Neuer Also-CEO zur Messe CTV: "Ich habe einen Wunsch an Partner"
Wolfgang Krainz gibt in Düsseldorf auf der Also-Hausmesse seinen Einstand als CEO, Vorgänger Gustavo Möller-Hergt hält seine wohl letzte, spontane Keynote. Die Schwerpunkte, auf die Distributor Also setzt, zeigt Deutschland-Geschäftsführer Mike Rakowski der Channel-Presse im Messerundgang. Partner loben das Event: kleiner zwar, aber prima Networking und spannende Lösungen.
Rund 50 Herstellerpartner von Also und circa 800 Partner zieht es am Freitag in die Düsseldorfer Event-Location The Frame, wo ein Hersteller Anfang des letzten Jahrhunderts Kräne zusammenbaute. 100 Jahre später heißen die Schlagworte der IT-Transformation: Cloud und Marketplace für MSPs, KI, Security, IoT, Infrastruktur für Rechenzentren, Netzvermarktung. Also und seine Hersteller wollen mit ihren Partnern in Zukunftsthemen wachsen, aber auch das aktuelle Geschäft beflügeln. Eine gute Gelegenheit auch für den erst wenige Wochen neu im CEO-Amt tätigen Wolfgang Krainz, sich den Partnern und der Presse erstmals öffentlich vorzustellen. Was er ändern will? Zumindest soll es strategisch keinen Kurswechsel geben.
"Also ist sehr gut aufgestellt. Geschäftsentwicklung, Portfolio, Expansion, Plattformgeschäft: Wir haben sehr, sehr viel richtig gemacht, die Leitplanken für die Zukunft sind gesetzt", so Krainz, der eine Doppelrolle einnimmt: CEO der Also AG und Geschäftsführer Deutschland zusammen mit Mike Rakowski. Krainz blickt auf 2024, will das Wachstum des Broadliners beschleunigen, nachdem die Erlöse von Also 2023 zweistellig eingebrochen waren.
Ideen mitnehmen, umsetzen
Von der Messe CTV sollen Partner nicht nur Impulse für neue Geschäftsfelder mitnehmen. Krainz spürte bei seinen rund 250 Mitarbeitern, die auf der CTV anwesend sind, "eine große Vorfreude in der Rolle des Gastgebers, Partnern Innovationen vorzustellen". Man habe "das Know-how und die Kraft", Wachstumsthemen umzusetzen. Allen voran das 8-köpfige Führungsteam. 5 der 8 Top-Manager tragen direkte Verantwortung für den Vertrieb. "Das ist ein klares Committment", so der Österreicher.
An die rund 800 Partner richtete er den Appell: "Ich habe einen Wunsch: Jeder soll hier auf der CTV ein, besser zwei Ideen für neues Geschäft mitnehmen und es in den nächsten Wochen und Monaten umsetzen".
14 Jahre hat sein Vorgänger Gustavo Möller-Hergt den Kurs bei Also vorgegeben und auf den CTV-Messen jedes Mal über die Chancen und Risiken neuer Technologien gesprochen. Eine CTV ohne Keynote von GHM? Man musste sich das am Freitag in Düsseldorf vorerst noch nicht vorstellen. Möller-Hergt habe am Donnerstag gerade eine Vorlesung vor Studenten an der Uni Berlin gehalten, als ihn Krainz anrief und gebeten habe, am nächsten Tag zur CTV zu kommen, so Möller-Hergt, den CRN am späten Donnerstagabend noch an der Hotelbar traf. Ob nun inszenierte oder tatsächliche Spontaneität: Befürchtungen, der jetzt als Präsident des Verwaltungsrats der Also Holding fungierende Ex-CEO würde dem neuen CEO bei dessen erstem öffentlichen Auftritt die Show stehen, waren unbegründet.
Nächste Seite: Dramatischer Wandel - Messen noch zeitgemäß?
