Folgen der Gigaset-Insolvenz für Händler: Smart-Home-Clients und Cloud-Dienste eingestellt
Für das Geschäft mit DECT-Telefonen hat die insolvente Gigaset einen Investor gefunden, für die Sparte Smart-Home nicht. App und Dienste sind ab April eingestellt, die IoT-Geräte funktionieren nicht mehr. Händler stehen gegenüber dem Käufer in der Pflicht.
"Made in Germany" mag für technisch anspruchsvolle Ware stehen, vor einer insolvenzbedingten Funktionslosigkeit von Gerätschaften schützt das Gütesiegel aber nicht. Das erleben gerade Konsumenten, die aus ihrem Heim ein Smart Home gemacht hatten und zwar mit Produkten und Diensten von Gigaset. Das deutsche TK-Unternehmen hat Cloud-Dienste, Apps und Geräte-Support eingestellt. Auf Händler, die die Smart Home-Geräte verkauft haben, könnten jede Menge Kundenanfragen zurollen.
"Eine Aufrechterhaltung ist insolvenzrechtlich nicht möglich. Dadurch werden die Apps für die Smart Home/Care Produkte und die vernetzten Sensoren und Geräte nicht mehr nutzbar sein. Sollten Sie Kamera Service Pakete gebucht haben, enden diese ebenfalls spätestens zum 29. März 2024. Hinsichtlich sämtlicher ggf. bestehender Vertragsverhältnisse wird Nichterfüllung gewählt", so Gigaset in einer Pressemitteilung.
Im Klartext für Nichtjuristen: Der Hersteller räumt ein, vertraglich geschuldete Verpflichtungen nicht zu erfüllen. Im Voraus bezahlte Abo-Dienste zählen nun zu den Insolvenzforderungen, die ein Käufer gegenüber dem Insolvenzverwalter gelten machen kann. Gigaset hat einen Link zu einem PDF veröffentlicht.
Händler haften für Garantieansprüche
Weit schwerer wiegt der Schaden bei den Geräten. Die IP-Kameras von Gigaset funktionieren ohne die Cloudanbindung nicht, sind also wertlos. Hier könnten auf Händler große Unannehmlichkeiten zurollen, denn sollten die beim Fachhandel oder Etail gekauften Smart-Home-Geräte von Gigaset noch unter Garantie fallen, müssen Händler die Geräte zurücknehmen und wiederum beim Hersteller Regress anmelden.
Von der Abschaltung der Smart Home-Dienste ausgenommen ist der smarte Rauchmelder Gigaset Smoke, der weiterhin lokal Alarm schlägt.
Die Sparte Schnurlostelefone hat übrigens VTech Holdings gekauft, ein Anbieter von elektronischen Lernprodukten für Kinder sowie eigenen Angaben zufolge größter Hersteller von Telefonen für Privathaushalte in den USA. Gigaset wird den Tochterunternehmen von VTech, Snom Solutions, zugeschlagen. Die aus dem Siemens-Konzern hervorgegangene Gigaset gilt als Marktführer für schnurlose DECT-Telefone in Europa.