrät Philip Weber CRN.

Das Vorstandsduo sondiert Märkte in Frankreich, in Großbritannien, streckt Fühler nach Südeuropa aus: Spanien, auch in Italien, wo man seit 2022 mit dem Zukauf des VAD Achab schon präsent ist, könnte eine weitere Übernahme folgen. In Schweden sind die Hessen mit dem VAD Innosoft ebenfalls schon vertreten. In der Schweiz wurde eine Niederlassung gegründet. In Österreich erfolgte der Markteinstieg per Asset Deal mit VAD 8Soft. Alle bestehenden Gesellschaften der insgesamt 150 Mitarbeiter in Europa werden nun Elovade heißen. Die neu hinzukommenden "nach einer gewissen Frist" auch, so Weber.

Die letzte offizielle Bilanz 2022 weist für Ebertlang einen Umsatz von 51 Millionen Euro aus. Der dürfte für Elovade mittlerweile um mindestens einen zweistelligen Millionenbetrag höher sein. 35 Hersteller führt der VAD aktuell im Portfolio. Die Top-2 Hersteller sind Mailstore und Eset, danach folgen weitere Hersteller, die vom Umsatz her dicht beieinander seien, sagt der für Finanzen zuständige Marcus Zeidler. Wachstumschampion ist aktuell Hornetsecurity. Der Anbieter für cloudbasierte E-Mail-Security-Services aus Deutschland ist seit 2021 im Portfolio von Elovade. Das zeigt einmal mehr, dass der VAD vor allem mit IT-Security stark wächst und dieses Portfolio für seine rund 20.000 Kunden - MSPs und Systemhäuser – ausbauen dürfte. Auch eigene Lösungen die man gemeinsam mit Technologiepartnern, sollen ausgebaut werden.

Firmengründer Steffen Ebert und Volker Lang, ihre Nachnamen standen mehr als zwei Jahrzehnte für den VAD, haben den Distributor schwerpunktmäßig auf Lösungen für Infrastruktur im Markt für MSPs ausgerichtet. Nun wird Security immer wichtiger. Und die europäische Expansion, für die HQ Equita und seit Anfang 2024 ein weiterer Private Equity Investor, Verdane, Mittel zur Verfügung stellen.

Bisher hatten Weber und Zeidler relativ kleinere VADs zugekauft. Sie achten darauf, dass die Integration neuer Gesellschaften reibungslos klappt. Wollen sicherstellen, dass die neu zugekauften VADs im Ausland einen ähnlichen partnerorientierten Zugang zu den Kunden haben, für den die Hessen im deutschen MSP-Markt bekannt sind: persönliche Beratung in Landessprache, hohes Niveau bei technischem Support und enger Dialog und Erfahrungsaustausch im Netzwerk auf den regelmäßigen Partnerevents. Die Elovade-Vorstände sind aber grundsätzlich nicht abgeneigt, auch größere VADs zu akquirieren, wenn es denn eine Gelegenheit gäbe. In der Schweiz zum Beispiel ist es für ein deutschen Distributor nicht leicht, mit einer Neugründung Fuß zu fassen. Mit einem Zukauf eines etablierten VADs kann man sich leichter tun.

USP und DNA nicht verlieren

Bei allem Expansionsehrgeiz kennen Philip Weber und Marcus Zeidler die Risiken einer Wachstumsstrategie, vor allem wenn Firmenkulturen nicht zusammenpassen und sich der Zugang für Partner zu ihrem immer größer werdenden VAD verändert. Die unterschiedlichen Bedürfnisse großer und kleiner MSPs, die ihn ihrem Reifegrad sehr verschieden sind, stellt Elovade bereits heute fest. Größere Kunden sprechen über Automatisierung ihrer Lieferkette, wollen vom VAD eine Integration der Lösungen in ihr ERP sichergestellt wissen. Während kleinere Systemhäuser noch viel Unterstützung beim Aufbau eines Managed Service-Geschäft benötigen. "Individualisiertes Massengeschäft" ist die Antwort von Marcus Zeidler auf den sehr heterogenen Channel, den Elovade mit SaaS- und klassischen Softwarelösungen bedient.

Der Mehrwert, den der VAD traditionell seinen Partnern bietet, soll sich auch weiter im neuen Firmennamen spiegeln und die Unternehmensphilosophie unterstreichen. "EL", die ersten Buchstaben in Elovade, stehen für die Gründer Ebert und Lang, "vade" nimmt Anleihe an das englische Verb "to elevate" - etwas erheben/ verbessern. Partner, Systemhäuser und Hersteller will Elovade "weiterhin proaktiv und wertschöpfend bei der Weiterentwicklung ihrer Geschäftsmodelle unterstützen".

Das passt sehr gut, und es wundert nicht, dass die beauftragte Agentur mit ihren Vorschlägen für den neuen Firmennamen scheiterte. Erstaunt, teils entsetzt, mussten Weber und Zeidler lesen, was die Kreativen zu Papier brachten. An einem Samstag hatte Weber schließlich eine Eingebung, Elovade schoss es ihm in den Kopf. Er rief Zeidler sofort an. Noch bevor er sich vom Duschen abtrocknen konnte, war der neue Firmenname geboren. Danach fing die Arbeit erst richtig an mit URL- und Markenanmeldung, die erst dann wasserdicht war, als eine Firma mit ähnlich klingendem Firmennamen ihren Widerstand aufgegeben hat.