Hewlett Packard Enterprise leidet unter schwächelnder Netzwerknachfrage
HPE spürt die Auswirkungen der nachlassenden Netzwerknachfrage. Sie wird noch bis zum nächsten Geschäftsjahr 2024 anhalten. Der Börsenindex Nasdaq 100 stieg am Freitag auf ein neues Rekordhoch.
Der Gegenwind aus dem Markt für Netzwerkprodukte dürfte auch für HPE erst einmal anhalten, prognostizierte CEO Antonio Neri im Analystengespräch über das letzte HPE-Quartal. "Ähnlich wie andere Marktteilnehmer sahen wir eine Abschwächung der Nachfrage nach Campus-Networking-Produkten. Der Rückgang gegen Ende des Quartals war stärker als erwartet. Im Vergleich zu unseren Erwartungen war das ein heftiger Gegenwind." So erklärte der HPE-Chef den Analysten den Umsatzrückgang ersten Quartal, das zum 31. Januar endete. "Die Kunden brauchen länger als erwartet, um frühere Bestellungen zu verarbeiten. Wir gehen davon aus, dass die Schwäche im Netzwerkmarkt anhalten wird, was sich wahrscheinlich auf den Umsatz in unserem Fiskaljahr 2024 auswirken wird."
Die Schwäche des Netzwerkmarktes kommt nur zwei Monate, nachdem HPE die geplante 14-Milliarden-Dollar-Übernahme von Juniper Networks angekündigt hat - die sein Netzwerkgeschäft verdoppeln würde und darauf abzielt, Cisco im aufstrebenden KI-Netzwerkmarkt zumindest empfindlich zu stören.
Zahlen, die eigentlich nicht übel sind
Der Intelligent-Edge-Umsatz von HPE, der im vorangegangenen Quartal um 41 Prozent auf 1,4 Mrd. US-Dollar gestiegen war, lag im Berichtsquartal bei 1,2 Mrd. Dollar und damit um drei Prozent höher als im Vorjahreszeitraum.
"Wir hatten mehr als sechs Quartale ein Wachstum von 30 bis 40 Prozent", sagte Neri im Interview mit der amerikanischen CRN. "Das war natürlich eine enorme Dynamik für uns. Jetzt, wo sich die Dinge im Netzwerkbereich normalisieren und es offensichtlich bei einer Kleine Schwächephase bleibt, liegen wir wieder auf einem normalen Niveau und sind trotzallem um zwei Prozent gewachsen. Wir gehen davon aus, dass wir durch den Zusammengang mit Juniper noch stärker sein werden, mehr Marktanteile in den Bereichen Campus dazugewinnen können und außerdem einen größeren Marktanteil bei Rechenzentren erobern werden."
Insgesamt meldete HPE für das erste Quartal einen Umsatz von 6,8 Mrd. Dollar und bleib damit unter dem Konsens der Wall Street. Analysten hatte durchschnittlich mit einem Erlös von 7,07 Mrd. Dollar gerehnet. Vor dem Hintergrund der jüngsten Ergebnisse hat HPE seine Prognose für das Geschäftsjahr 2024 angepasst: Das Unternehmen erwartet nun ein währungsbereinigtes Umsatzwachstum zwischen null und zwei Prozent. Zuvor hatte die Prognose bei zwei bis vier Prozent Wachstum gelegen. Ein wenig niedriger liegen nun auch die Erwartungen für den Gewinn pro Aktie und die (Non-GAAP) Bruttomarge.
Finanzchefin Marie Myers erläuterte, dass HPE angesichts der aktuellen Entwicklung des Netzwerkmarktes "…diesen Moment nutzt, um den Betrieb zu rationalisieren und zu vereinfachen. Wir haben umgehend Maßnahmen ergriffen, um unsere Kosten weiter zu senken und unsere Ausgaben weiterhin umsichtig zu verwalten, während wir unsere langfristige Strategie vorantreiben", sagte sie, ohne Einzelheiten der Maßnahmen zu nennen.
