Kurzanalyse: IBMs Verkauf von QRadar ist genau das, was Palo Alto Networks für XSIAM braucht

Der Kauf von QRadar wird Palo Alto Networks XSIAM den Auftrieb geben, den sich CEO Nikesh Arora wünscht. Im SIEM-Markt dürften weitere Umschichtungen bevorstehen.

CEO Nikesh Arora bekommt, was Palo Alto Networks braucht

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CEO Nikesh Arora bekommt, was Palo Alto Networks braucht

Wenn man bedenkt, dass SIEM ein Markt ist, der schon seit Jahrzehnten besteht, kann man wohl mit Fug und Recht behaupten, dass Palo Alto Networks in dieser Kategorie einen Spitzenstart hingelegt hat: In den gerade einmal anderthalb Jahren seit der Einführung seines XSIAM-Angebots konnte Palo Alto für das alternative SIEM-Tool Buchungen in Höhe von 400 Millionen Dollar einfahren.

Für Nikesh Arora und den Rest der Führungsriege war das wohl weder genug noch ausreichend schnell. Mit der geplanten Übernahme des SaaS-Geschäft von IBM QRadar scheint Palo Alto nun aber den passenden Beschleuniger gefunden zu haben. In einer Telefonkonferenz mit Analysten letzte Woche sagte Arora, dass der 500-Millionen-Dollar-Deal mit IBM " hoffentlich unseren Platz in der SIEM/SOC-Kategorie zementiert und das einem Tempo, das niemand erwartet hätte".

Es ist kein Geheimnis, dass der SIEM (Security Information and Event Management) Markt schon länger reif für eine Umwälzung ist. Ciscos 28-Milliarden-Dollar-Übernahme von Splunk und Konsolidierungs-Deals im SIEM-Bereich wurden, zumindest teilweise, durch den Eintritt neuer Akteure wie Microsoft, CrowdStrike und, ja, auch Palo Alto Networks ausgelöst. Oder anders gesagt: Der KI-gestützte Ansatz, den Palo Alto Networks mit Cortex XSIAM verfolgt, stößt bei Partnern und Kunden auf großes Interesse.

Für eine Aufnahme in den einflussreichen Gartner Magic Quadrant für SIEM hat es bisher aber trotzdem noch nicht gereicht. "Palo Alto Networks hat die kommerziellen Anforderungen für die Aufnahme in diesen Magic Quadrant nicht erfüllt", schrieben die Gartner-Analysten in ihrem jüngsten Bericht im Mai. IBM QRadar hingegen bekam einen Platz im begehrten Leader"-Quadranten des Rankings

Das Geschäftsvolumen von QRadar SaaS ist mit circa 100 Millionen US-Dollar Umsatz relativ bescheiden. Der weitaus größere Wert liegt laut Arora in der großen On-Prem-Kundenbasis von QRadar. Diese Kunden könnte der künftige Besitzer auf XSIAM migrieren, wobei ihm die Unterstützung von IBM sicher zu sein scheint.

Mit dem QRadar-Deal scheint Palo Alto Networks eine richtig gute Abkürzung gefunden zu haben, um ein Top-Player auf dem SIEM-Markt zu werden. Das bestätigt auch Allie Mellen, Principal Analyst bei Forrester. Sie sagte CRN, dass „Palo Alto Networks seinen Weg nach vorne durch die Übernahme all dieser IBM- Kunden beschleunigt".

Für IBM ist der Palo Alto-Deal der Ausstieg aus einem schrumpfenden Geschäft. In welche Richtung sich der Konzern in Sachen Security entwickeln will, zeigt die geplante Übernahme von HashiCorp für 6,4 Milliarden-Dollar. Wie IBM-CEO Arvind Krishna dem Wall Street Journal erklärte, will das Unternehmen mit der Übernahme von HashiCorp sein Datensicherheitsgeschäft ausbauen und sich gleichzeitig vom Markt für Security Operation Tools zurückziehen.

Änderungen für QRadar-Partner

In einem Interview mit dem CRN-Kollegen Mark Haranas räumte Kate Woolley, IBM Channel Chief, diese Woche ein, dass es für einige QRadar-Partner wohl zu Veränderungen kommen wird. IBM und Palo Alto Networks würden jedoch zusammenarbeiten, um IBM-Partner bei der Umstellung zu unterstützen.

"Sobald die Übernahme abgeschlossen ist, werden unsere Partner die Möglichkeit haben, dem Partnerprogramm von Palo Alto Networks beizutreten, falls sie nicht bereits Teil davon sind. So werden sie in der Lage sein, Cortex XSIAM von Palo Alto zu verkaufen", berichtete Woolley. "Wir arbeiten mit Palo Alto zusammen, um herauszufinden, wo es sinnvoll ist, diese Kunden mit Cortex XSIAM zu modernisieren, oder wo es sinnvoller ist, bei dem zu bleiben, was sie haben."