Betrug mit Cisco-Produkten: "Eine der größten Operationen im Handel mit gefälschten Waren aller Zeiten"

Ein Mann aus Miami verkaufte 10 Jahre lang über mehrere Unternehmen, Amazon und Ebay gefakte Cisco-Geräte samt raubkopierte Software. Die von chinesischen Lieferanten gefertigte Ware wurde sogar in sensiblen Einheiten des US-Militärs eingesetzt. Der Betrug hätte längst vereitelt werden können.

Betrug mit Cisco-Produkten: "Eine der größten Operationen im Handel mit gefälschten Waren aller Zeiten"

Ein in Miami ansässiger CEO einer Reihe von Technologieunternehmen wurde vor einem Bundesgericht in New York zu mehr als sechs Jahren Gefängnis verurteilt. Er hatte im großem Stil gefälschte Cisco-Geräte verkauft, von denen einige in Systemen der US-Regierung und in geheimen Informationssystemen landeten.

Der Angeklagte bekannte sich im Juni 2023 schuldig, von 2013 bis 2022 über 19 verschiedene Unternehmen sowie 15 Amazon-Stores und mindestens 10 eBay-Stores gefälschte Cisco-Produkte im geschätzten Wert von über 1 Mrd. US-Dollar verkauft zu haben, wie das US-Justizministerium mitteilte. Im Rahmen seiner Einigung muss der Verurteilte Cisco und seinen anderen Opfern zudem 100 Millionen US-Dollar an Entschädigung zahlen.

Minderwertige Geräte aus China beim US-Militär im Einsatz

"Durch ein ausgeklügeltes, jahrelanges System hat A. eine der größten Operationen im Handel mit gefälschten Waren aller Zeiten ins Leben gerufen und geleitet", sagte Vikas Khanna, Anwalt der USA. "Seine Operation führte Zehntausende von gefälschten und minderwertigen Geräten aus China in die US-Lieferkette ein und gefährdete sowohl private als auch öffentliche Nutzer, einschließlich hochsensibler US-Militäranwendungen wie die Trägerplattformen von US-Kampfjets und anderen Militärflugzeugen."

Die betrügerischen Geräte fanden ihren Weg in die Kampf- und Nicht-Kampfeinsätze der US-Marine, der US-Luftwaffe und der US-Armee, einschließlich der Plattformen zur Unterstützung der F-15, F-18 und F-22 Kampfjets, des AH-64 Apache Angriffshubschraubers, des P-8 Seefernaufklärungsflugzeugs und des B-52 Stratofortress-Bombers, so das Justizministerium.

Außer in Regierungssystemen wurden die illegalen Geräte, die nach der Installation oft schlecht funktionieren oder ganz ausfallen, nach Angaben des Justizministeriums auch in einer Reihe von US-Krankenhäusern und Schulen eingesetzt.

Geräte funktionierten teils nicht

Die betrügerischen Aktivitäten von A. fielen den US-Behörden und Cisco vor zehn Jahren auf, als 2014 seine gefälschten Lieferungen beschlagnahmt wurden und er aufgefordert wurde, seine Tätigkeit einzustellen. Später stützte sich A. auf chinesische Zulieferer, um seine Geschäfte abzuwickeln. Diese Zulieferer verwendeten häufig ältere oder minderwertige Cisco-Produkte, darunter auch solche, die bereits ausrangiert worden waren. Sie modifizierten die minderwertigen Geräte so, dass sie wie überholt oder neu aussahen, während sie raubkopierte Cisco-Software auf die Hardware aufspielten.

"Manchmal fielen die gefälschten Produkte einfach aus oder hatten andere Funktionsstörungen, die den Netzwerken und dem Betrieb der Benutzer erheblichen Schaden zufügten und sie in einigen Fällen Zehntausende von Dollar kosteten", schrieben die Ermittler in den Gerichtsunterlagen zu diesem Fall.

Großes Problem: Gefälschte Cisco-Geräte oder Grauware

"Wir begrüßen das entschlossene Vorgehen des US-Justizministeriums und aller beteiligten US-Strafverfolgungsbehörden für ihre Ermittlungen, die erfolgreiche Anklageerhebung und die sorgfältige Arbeit, die zum heutigen Ergebnis geführt hat. Der erfolgreiche Abschluss dieses Falles, der das Ergebnis einer komplexen Untersuchung und einer engen Zusammenarbeit mit den Strafverfolgungsbehörden auf Bundes- und Landesebene ist, unterstreicht das kontinuierliche Engagement von Cisco für den Schutz unserer geschätzten Kunden, der legitimen autorisierten Cisco-Vertriebspartner und die Aufrechterhaltung der Integrität und Qualität der Cisco-Produkte und -Dienstleistungen", erklärte Cisco-Sprecherin Robyn Blum per E-Mail gegenüber der amerikanischen CRN.

Der in San Jose, Kalifornien, ansässige Tech-Gigant hatte in den letzten Jahren mit Fälschungen und Graumarktaktivitäten zu kämpfen, insbesondere als COVID-19-bedingte Lieferkettenprobleme und Materialengpässe die Herstellung und den Versand verlangsamten.

Graumarktprodukte, d. h. Geräte, die von nicht autorisierten Händlern außerhalb der Markengenehmigung legal verkauft werden, sowie gefälschte und veränderte Cisco-Produkte, untergraben das legitime Geschäft der Channel-Partner in Höhe von 1,2 Mrd. US-Dollar pro Jahr (2022) so Cisco gegenüber CRN. Laut der gemeinnützigen Alliance for Gray Market and Counterfeit Abatement beläuft sich der wirtschaftliche Verlust für Lösungsanbieter insgesamt auf über 100 Mrd. US-Dollar pro Jahr.