Greenlake sorgt für 41 Prozent mehr ARR
Der Greenlake-Cloud-Service von HPE trägt weiterhin zu einem robusten Umsatzwachstum bei. Im letzten Quartal stieg die annualisierte Umsatzrate (ARR) für das Quartal im Vergleich zum Vorjahr um 41 Prozent auf 1,4 Mrd. Dollar. Hierbei verzeichneten die Bereiche Netzwerk, Speicher, Software und Services das höchste Wachstum.
Wie CEO Neri berichtete, nahmen die Netzwerkabonnements von HPE über Greenlake im Vergleich zum Vorjahresquartal um mehr als 50 Prozent zu. Ebenfalls gestiegen sei auch der KI-Umsatz von HPE über Greenlake. "Ein großer Teil des KI-Umsatzes ist jetzt ARR", so Neri, der auch für die Zukunft ein ARR-Wachstum von 35 bis 45 Prozent erwartet.
Pat O'Dell, General Manager und Managing Partner von CPP Associates in Clinton, N.J., dem Greenlake-Partner des Jahres für Nordamerika, sagte, dass seine Firma weiterhin robustes Umsatzwachstum mit Greenlake verzeichnet. In diesem Jahr erwartet er zweistelliges Umsatzwachstum für CCPs HPE Greenlake as a Service-Portfolio.
"Ich glaube, dass HPE mit seiner Edge-to-Core-Alles-Strategie die vierte Cloud geworden ist", sagte er. "Wir sehen, dass HPE in denselben Gesprächen wie AWS, Azure und Google erwähnt wird."
Was die Übernahme von Juniper Networks durch HPE betrifft, so glaubt O'Dell, dass dieser "Blockbuster-Deal" den Partner mehr Möglichkeiten für Netzwerk- und KI-Lösungen Partner eröffnen werde. "Das gibt HPE eine stärkere Hand im Netzwerkbereich. Es ist, als hätte man ein Ass im Ärmel und würde dann ein weiteres Ass ziehen. Aruba ist ein Ass. Juniper ist das zweite Ass. Wenn man Poker spielt, hat man lieber zwei Asse als eines. Ihre Gewinnchancen sind so viel besser."
CPP arbeitete bereits daran, auch Partner von Juniper zu werden. O'Dell freut sich darauf, dass CPP ein größerer HPE-Netzwerkpartner mit starkem Wachstum wird, wie es CPP schon mit Greenlake erlebt habe. "Networking ist ein Bereich, in dem wir besser werden müssen", sagte der CCP-Chef. "Wir haben im Netzwerkbereich sowohl stagnierendes als auch einstelliges Wachstum erzielt. Wir hoffen wirklich, dass uns das zusätzliche Vorteile verschafft und wir unser Greenlake- und Speichergeschäft weiter in Schwung bringen können."
Neri erzählte den Analysten, dass er zwar ein "durchwachsenes Quartal" erlebt habe, aber optimistischer denn je in die Zukunft blicke. "Ich bin sehr zuversichtlich für die Zukunft. Die Schritte, die wir bisher unternommen haben und auch weiterhin unternehmen - wie etwa die Juniper-Übernahme - werden es uns ermöglichen, an diesem (KI-induzierten) Wendepunkt mit einzigartigem geistigen Eigentum mitzuwirken. Offenbar konzentriert sich gerade jeder auf die serverseitige KI-Dynamik, aber tatsächlich braucht man mehr als nur Server. KI wird den Bedarf an zusätzlichen Netzwerk-Ports erhöhen. Also braucht man auch mehr Netzwerkbandbreite. Das steht mal fest!"
Die HPE-Aktie reagierte auf die Vorlage der Geschäftszahlen mit einem leichten Plus und ging am Freitag mit 14,36 Dollar je Aktie aus dem US-Handel. Der technologielastige Auswahlindex Nasdaq 100 <security_info id_comp=" id_security_type=" 9"="" id_osi="376508"> hatte am Freitag letzter Woche im US-Handel erstmals die Marke von 18.300 Punkten geknackt und beendete den Handel mit einem Plus um 1,43 Prozent bei 18 302 Punkten