Was der Digitalpakt Schule erreicht hat – und was nicht

Über 6 Mrd. Euro sind seit 2019 in die Digitalisierung von Schulen geflossen, an Geräten mangelt es "nur" noch jeder zehnten Schule. Was nun nach dem Ende der Förderung? Dell nennt 6 Bereiche, die noch nicht die digitale Steinzeit hinter sich gelassen haben.

Was der Digitalpakt Schule erreicht hat – und was nicht

Es gibt, vergleichsweise zu gewaltigen Anstrengungen wie dem Umstieg auf regenerative Energieversorgung, einfachere Transformationen: IT-Modernisierung an bundesdeutschen Schulen zum Beispiel. Freilich gilt auch hier wie woanders: mit Milliarden aus den Staatskassen allein lässt sich Digitalisierung nicht bewerkstelligen. 6,5 Mrd. öffentliche Gelder sind sei 2019 geflossen. Zwischenfazit: Der Digitalpakt Schule hat vieles verbessert, infrastrukturell jedenfalls. Im Bildungsranking der Nationen leider nicht, im Gegenteil: Bei der jüngsten Pisa-Studie 2022 schnitten Deutschlands Schüler so schlecht wie nie ab.

Eine gute Hardwareausstattung allein - die übrigens noch besser sein sollte – sichert noch keine Lernerfolge. Vielen Lehrkräften fehlt offenbar noch immer Know-how in der digitalen Umsetzung von Lerninhalten, womöglich auch ein "Mindset", um sich selbst für Schule Digital zu befähigen. Und das vor dem Hintergrund der nächsten Revolution, die vor Schulen und Schülern nicht Halt machen wird: ChatGPT und alle möglichen KI-Tools.

Nachholbedarfe sieht die IT-Branche und ihr Verband Bitkom immer. Allein schon aus Eigeninteresse eines Wirtschaftszweigs, der doch Schulen mit IT ausstattet und daran verdient. Dass der Digitalpakt Schule aber nur ein Anfang sein kann, die IT-Modernisierung bundesdeutscher Schulen anzuschieben, war vielen schon klar, als das Förderprogramm vor fünf Jahren aufgelegt wurde. Es gilt immer noch viele Lücken, Mängel zu beseitigen und Missverständnisse auszuräumen. Beispielsweise jene Vorstellung, dass mit einer Einmalausstattung mit Computern ein IT-Betrieb dauerhaft gesichert ist.

Streit ums liebe Geld: Zweiten Digitalpakt Schule soll kommen

Hersteller Dell Technologies nennt 6 Bereiche, wo es noch großen Nachholbedarf gibt. Dass Dell die Missstände gerade jetzt nennt, ist kein Zufall. Bund und Länder sind sich im Prinzip einig, dass ein Digitalpakt 2.0 kommen muss. Wie der aber finanziert werden soll und in welcher Höhe, darüber streitet die Politik. Es geht, wie sollte es anders sein, ums Geld. Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) lehnt es ab, dass der Bund erneut mit 90 Prozent der Kosten schultert. Sie pocht auf eine Kostenteilung zwischen Bund und Ländern.

Wo das Geld, so es denn aus einem zweiten Digitalakt Schule vielleicht 2025 kommen könnte, investiert werden soll, dazu macht Dell sechs konkrete Vorschläge.

Endgeräte für alle Schulen: Zehn Prozent der Schulen haben noch keine Klassensätze an Endgeräten. Ein Missstand, der dringend behoben werden muss. Hier geht es auch um Bildungsgerechtigkeit, denn ob Schüler den Umgang mit digitalen Medien und Informationen erlernen, darf nicht von der Schule abhängen, die sie besuchen. Das Mitbringen eigener Geräte kann nicht die Lösung sein, da nicht sichergestellt ist, dass alle Schüler über Geräte verfügen, und die Vielfalt an Systemen zu Problemen im Unterricht führt.

