Systemhaus-Konsolidierung: Cohemi Gruppe mit ehrgeiziger Buy-and-Build-Strategie
Drei Systemhäuser, Sirius Consulting & Training, Acuroc Solutions und IQ Solutions, schließen sich unter einem Dach zusammen. Es geht um Größenvorteile bei IT-, Prozess- und Organisationsberatung. Der Investor stellt Mittel für weitere Zukäufe zur Verfügung.
Systemhausschwund? Ja und nein. Es werden in der Tat zahlenmäßig weniger IT-Dienstleister in Deutschland, weil ganz kleine Häuser – meist unter 10 Mitarbeiter – aufgeben und größere Anbieter sich an eine Systemhausgruppe verkaufen, ihre Marke und Eigenständigkeit verlieren. Es gibt aber auch von Investoren getriebene Buy-and-Build-Strategien, die letzteres nicht verfolgen: Systemhäuser schließen sich zu einer Gruppe zusammen, treten aber weiter mit ihrem etablierten Firmennamen auf, die Gründer geben Anteile ganz oder mehrheitlich ab, bleiben meist an Bord, führen weiter ihr Haus als Geschäftsführer. So bei der Cohemi Group.
Die drei Häuser Sirius Consulting & Training, Acuroc Solutions und IQ Solutions bündeln ihr Beratungsgeschäft in dem Dach der neuen "Consulting with Heart and Mind" – kurz Cohemi, die sich als Consulting-Gruppe versteht. Ziel: Wachstumschancen im Markt gemeinschaftlich zu nutzen, Größenvorteile auf Gruppenebene zu schaffen. Die Flexibilität der unternehmergeführten Beratungsgesellschaften bleibe vollständig erhalten, weil das bisherige Management weiter operativ tätig ist und auch weiter beteiligt wird.
Das soll 1.: ein Zeichen der Kontinuität an die Kunden sein. Und 2.: Mit einem deutlich erweiterten Leistungsspektrum und mehr personelle Ressourcen können mehr Digitalisierungs- und Beratungsprojekte abgedeckt werden. Größenvorteile können zudem Kosten senken, beispielsweise im Einkauf oder in einer zentralisierten Verwaltung.
Die Geschäftsführer von Sirius, Michael Kern und Chris Kohlsdorf, führen die neue Cohemi Group. Die mehr als 90 Mitarbeiter sind über drei Standorte verteilt: Frankfurt am Main, Idstein (Hessen) und Friedrichshafen am Bodensee. Wichtigste Herstellerpartner sind Microsoft, SAP und Data-Management-Anbieter Stibo Systems. Betreut werden mittelständische Unternehmen, der Public Sektor und Konzerne. Im Fokus stehen die Branchen Chemie, Pharma, Life Sciences, Verpackung, IT-Service, Retail und Versorger. "Besonders stark sind wir, wenn es auf die Verbindung aus fachlicher Expertise und Umsetzungskompetenz ankommt. Wir beraten individuell, entwickeln passgenaue Lösungen im Dialog mit unseren Kunden und sind erprobt im Change Management", sagt Michael Kern.
Weiteres Wachstum durch Zukäufe geplant – an der Seite von Silver Investment Partners
Bei den drei Systemhäusern in der Gruppe soll es nicht bleiben. Silver Investment Partners, spezialisiert auf Eigenkapitalfinanzierungen von mittelständischen Unternehmen, hat grünes Licht gegeben für die Buy-and-Build-Strategie. Weitere Zukäufe sind also geplant. "Mit unserem Modell verbinden wir das Beste aus beiden Welten: Die Flexibilität einer unternehmergeführten Beratung – und die Synergien und Größenvorteile einer schlagkräftigen Gruppe im Hintergrund", wirbt Chris Kohlsdorf für Cohemi.
Solche Systemhauseigner könnten aufhorchen, die bisher noch zögern, unter das Dach einer von einem Investor finanzierten Systemhausgruppe einzutreten. Die Eigenständigkeit als geschäftsführender Gesellschafter zu verlieren oder auch nur Anteile abzugeben, fällt vielen nicht leicht. Doch wie lange noch können sich kleinere Systemhäuser ohne den Rückhalt in einer Gruppe am Markt halten? Die Technologie werden immer komplexer, Fachpersonal fehlt, der Wettbewerb wird härter, eben weil er durch Zusammenschlüsse stärker wird.
"Wir werden nur diejenigen Funktionen und Prozesse zentralisieren, bei denen es wirklich einen Mehrwert bietet. Die Gruppenfunktionen sehen wir vor allem als Dienstleistung für unsere Berater. Diese sind nah an den Kunden, verstehen deren Bedürfnisse und können auch weiterhin eigenständig unternehmerisch agieren", gibt Kohlsdorf Entwarnung, sollten sich Systemhaus-Unternehmer um ihre Handlungsfreiheit sorgen.