HPE-Channel-Chefin Annette Trawnicek: "Neue Wege gehen, aber alten Stärken nicht aus den Augen verlieren"

Österreichs HPE-Chefin Annette Trawnicek übernimmt von Aaron Precht die Leitung des Channels in Zentraleuropa. Ihr Fokus: Die As-a-Service-Plattform HPE Greenlake ausbauen, ohne das Infrastruktur-Geschäft zu vernachlässigen.

Annette Trawnicek, 57, studierte Betriebswirtschaftslehre an der Wirtschaftsuniversität Wien sowie Marketing an der Universita Luigi Bocconi in Mailand. Sie ist Mutter von zwei Kindern.

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Annette Trawnicek, 57, studierte Betriebswirtschaftslehre an der Wirtschaftsuniversität Wien sowie Marketing an der Universita Luigi Bocconi in Mailand. Sie ist Mutter von zwei Kindern.

Ob Annette Trawnicek beim Hewlett Packard-Konzern deswegen anfing, weil dem Konzern eine Frau vorstand, wissen wir nicht. Jedenfalls war "Diversity" damals noch kein Thema in der IT-Branche, HP durchaus schon fortschrittlich, als der Konzern Carly Fiorina 1999 an die Spitze berief. Eine handfeste Überraschung damals. Eine Frau, die, was man halt so als Frau studiert: Geisteswissenschaften! Technologischer Backround? Fehanzeige! Vertriebserfahrung, nun ja das schon, was sonst! Für gewöhnlich standen Männer ganz oben und ärgerten sich darüber, dass Außenseiterin Fiorina vom US-Magazin Fortune Jahr für Jahr auf dem Cover als mächtigste Frau der Wirtschaft prangte: "Most Powerful Woman".

Merger mit Compaq, Entlassungswelle, durchstechen von Insiderwissen an die Presse, schließlich Fiorinas Entlassung. Alles das bekam Annette Trawnicek mit, als sie 2004 beim noch vereinten Konzern ihre Karriere startete. Ein Jahr später dann Mark Hurd als CEO, der einen Sparkurs auf Kosten von Forschung und Entwicklung fuhr und 2011 über eine Spesenaffäre stolperte. Trawnicek ist immer noch da, wurde 2017 Geschäftsführerin von HPE Österreich und feiert kommenden September ihr 20-Jähriges - und zwar als Channel-Chefin HPE-Zentraleuropa. Aaron Precht leitete den Channel kommissarisch und wird sich ganz auf das Server-Geschäft in Zentraleuropa konzentrieren.

Server-Geschäft. Klingt in einer Zeit, wo fast nur über cloudifizierte Services und Hyperscaler-Plattformen geredet wird, fast schon wie ein Auslaufmodell. Doch weit gefehlt. HPE ist ein Technologiekonzern, der beides beherrscht: innovative Infrastruktur-Hardware für das Rechenzentrum und mit der schnell wachsenden Greenlake-Plattform auch das As-a-Service-Business. Beides gehört zusammen, auch wenn die Konzernkommunikation eindeutig auf letzteres ausgerichtet ist.

Deswegen diese Botschaft von Trawnicek: "Wir müssen bereit sein, neue Wege zu gehen, dürfen aber unsere alten Stärken nicht aus den Augen verlieren". Die Managerin wird den Partnerkanal in beide Richtungen stärken und ausbauen. Die Voraussetzungen scheinen günstig, auch wenn die letzten Bilanzzahlen von HPE nicht berauschend waren.

CEO Antonio Neri hat 2018 zum Amtsantritt als Nachfolger von Meg Whitman die DNA des Konzerns wieder klar verankert: HPE ist innovative Technologie, Entwicklung, Forschung. Da kommt der Konzern her und das soll so bleiben. Infrastruktur-Hardware ist und bleibt für den Konzern und seine Partner wichtig, noch wichtiger freilich Software und Services.

Trawnicek erste Führungsposition: 2005 war sie für einige Bereiche der Fertigung und Kunden im öffentlichen Sektor in so genannten "Emerging Markets" in Europa verantwortlich. Anschließend wechselte sie ins Vertriebs-Management für "Consulting & Integration", leitete danach zwei Jahre den Bereich Software-Services in Zentral- und Osteuropa und wechselte anschließend in den Bereich Technology Consulting. 2015 folgte die Leitung des österreichischen Enterprise-Sales-Teams sowie 2017 ein weiterer Einsatz im internationalen HPE-Geschäft als Leiterin des SMB-Geschäfts in Westeuropa. Nun wird für sie in Österreich eine Nachfolge gesucht.

Das vergangene Geschäftsjahr hakt die Managerin ab, konzentriert sich ganz auf den zweiten DNA-Stamm von HPE: Partner. "In Zentraleuropa hatten wir einen guten Start ins Geschäftsjahr 2024, und das haben wir großenteils der Zusammenarbeit mit unseren Partnern zu verdanken", sagt Annette Trawnicek.

Dieses Momentum wolle sie mit ihrem Team fortführen. "Dabei setzen wir auf zwei Schwerpunkte: Zum einen die Stärkung des indirekten Vertriebs traditioneller IT-Infrastruktur-Lösungen - zum anderen der weitere Ausbau des Partnergeschäfts mit unserer As-a-Service-Plattform HPE GreenLake. Letzteres hat viel mit dem Aufbau neuer Kompetenzen zu tun, deshalb ist das ein Herzstück unseres neuen Partnerprogramms HPE Partner Ready Vantage."

Technologien wie Cloud und nun verstärkt KI verändern den Markt in einer zuvor kaum bekannten Dynamik. Das ist eine Herausforderung für HPE, aber erst recht für die Partner. Was beide Seiten brauchen: "hohe Flexibilität und eine kontinuierliche Weiterentwicklung der Kompetenzen und des Portfolios", sagt Trawnicek.