ERP-Hersteller: Gründer verlässt c-entron nach über 20 Jahren

Marktführer bei Systemhaus-ERP und Ticketsystem mit 780 Kunden, Führungskräfte entwickelt, Investoreneinstieg erledigt: Nun hat Thomas Hoffmann am Mittwoch seinen letzten Arbeitstag bei c-entron. Die einen werden es bedauern, andere eher erleichtert sein.

So kennt die Branche Thomas Hoffmann auch: Als Charmeur bei Events.

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So kennt die Branche Thomas Hoffmann auch: Als Charmeur bei Events.

Es wird nur einen kleinen Umtrunk geben, keine große Sause am Mittwoch bei c-entron in Neu-Ulm. Geschäftsführer Thomas Hoffmann hat seinen letzten Arbeitstag, dann wird Volker Lehnert den ERP-Hersteller als alleiniger Geschäftsführer weiterführen. Im Gespräch mit CRN kündigte er an, was c-entron noch in diesem Jahr vorhat. Auch mit Thomas Hoffmann hat CRN gesprochen, der uns seine Pläne verriet. Hoffmann, 56 Jahre, Lehnert, 55 Jahre: Beide haben noch so einiges vor. Warum wir getrennt mit ihnen gesprochen haben? Es ist auch eine Geschichte der Entfremdung aus Sicht des Gründers Hoffmann. Aus Sicht von Lehnert ist es freilich eher eine Geschichte der Emanzipation des Kompagnons vom Softwareunternehmer und einstigen Alleingesellschafters Hoffmann.

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Thomas Hoffmann im Mittelpunkt: Überragt Volker Lehnert (li.) und auch Kurt Weise von Investor LEA Partners.

Der Abschied für Hoffmann, der 2003 c-entron gegründet hatte, begann eigentlich schon Ende 2022, wenn man so will. Er verkauft seine Anteile an den Karlsruher Investor Lea Partner. Ein Pressebild von damals, zeigt drei Herren, die, wie es der Zufall will, auch für ein Machtgefüge des Augenblicks stehen: Volker Lehnert links im Bild und der kleinste der drei Manager, Kurt Weise von LEA Partners steht rechts im Bild, Thomas Hoffmann im Mittelpunkt. Er überragt Lehnert um eine Kopflänge, Weise um eine halbe. Hoffmanns ausladende Arme drücken die Beiden geradezu an seine Brust. Alle drei strahlen um die Wette in diesem Goldenen Oktober 2022 in Karlsruhe. Von der Herzlichkeit und Eintracht der Geschäftsführer von c-entron ist heute nicht viel übrig.

Hoffmann steigt nicht nur als Geschäftsführer aus, es ist wohl auch emotional nicht mehr seine c-entron, seit Volker Lehnert "auch eine klare Meinung hat". Angesprochen auf die "Chemie" zwischen den beiden, erzählen beide Manager, getrennt voneinander, ihre Sicht der Dinge. Tischtuch zerrissen wäre vielleicht zu weit interpretiert, aber auch nicht ganz falsch.

Der eine, Hoffmann, hatte schon immer eine klare Meinung und tat sie auch dezidiert kund gegenüber Mitarbeitern und auch Kunden, ob es ihnen passte oder nicht. Zu Basta-Chef Hoffmann gab es daher schon immer zwei Meinungen und zwei gegensätzliche Haltungen: Fan oder Feind - wobei letzteres so niemand offen sagt, der Hoffmann kennt, aber mit Gesten der Ablehnung untermauert. Wer Klartext spricht, mag polarisieren. Hoffmanns Stil könnte man auch Führung nennen.

Widersprüchlicher Unternehmer: "Mut, Starrsinn, Flexibilität und visionäres Denken"

"Du bist ein furchtbarer Starrkopf, überheblich in Deiner Überzeugung, was richtig und was falsch ist", antwortet Michael Wick Hoffmann auf dessen E-Mail, dass er c-entron verlassen werde. Um im selben Satz fortzufahren: "genau mit diesen Qualitäten" sei Hoffmann "der Garant, dass c-entron die innovativste aller Systemhauslösungen ist." Sicher seien "Irrwege und Sackgassen dabei, aber ohne Dich wäre es vermutlich immer noch eine SW [Software] für den Kfz Gebrauchtartikel und Ersatzteilhandel des letzten Jahrtausends", so der Geschäftsführer von Spree Systems aus Teltow.

