Mindcurve an Accenture verkauft: Investoren-Story wie aus dem Bilderbuch
Ein Digitalisierungsdienstleister wie Mindcurve ist Systemhaus 4.0 und so begehrt, dass Riesen wie Accenture die Firma übernimmt. Für rasantes Wachstum braucht man neben Technologie-Know-how und Herstellerpartnerschaften die richtigen Investoren: Klaus Weinmann mit seiner Primepulse und Co-Investor Genui.
Amjad Liaquat und Nazareno Avila gehören zu einer neuen Generation von IT-Unternehmern, auf die der Begriff Systemhaus nicht passt. Die heute Mitte 40-Jährigen haben 2011 Mindcurve in einer Garage in Düsseldorf gegründet. Nicht mehr der PC und Hardware-nahe Dienstleistungen waren der Geschäftszweck, so wie bei Cancom oder Bechtle. Sondern Digitalisierung von Geschäftsprozessen stand im Vordergrund. Und eine Mission: Revolutionäre Leidenschaft für die digitale Transformation, die auf Kunden und vor allem Mitarbeiter abstrahlt. Auf Silos in großen Organisationen mit Top-Down-Entscheidungen und "toxischen Strukturen" hatten die Freunde keine Lust. Mindcurve sollte anders arbeiten.
Moderner eben. So wie heute Analysten ein Systemhaus 4.0 im DXS-Markt verorten - Digital Experience Service Provider. Mindcurve aus Essen gehört dazu. Nun hat Accenture Song das Unternehmen übernommen. 700 Mitarbeiter, Technologie-Partnerschaften unter anderem zu AWS, Microsoft Azure, Salesforce, Databricks, Snowflake zeigen, dass Mindcurve auf Cloud und Plattformen setzt.
Build-Strategie: 5 Akquisitionen seit Investoren-Einstieg
2019 begann mit dem Einstieg der Investoren Primepulse und Genui die Zäsur. Primepulse-CEO Klaus Weinmann kennt man als Gründer von Cancom bestens in der Systemhaus-Branche. Private Equity gibt es viel, aber Weinmann bringt 30 Jahre Unternehmererfahrung mit, Kontakte zu Kunden und anderen gestandenen Gründern von Familienunternehmen, aber auch zu Start-up-Begeisterten wie es die Mindcurve-Gründer sind. Seine Build-Strategie sorgte für organisches Wachstum und Zukäufe: Fünf Übernahmen seit 2019 (Cloud Consulting Group, Igniti, Wysiwyg, Initions und Eccelerate), aus 200 wurden 700 Mitarbeiter, dank neuer großer Kunden habe sich der Umsatz von Mindcurve verdreifacht, so Primepulse.
"Wir möchten Genui und Primepulse sowie unserem Beiratsvorsitzenden, Klaus Weinmann, unseren besonderen Dank aussprechen. Das Setup von Genui, das Investmentexperten und erfolgreiche Unternehmer kombiniert, und Klaus‘ wertvolle Erfahrung beim Aufbau von Cancom haben uns wirklich geholfen und uns weiterhin ermutigt, groß zu denken. Die Übernahme durch Accenture bestätigt, dass wir gemeinsam ein strategisch hoch relevantes Unternehmen geschaffen haben", kommentieren Amjad Liaquat und Nazareno Avila den Abschluss eines gemeinsamen Wegs.
Und eines Neuanfang an der Seite eines, nun ja, Riesen wie Accenture. Der als globaler Konzern hoffentlich keine "toxischen Strukturen" aufweist, die der Grund dafür waren, dass die Mindcurve-Gründer vor mehr als 10 Jahren ihr eigenes Ding aufgezogen hatten.
Weinmann schätzt die "hochrelevanten Dienstleistungen", die Mindcurve aufgebaut hat und weltweit anbietet. Er dankt den Gründern und macht Mut: "Ich sehe eine perfekte Ergänzung zu den neuen Eigentümern und wünsche ihnen viel Erfolg für ihre gemeinsame Zukunft."
Oliver Serg, Mitgründer und Investor bei Genui, ist überzeugt, "dass wir nun den richtigen nächsten Eigentümer für die Gruppe gefunden haben, mit dem sie ihre erfolgreiche Wachstumsgeschichte fortsetzen kann."
Details zum Kaufpreis, zum Erlös der Investoren, wurden nicht genannt. Mit einem so bekannten Namen wie Accenture jedenfalls haben Primepulse und Genui ihre Qualitäten als unternehmerisch agierender und nicht nur passiver Kapitalgeber unterstrichen. Der Exit nach nicht einmal fünf Jahren dürfte beiden VCs als Vorlage für eine Investoren-Story aus dem Bilderbuch dienen.