Mehr Fokus auf die Infrastruktur: In den vergangenen Jahren stand – nicht zuletzt aufgrund der Pandemie – in vielen Schulen die Anschaffung von Endgeräten im Fokus. Eine klare Strategie, was darüber hinaus an IT erforderlich ist, gab es hingegen nicht, wodurch die Infrastruktur häufig vernachlässigt wurde. Für reibungslose und sichere digitale Erfahrungen im Unterricht benötigen Schulen jedoch leistungsfähige Netzwerke, Security-Lösungen und Backup-Konzepte. Zudem kann – je nach Größe der Schule oder Bandbreite der Internetanbindung – der Einsatz eigener Server- und Storage-Systeme sinnvoll sein.

Etablierung von Standards: Da die IT nicht immer koordiniert angeschafft wurde, gibt es derzeit zu viele verschiedene Geräte, Plattformen und Anwendungen. Das macht nicht nur die Verwaltung aufwendig, sondern erschwert auch die Nutzung digitaler Medien im Schulalltag, weil nicht alles optimal zusammenarbeitet und sich einheitlich bedienen lässt. Das Ziel sollte daher eine homogenere IT-Landschaft sein. Eine solche würde auch die Entwicklung von schul- oder sogar länderübergreifenden Lernanwendungen und Lerninhalten erleichtern.

Professionalisierung des IT-Betriebs: Die Verwaltung und der Schutz der digitalen Geräte und Infrastrukturen sollte nicht Aufgabe der Lehrkräfte sein, da ihnen sowohl die Zeit als auch die tiefgehende IT-Expertise dafür fehlt. Dennoch ist es allzu oft Realität, dass sie den IT-Support übernehmen. Das führt dann zu Bastel-Lösungen, die ineffizient und aus Security-Sicht fragwürdig sind, weil beispielsweise Schwachstellen nicht konsequent gepatcht und keine regelmäßigen Backups angelegt werden. Hier sind Schulen auf professionelle Unterstützung durch interne oder externe IT-Experten angewiesen, die die gesamte IT mit bewährten Lösungen zentral verwalten, schützen und sichern.

Kontinuierliche Weiterbildung der Lehrkräfte: Zwar haben laut der VBE-Umfrage in 80 Prozent der Schulen mindestens die Hälfte bis fast alle Lehrkräfte an Fortbildungen zum Thema Digitalisierung teilgenommen und teilen ihr Wissen dann üblicherweise auch im Kollegium. Dennoch kommt es immer wieder vor, dass Lehrkräfte mit der Technik kämpfen und die Pädagogik zu kurz kommt. Mehr und vor allem kontinuierliche Weiterbildungsmaßnahmen sind daher notwendig – zumal sich die Technologien schnell weiterentwickeln, wie es zuletzt beispielsweise KI-Tools wie ChatGPT gezeigt haben. Hilfreich wäre es zudem, den Umgang mit digitalen Medien bereits in der Lehrkräfteausbildung stärker mit pädagogischen Konzepten zu verknüpfen.

Langfristige Budgets für die IT: Digitale Endgeräte und Infrastrukturen werden nicht nur einmal angeschafft und laufen dann jahrelang wie von selbst. Sie benötigen Wartung und Support – und müssen in der Regel nach einigen Jahren erneuert werden. Ohne IT-Budgets geht das nicht. An den ausgelaufenen Digitalpakt sollte sich daher möglichst bald ein weiterer Digitalpakt anschließen, der eine dauerhafte Förderung festschreibt, damit Schulen ihre noch bestehenden Digitalisierungsrückstände aufholen und digitale Medien nachhaltig im Unterricht verankern können.

"IT-Kenntnisse und Medienkompetenz sind heute in fast allen Berufen wichtig. Deshalb ist es sehr sinnvoll, dass Kinder bereits in der Schule den Umgang mit digitalen Geräten, Anwendungen und Informationen erlernen", betont Joachim Rieß, Account Executive bei Dell Technologies in Deutschland. "Dafür muss allerdings weiter investiert werden: in die Ausbildung der Lehrkräfte, in die digitale Ausstattung der Schulen und in den professionellen IT-Betrieb. Wenn wir uns jetzt zurücklehnen und auf dem Digitalpakt Schule ausruhen, fangen wir in ein paar Jahren wieder ganz von vorne an."