Wick werde Hoffmanns "pragmatisches Vorgehen" fehlen, "auch wenn dies oft im 'Nein' endete. Vergleichbaren Mut, Starrsinn, Flexibilität und visionäres Denken" sehe er mit Hoffmanns Abschied nicht mehr bei c-entron.

ERP- und Ticketsystem: c-entron ist Marktführer bei Systemhäuser in Deutschland

Man kann sehr geteilter Meinung sein über den Neu-Ulmer Softwareunternehmer und viele im Channel sind es auch. Aber seine Bilanz, sicher auch auf die Arbeit von Volker Lehnert seit 2012 zurückzuführen, den er am Unternehmen beteiligte, lässt sich sehen: Laut Synaxon-Umfrage unter knapp 1.000 Systemhäusern ist c-entron bei ERP- und Ticketsysteme für Systemhäuser Marktführer.

780 Kunden zählt das Softwareunternehmen mit seinen knapp 40 Mitarbeitern. Laut der letzten öffentlichen Bilanz 2022 schätzen Wirtschaftsauskunfteien den Umsatz auf 4,3 Mio. Euro, bei einem Gewinn von 0,8 Mio. Lehnert möchte die Zahlen nicht kommentieren, nur so viel: "Lea Partner kauft nur profitable Unternehmen, die rund 30 bis 40 Prozent Ebitda erwirtschaften". Zahlen, Daten, Fakten: das interessiere den Investor in erster Linie. In der BWA müsse man "jedes Komma kennen", sagt Lehnert. Er trägt nun allein die Verantwortung bei c-entron – für die wirtschaftliche, nun aber auch für die technologische Entwicklung.

Geholt hat er vorübergehend einen neuen Entwicklungsleiter, einen festen sucht c-entron noch. Die Zeit drängt, denn der ERP-Markt für Systemhäuser ist hart umkämpft, die Kunden sehr anspruchsvoll. Das setzt stetigen Dialog voraus, eine klare Linie, was weiterentwickelt werden kann, was nicht. Die Ressourcen eines mittelständischen Softwarehauses sind schließlich nicht unbegrenzt. Und dennoch treibt Lehnert Verbesserungen und Weiterentwicklungen voran. Für diesen Herbst kündigt er eine eigenständige Lösung unter eigene Marke an. Mehr will er im Gespräch mit CRN nicht verraten.

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ERP-Hersteller: Gründer verlässt c-entron nach über 20 Jahren

Marktführer bei Systemhaus-ERP und Ticketsystem mit 780 Kunden, Führungskräfte entwickelt, Investoreneinstieg erledigt: Nun hat Thomas Hoffmann am Mittwoch seinen letzten Arbeitstag bei c-entron. Die einen werden es bedauern, andere eher erleichtert sein.

Neue Aufgaben: Handwerk, RMM und Remote Desktop

Und was wird Thomas Hoffmann nach der Ära c-entron machen? Der umtriebige Unternehmer hat sich derweil schon einen Herzenswunsch erfüllt und ist ins Handwerk eingestiegen. Er hat im Zuge einer Nachfolge Elektro Tröger aus Ulm mit rund 50 Mitarbeitern gekauft und ist dort nun Geschäftsführer. IT und Netzwerktechnik trifft KFZ-Infrastruktur für die Elektrifizierung.

Außerdem bleibt Hoffmann mit zwei weiteren heißen Eisen in der IT: Mit seiner Firma Riverbird, wo er neben Alexander Eiermann geschäftsführender Gesellschafter ist und den RMM-Markt kräftig aufmischen will. Seine Fühler zu einem VC aus der US-Ostküste hat er schon ausgestreckt, werde sich bald mit dem Investor treffen, der Riverbird bereits in einem Atemzug mit N-able oder NinjaOne nenne, wie er gegenüber CRN ausführt.

Und da wäre noch die die Firma PhySonix GmbH, in die Hoffmann just noch am selben Tag, wenn er c-entron verlässt, sich als Gesellschafter engagieren wird. "Ziel der Firma ist es, für MSPs eine neue Art der Verwaltung von Remote Desktop Sitzungen zu entwickeln. Geschäftsführer sind dort Hoffmanns Sohn Felix und Daniel Häfele. Letzterer war bis letzten Monat Entwicklungsleiter bei c-entron.