Pionier des PC-Handels: Kiwiko-Vorstand Matthias Jablonski macht Weg für Nachfolge frei

Mehr als 30 Jahre bewegtes Business-Leben in Distribution und Kooperation: Nun will Matthias Jablonski – nicht ganz in Rente gehen – aber er legt den Vorstandsposten beim Systemhausverbund Kiwiko ab. Ganz loslassen wird ihn die Branche sicher nicht.

"Bin gespannt, in welcher Form ich der IT-Branche verbunden bleibe". Wir auch, Matthias Jablonski. Gartenpflege ist schließlich keine Option!

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"Bin gespannt, in welcher Form ich der IT-Branche verbunden bleibe". Wir auch, Matthias Jablonski. Gartenpflege ist schließlich keine Option!

Mit dem Ausscheiden aus dem von Vorstand Matthias Jablonski mitbegründeten Systemhausverbund Kiwiko ist die IT-Branche um einen weiteren Manager ärmer, der die Pionierzeit des Computerhandels Mitte der 90er Jahre mitgestaltete. Bei Distributor Actebis trieb er als zuständiger BU-Leiter für HP das Desktop-Geschäft des damaligen Weltmarktführers über den deutschen Channel voran. Actebis war Auftragsfertiger für HP, zuerst am Firmensitz in Soest. Weil die Nachfrage riesig war - nicht zuletzt durch die damals innovative Build-to-Order-Assemblierung - und man in Soest aus allen Nähten platzte, ließ Actebis schließlich bei Schäfer in Dresden fertigen. Schätzungen zufolge liefen 30.000 bis 40.000 HP-Desktops pro Monat für den deutschen Markt vom Band. 2002 dann der Paukenschlag: HP kauft Compaq, die Nummer 1 schluckt den Erzrivalen. Dell blieb weiterhin Feind, beneidet von der Channel-Company Hewlett Packard wegen der schlanken Kostenstruktur des Direktvertriebs.

Geschäfte im Channel werden zwischen Menschen gemacht – damals wie heute

"Nichts drang nach außen, nicht einmal Gerüchte kamen in den Fluren bei HP in Böblingen auf. Für mich war und ist das die größte Überraschung, die ich in meiner IT-Karriere erlebt habe", sagt der 64-jährige Jablonski im Gespräch mit CRN. Ein Buch könnte man füllen, mit heute noch sehr lehrreichen Anekdoten, wie Geschäfte zwischen Menschen gemacht werden, wenn Jablonski von seinem bewegten Business-Leben berichtet. Die Basis für beiderseitig profitable Geschäftsbeziehungen: Die Chemie muss passen, dann stellt sich auch absolutes Vertrauen ein.

Genau jene Grundlage also, die ein Partnernetzwerk wie Kiwiko trägt - mit rund 50 Unternehmen und bald doppelt so vielen. Niemand hätte 2016 die Genossenschaft besser auf den Weg führen können als Jablonski. Mit seinen Kontakten und dem Konzept des gegenseitigen Transfers von Know-how sowie Austausch von Erfahrungen und Ideen ("Bloß keine Einkaufskooperation!") hatte er bewiesen, dass der an Systemhausverbänden nicht gerade arme deutsche Markt eine ergänzende, frische Gemeinschaftskraft gut gebrauchen kann, deren Mitglieder sich auf Augenhöhe treffen, diskutieren, gemeinsam Projekte angehen und auch zu Feiern verstehen.

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Der neue Littelbit-Deutschland-Chef Christian Bedel (li.) und S&S-Chef Michael Suermann sind seit Jahren eng verbunden mit Matthias Jablonski.

Nachfolge auf den Weg gebracht

Feiern kann man mit Jablonski prima, nur eines nicht: Abschied. Noch schwankt er, ob er kommende Woche zur Kiwiko-Partnerkonferenz nach Weimar anreisen soll. Abschiedstournee ist nicht sein Ding. Seiner Nachfolgerin Sandra Balz soll bei ihrem ersten Auftritt auf einem Kiwiko-Partnertreffen die ganze Aufmerksamkeit gelten, wie er CRN darlegt. Das ehrt den Manager, der nie das Rampenlicht gesucht hat. Bereits vergangenes Jahr hatte er Vorstandskollegen Jan Bindig und dem Aufsichtsrat der Kiwiko mitgeteilt, er wolle sein Amt niederlegen.

Gerade deswegen müsste Balz nicht fürchten, dass ihr der scheidende Mitbegründer die Show stehlen könnte. Um sein Ego zur Schau zu stellen, ist niemand Mitglied bei Kiwiko, auch und gerade die Vorstände und der Ex-Vorstand Jablonski nicht. Er bleibe Kiwiko verbunden, behalte seinen Genossenschaftsanteil, sagt er.

Niemand in Weimar würde dem 64-Jährigen zur Rente gratulieren, sollte er diese Befürchtung haben. Völlig zurückziehen und sich ganz auf die seit Jahren zu kurzgekommene Gartenpflege verlegen, will sich Matthias Jablonski ja nicht. "Ich freue mich darauf, die Kontakte weiterhin zu pflegen", sagt er. Und schiebt dann diesen Satz nach: "und bin gespannt, in welcher Form ich der IT-Branche verbunden bleibe." Das sind wir auch. Und alle, die den Manager seit Jahrzehnten kennen und schätzen.