Starkes Händlergeschäft lässt Otto-Bilanz weniger schlecht ausfallen
Deutschlands größter Onlineshop verzeichnet mit einem Umsatz von 4,2 Mrd. Euro 8 Prozent weniger Umsatz als im Vorjahr – ein Drittel davon stammt von den rund 6.500 deutschen Händlern auf Ottos E-Commerce-Plattform. Die will Otto nun für Händler in der EU öffnen. Man positioniert sich explizit gegen Billigstanbieter, wie etwa Temu oder Shein aus China.
Auch die Otto-Gruppe bekommt die Kaufzurückhaltung der Verbraucher zu spüren. Die Erlöse im Geschäftsjahr 2023/24 gehen das zweite Jahr infolge zurück auf 4,2 Mrd. Euro (IFRS-Außenumsatz) – ein Minus von 8 Prozent. Das eigene Geschäft ist rückläufig. Doch weniger stark als der deutsche Gesamtmarkt, der dem E-Commerce-Verband bevh zufolge ein Minus von 11,8 Prozent verzeichnet habe. Ein Lichtblick bei Otto: Der Einstieg in das Plattformgeschäft mit Händlern vor vier Jahren. "Wir konnten die Partnerumsätze auf unserem Marktplatz im vergangenen Geschäftsjahr deutlich steigern", so Marc Opelt, Vorsitzender des Bereichsvorstands bei Otto.
Die Zahl der Marktplatzpartner sei im abgelaufenen Geschäftsjahr um ein Drittel auf mehr als 6.500 gestiegen. Ein Drittel der Plattformumsätze stammten aus dem Marktplatzgeschäft, so Otto. "Unser Marktplatz wächst weiter dynamisch", sagt Opelt. Otto will diese Sparte ausbauen und bereitet die Öffnung des Marktplatzes für europäische Händler vor.
Im ersten Schritt will Otto die Lager von deutschen Marktplatz-Verkäufern im europäischen Ausland anbinden. Im kommenden Jahr soll auch die Anbindung für Marktplatzteilnehmer der Europäischen Union (EU) folgen. Aktuell können über den Marktplatz von Otto nur Partner mit einer deutschen Umsatzsteuer-ID verkaufen. "Diese Hürde wollen wir in Zukunft abbauen, um unseren Kund*innen eine noch größere Auswahl an Produkten und Marken zu ermöglichen", kündigt Opel an.
Bei der Wahl neuer Partner will der Retailer "die höchsten "Qualitäts- und Nachhaltigkeitsanforderungen" an seine Händler stellen. "Billigst produzierte Wegwerfware wird auch zukünftig keine Rolle im Geschäftsmodell von Otto spielen", so Opelts Seitenhieb auf Wettbewerber vor allem aus China. Shop-Betreiber Temu (siehe CRN-Bericht) und Shein, die mit Billigstpreisen und aggressiver Werbung Waren direkt aus China im deutschen Markt verkaufen, stehen seit Monaten in der Kritik von Verbraucherschützern. Amazon und Otto bekommen die chinesische Konkurrenz zu spüren.
Sattes Plus im Webegeschäft
Neben dem eignen und dem Partner-Handelsgeschäft verdient Otto mit seiner dritten Säule, dem Verkauf von Werbung, viel Geld. Die nicht näher genannten Erlöse sollen im vergangenen Geschäftsjahr um satte 39 Prozent zugelegt haben – im Vorjahr waren sie um 25 Prozent gestiegen. Zu diesem Geschäftsbereich gehören gesponserte Produktanzeigen im eigenen Onlineshop, Display-Werbungen auf otto.de und externen Websites sowie digitale Werbeplakate, etwa in Innenstädten.
KI-Tools im Einsatz
"KI ist ein fester Bestandteil unserer digitalen Zukunft", sagt Marc Opelt. "Dabei geht es immer um die Kombination aus Mensch und Technologie. Mehr als 100 Expert*innen beschäftigen sich bei Otto mit der Entwicklung von KI-Tools – und das nicht erst seit der Erfindung von ChatGPT". Bei Otto kämen über 65 KI-Tools zum Einsatz, davon zehn auf Basis generativer Künstlicher Intelligenz. Sie würden pro Woche mehr als 30 Milliarden Einzelprognosen für den Onlineshop erstellen. Außerdem generieren sie automatisch Artikelbeschreibungen. Dazu Otto: "Die manuelle Erstellung einer Artikelbeschreibung dauert rund zehn Minuten. In der gleichen Zeit erstellt GenAI rund 1.500 Artikelbeschreibungen".