Sechsmal so viele Beschwerden zu Fake-Shops
Perfektes Angebot oder perfekte Täuschung? Zwei Beispiele von Online-Fahrradhändlern, bei denen wir der Preisverlockung besser nicht nachgeben. CRN zum heutigen Weltverbrauchertag.
Das günstige E-Mountainbike des bekannten Herstellers Radon kostet direkt im Online-Shop des Eigenmarken-Händlers 2.199 Euro plus 30 Euro Versandgebühr. Die Google-Suche zeigt das Bike bei einem anderen Händler (Shop 1) für 1.988 Euro an. Shop 2 bietet es für 1.958,90 an. Billiger sind beide, aber eben nicht gerade sensationell billiger.
Dann folgende Infos zu den Konkurrenz-Händlern, die CRN aufgefallen sind:
Shop 1 ist eine .com-Domain mit angegebenem Sitz in einem Gewerbegebiet in Flensburg. Auf Google Maps findet man keinen Fahrradhändler am besagten Ort. Rechtsform und Name des Inhabers werden im Impressum nicht genannt, nur eine E-Mail und Handynummer stehen dort. Bezahlung nur vorab per Überweisung möglich.
Shop 2 ist eine .de-Domain und bietet Zahlung auch per Kreditkarte an. Sitz des Shops laut Webseite Frankfurt/Main. Auf Google Maps findet man dort tatsächlich ein Fahrradgeschäft - mit dem Hinweis "dauerhaft geschlossen". Klickt man auf das Impressum, erscheint der Hinweis "403 - Forbidden".
211 Euro bzw. rund 240 Euro würde ein Kunde bei diesen Händlern gegenüber des offiziellen Hersteller-Shops sparen. Oder Lehrgeld von fast 2.000 Euro abschreiben müssen? Beide Webseiten sind professionell aufgemacht, vertreiben Markenräder, die sie mit den von Herstellern zur Verfügung gestellten Bildern und Texten versehen. Rechtschreibfehler haben wir keine entdeckt, und auch die mobilen Shop-Seiten sind navigationsfreundlich und ansprechend. Und doch beschleicht uns ein Gefühl der Unsicherheit.
Auch Hersteller Radon warnt auf seiner Webseite vor Fake-Shops, listet sogar einige Händler auf, die er als Fake-Anbieter indentifiziert hat. Unsere beiden im Verdacht stehenden Shop 1 und Shop 2 sind nicht darunter, was aber nichts heißen soll. Betrügerische Webseiten sind wie eine Hydra: schlägt man ihnen den Kopf ab, wachsen mehrere schnell nach. Über Fake-Shops ins Geschäft mit dem Betrug einzusteigen, ist zur Industrie geworden.
Sechsmal so viele Beschwerden zu Fake-Shops
Heute ist Weltverbrauchertag, und der Kölner Anbieter eines Gütesiegels, Trusted Shops, macht auf Fake-Shops aufmerksam. Vergangenes Jahr seien bei den Verbraucherzentralen fast sechsmal so viele Beschwerden zu Fake-Shops eingegangen wie noch 2020, schreibt Trusted Shops.
Die Indizien für mögliche Fake-Shops sind nach Meinung des CRN-Redakteurs bei oben genannten Shop 1 und Shop 2 so klar, dass wir das Risiko eines Totalverlusts nicht eingehen wollen. Würde das ins Auge gefasste E-Bike für rund die Hälfte des Originalpreises angeboten, hielten wir es ganz klar für Betrug. Doch Betrüger wissen längst, dass man einen plausiblen Preis nennen muss, will man nicht sofort auffliegen.
Diese Hinweise von Trustet Shops deuten auf Fake-Shops hin:
Zu günstige Preise
Schnäppchen wirken zwar verlockend, können jedoch ein Hinweis auf Fake-Shops sein: Die Produkte sind hier im Vergleich zu anderen Online-Shops sehr günstig oder dauerhaft reduziert. Es empfiehlt sich daher, vor dem Online-Shopping die marktüblichen Preise zu recherchieren und sich nicht von Preisreduktionen blenden zu lassen. Konsument*innen sollten nur kaufen, wenn das Angebot realistisch erscheint.
Keine Angaben im Netz
Viele der Fake-Shops sind darauf ausgelegt, nach kürzester Zeit wieder abgeschaltet zu werden. Sie bewerben ihre Webadressen bei Google oder in Sozialen Medien, um schnellstmöglich viele Besucher*innen zu erhalten. Bevor Warnungen und schlechte Bewertungen erst irgendwo auftauchen können, ist der Fake-Shop wieder verschwunden und die Betrüger*innen nutzen eine neue Domain. Eine Recherche zum Shopnamen und vergangenen Bewertungen kann Verbraucher*innen einiges an Ärger ersparen. Sind keine Informationen zu finden, ist dies womöglich ein weiteres Zeichen für einen Fake-Shop. Auch der Trusted Shops Fake-Shop-Scanner gibt Auskunft über aktuelle Warnungen oder bereits gemeldete Fake-Shops.
Wichtige Informationen fehlen
Fehlerhafte Texte oder unvollständige Seiten sind ein weiteres Merkmal, um Fake-Shops zu enttarnen. Auch Absätze in verschiedenen Sprachen, die wahllos zusammenkopiert erscheinen, sind ein Indiz. Auf betrügerischen Web-Shops fehlen außerdem oft AGB, Impressum oder Datenschutzerklärung. Verbraucher*innen sollten daher immer prüfen, ob alle gesetzlich vorgeschriebenen Texte vorhanden sind und können im Zweifel außerdem im Handelsregister prüfen, wer hinter dem Shop steckt.
Bewertungen und Siegel sind gefälscht
Auch erfundene oder kopierte Gütesiegel deuten auf einen Fake-Shop hin. Ein Trusted Shops Gütesiegel allein ist noch kein Indiz für einen sicheren Online-Shop. Hinter einem echten Siegel ist immer die jeweilige Zertifikatsseite verlinkt, auf der der Shop in grün als "Gültig" gekennzeichnet ist. Das Zertifikat ist nur dann vertrauenswürdig, wenn es auf der www.trustedshops.de Seite zu finden ist. Dies können Konsument*innen über die Browser-Zeile kontrollieren und sehen nun ganz genau, ob und seit wann der Shop von Trusted Shops zertifiziert ist.
Nur Zahlung gegen Vorkasse möglich
Fake-Shops bieten Verbraucher*innen in der Regel nur Bezahlverfahren an, die Vorkasse beinhalten. Das Problem: Kund*innen haben so oft nicht die Möglichkeit, die Zahlung zurückzuholen. Es gibt inzwischen auch Betrugsseiten, die die Logos von Bezahldiensten wie PayPal & Co. abbilden. Diese sind dann aber nicht klickbar. Auch Versandoptionen sind nicht frei wählbar. Bei manchen Fake-Shops ist zudem keine Rücksendung möglich. Verbraucher*innen sollten also einen wachsamen Blick auf die angebotenen Bezahl- und Lieferoptionen haben.