Product-as-a-Service: Industrie in DACH ist aufgewacht

Mieten oder im Abo zum Festpreis - nie wieder kaufen: Die Industrie erweitert ihre traditionellen Angebote zunehmend um digitale Geschäftsmodelle. Der Trend gewinnt an Fahrt, wovon auch beratende IT-Dienstleister profitieren.

Luft zum Festpreis verkauft Kaeser als Alternative zu seinen Kompressoren.

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Luft zum Festpreis verkauft Kaeser als Alternative zu seinen Kompressoren.

Eine Luftnummer, die sich in diesem Fall für Kunden sehr lohnen kann: Kaeser verkauft Druckluft statt eines Kompressors, der sie erzeugt. Sigma Air Utility heißt der Service, bei dem Kunden einen Grundpreis und eine verbrauchsabhängige Menge bezahlen. In der IT-Branche gibt es solche Betriebsmodelle schon sehr lange: Beispielsweise Managed Printing Services und nunmehr XSaaS – das "X" steht für eine Variable, weil mittlerweile fast jedes Produkt als Dienst angeboten wird.

Das hat auch einen betriebswirtschaftlichen Grund, weil immer mehr Unternehmen auf hohe Liquidität achten und ihr Kapital von einmaligen Investitionen auf Betriebskosten über einen längeren Zeitraum verlagern. Mietmodelle, wie sie Heino Deubners Miete24 anbietet, werden stark nachgefragt. Ebenso IaaS aus Microsofts Azure zu Festpreisen, wie sie der neue Cloud-Service-Provider Kloud Klickers von Manuel Staiger und Mike Bergmann empfehlen.

Der Trend setzt sich zunehmend auch in der Industrie fort, wie die Studie "Spotlight Zukunft 2024" von Aras zeigt. 835 Führungskräfte aus Europa, den USA und Japan hat der Spezialisten für Product-Lifecycle-Management (PLM), und zwar Unternehmen ab 40 Millionen Euro Umsatz in den Branchen Automobil, Luftfahrt & Verteidigung, Maschinenbau, Medizintechnik, Chemie, Pharma und Nahrungsmittel. 29 Prozent der Umfrageteilnehmer bieten bereits Product-as-a-Service (PaaS) an - ein Geschäftsmodell, bei dem der Kunde nicht Eigentümer ist, sondern für die Nutzung bezahlt. Weitere 47 Prozent planen ein solches Modell oder arbeiten an der Umsetzung.

Im internationalen Vergleich müssen sich die Unternehmen der DACH-Region nicht verstecken: 40 Prozent von ihnen bieten PaaS an. Nur in Frankreich (44 Prozent) und Skandinavien (42 Prozent) ist die Quote etwas höher, während Japan (10 Prozent) und die USA (25 Prozent) deutlich darunter liegen.

Die Motivation für solche neuen Geschäftsmodelle: Zukunftssicherung (52 Prozent), Kundenwünsche (41 Prozent) und der Wettbewerbsdruck (40 Prozent). "Digitale Geschäftsmodelle sind ein Gamechanger für die Industrie. Ergänzend zum Kerngeschäft bieten sie unter anderem neue Erlösquellen, einen höheren Kundennutzen und steigern die Wettbewerbsfähigkeit", sagt Jens Rollenmüller, Regional Vice President bei Aras.

Mit der richtigen Datenanalyse könne die Industrie ihre Prozesse optimieren und damit effizienter und kostengünstiger gestalten, sagt der Manager. "Das stärkt auch das klassische Produktportfolio der Unternehmen". Oft werden solche Transformationsprozesse von beratenden IT-Dienstleister begleitet. Sie profitieren vom Trend zur Digitalisierung der Industrie, die im besten Fall auch neue digitale Geschäftsmodelle für digitalisierte Produkte (IoT) schaffen kann.

Voraussetzung: Daten im Griff haben

Die Studienergebnisse zeigen laut Aras auch, dass Unternehmen, die bereits mit Product Lifecycle Management (PLM) arbeiten, deutlich häufiger digitale Geschäftsmodelle im Portfolio haben. So bieten von den PLM-Anwendern bereits 36 Prozent auch PaaS an, während es bei den Wettbewerbern ohne PLM nur 15 Prozent sind.

"PLM-Anwender können ihre Produkte vollständig digital abbilden. Dieser tiefe Einblick in den kompletten Lebenszyklus ist die Basis für die Vernetzung unterschiedlichster Bereiche wie Vertrieb, Service, Einkauf und Produktion und damit die Voraussetzung für die erfolgreiche Weiterentwicklung klassischer Produkte zu digitalen Geschäftsmodellen. Denn nur wenn Unternehmen ihre Daten im Griff haben, sie umfassend sammeln und analysieren können, entsteht auch das Potenzial, sie geschäftlich zu nutzen", so Aras-Experte Rollenmüller.