Neuer Also-CEO zur Messe CTV: "Ich habe einen Wunsch an Partner"
Wolfgang Krainz gibt in Düsseldorf auf der Also-Hausmesse seinen Einstand als CEO, Vorgänger Gustavo Möller-Hergt hält seine wohl letzte, spontane Keynote. Die Schwerpunkte, auf die Distributor Also setzt, zeigt Deutschland-Geschäftsführer Mike Rakowski der Channel-Presse im Messerundgang. Partner loben das Event: kleiner zwar, aber prima Networking und spannende Lösungen.
Möller-Hergt, im lockeren Outfit eines Privatiers und sichtlich entspannt, hält dann doch seine - wohl letzte – Keynote. Gewohntes Understatement ("Ich kam aus der Brauerei-Branche und hatte keine Ahnung von Technologie"), aber sein untrügliches Gespür skizzierend, dass er Umbrüche gewohnter Business-Modelle durch neue Technologien klar erkennt. Cloud Computing habe ihn sofort fasziniert, doch: "das ist kein inkrementelles Geschäft. Cloud ist linke Tasche, rechte Tasche", so Möller-Hergt. Was inkrementelles Business ist, also zusätzlich zum Bestehenden neu hinzukommt, sei Security, IoT und das "unendliche Geschäftspotenzial von KI", sagt er.
Dramatischer Wandel
Die Industrie habe es geschafft, KI zu demokratisieren. "Wir alle können KI nutzen", sagt Möller-Hergt. "Wir stehen ganz am Anfang eines dramatischen Wandels", schließt er und tritt ab von der Bühne, aber freilich nicht in den Ruhestand.
Kann man auf einer Hausmesse eines Distributors Partner befähigen, KI für sich zu erschließen? Also reklamiert für sich, Konzepte und Schulungsangebote zu haben. Ob nun Einstieg ins MSP- oder KI-Geschäft: wo, wenn nicht auf einer Messe, die sich "Channel Trends and Vision" nennt, können Partner mit ihrem Distributor und vielen Herstellern die Programme für Business Enabling kennenlernen und Kontakte knüpfen.
Große Disti-Messen: Relevant oder nicht mehr?
Wer die große CTV noch aus Zeiten kennt, als sie in der Bochumer Jahrhunderthalle stattfand, kann auf der kleineren CTV 2024 in Düsseldorf die Transformation mit bloßem Auge erkennen. Software und ihre Darstellung in Dashboards dominieren die Ausstellerstände, "Blech", sprich Produkte zum Anfassen, gibt es in Ausstellungen immer weniger.
Wer einer großen Messe eines Distributors Relevanz abspricht, was die Also-Wettbewerber Ingram Micro und TD Synnex vor vielen Jahren schon taten, ihre großen Messeformate eingestellt hatten und für die Partner kleinteilige Formate veranstalten, verkennt, dass nicht alle Systemhäuser auf MSP, Cloud Computing oder Business-Consulting aufspringen wollen, es vielleicht auch nicht müssen. Erst recht nicht in der Geschwindigkeit, wie sie Auguren aus der Industrie oder Marktforschung zu messen meinen (Standard-Satz: "Die Schnellen fressen die Langsamen"). Der Reseller-Markt ist sehr fragmentiert, das SMB-Segment noch immer sehr vital, wie man am Wachstum einer Synaxon (Einkaufsvolumen 2023: 1,1 Mrd. Euro, plus 10 Prozent), einer Api oder Wortmann (immerhin zwei Prozent Plus auf über eine Mrd. Euro in 2023) ablesen kann. Den oft schon tot gesagten PC-Markt gibt es immer noch, noch immer gibt es Kunden, die Server kaufen und eigene Rechenzentren betreiben.
SMB trifft man viel auf der CTV. Heiko Vollmer von Reichelt Elektronik aus Sande zum Beispiel. "Die CTV hier ist zwar kleiner als früher, aber ich finde hier spannende Lösungen und kann mich mit Herstellern und anderen Partnern prima austauschen", sagt er im Gespräch mit CRN. Ob er bis zur Abendparty am Freitag bleibt? "Vielleicht bis 21 Uhr". Er hat noch 4 Stunden Heimfahrt vor sich.