ScanSource senkt 2024-Prognose wegen schwächelndem Hardwaregeschäft

Wegen Umsatzrückgang bei wichtigen Produktlinien verfehlte Distributor ScanSource die Umsatz- und Gewinnerwartungen für sein zweites Quartal und senkt nun die Prognosen für das gesamte Geschäftsjahr.

ScanSource CEO Mike Baur im Gespräch mit CRN.

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ScanSource CEO Mike Baur im Gespräch mit CRN.

Der Umsatzrückgang von 13 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal entstand, weil ScanSources Technologien in allen Bereichen mit "Veränderungen im Nachfrageumfeld" konfrontiert war, berichtete ScanSource CEO Mike Baur der amerikanischen C RN. Ein starker Cashflow und ein Anstieg der wiederkehrenden Einnahmen aus dem Intelisys-Geschäft mit hybriden Arbeitsplätzen seien jedoch sehr positiv gewesen, so Baur.

Die Anleger konnte das nicht trösten. Nach dem Finanzbericht von ScanSource brach der Aktienkurs des Distributors vergangenen Dienstag um über acht Prozent ein, bevor er sich im Lauf des Handelstags etwas erholte.

Wie es dazu kommen konnte

"Als wir unsere Prognose machten, waren wir, wie sich herausstellte, im Hinblick auf die Stärke einiger Technologien etwas zu optimistisch. Einige waren rückläufig, andere waren noch in Ordnung. Diejenigen, die noch wuchsen, waren Cisco und Netzwerktechnik."

Laut Baur gehen die enttäuschenden Quartalsergebnisse im Bereich Specialty-Technology (wo der Umsatz 17 Prozent niedriger lag) auf zwei Produktgruppen zurück. Die erste war das Point-of-Sale-Geschäft, insbesondere das mit Barcode-Scannern, da Einzelhandelsunternehmen damit begonnen haben, sich von Selbstbedienungskassen zu verabschieden, sagte der CEO.

"Die Umsätze waren niedriger als wir erwartet hatten. Es gibt eine gewisse Branchendynamik, die sich einfach so vollzieht. Es ist also verdammt schwer, gesicherte Prognosen abzugeben. Aber wir geben nicht auf. Wir verkaufen über den Channel und wir haben kein Backlog", so der CEO.

Der zweite Bereich sei die physische Sicherheit und hier vor allem die Videoüberwachung. "Für uns ist die Videoüberwachung schon seit langem eine wichtige Technologie", erläuterte Baur. "Sie hatte rasantes Wachstum, sich dann aber nicht wie erwartet entwickelt. Das hat uns überrascht. Jetzt wissen wir: Die Endkunden hatten als Folge der Engpässe in der Lieferkette mehr Produkte gekauft, die sie nun erst einmal abarbeiten müssen. Das heißt, die Bestände sind höher als die Nachfrage. Deshalb treten die Kunden beim Einkauf auf die Bremse und bringen erst einmal die Produkte zum Einsatz, die sie im letzten Jahr gekauft haben."

Der Geschäftsbereich Modern Communications & Cloud von ScanSource verzeichnete indessen einen deutlich geringeren Umsatzrückgang, der etwa bei 5 Prozent lag. Hier sei ein großer Teil des Umsatzrückgangs auf den Druck der Kunden zurückzuführen, ihre lokale Kommunikation in die Cloud zu verlagern. "Dieses Geschäft geht also weiter zurück", so Baur.

Steve Jones, Chief Financial Officer bei ScanSource, erklärte, dass der Geschäftsbereich Modern Communications & Cloud sowohl das Cisco- als auch das Intelisys-Geschäft des Unternehmens umfasst, wobei Intelisys einen Umsatzzuwachs von 7,5 Prozent verzeichnete.

"Aber bedenken Sie, dass das der ausgewiesene Nettoumsatz ist", sagte Jones. "Er hat nicht so viel Einfluss auf das Umsatzergebnis. Aber es hat einen guten Einfluss auf die Bruttogewinnspanne. Unsere Intelisys CCaaS (Contact Center as a Service) und UCaaS (Unified Communications as a Service) wachsen immer noch zweistellig, und das stimmt mit dem überein, was wir im Markt sehen."

Laut Jones schafft ScanSource weiterhin Mehrwert in dem von Intelisys bedienten Segment. "Unser Unterscheidungsmerkmal ist unsere Technik und unsere Schulungsfähigkeiten, vor allem im Hinblick auf neue Technologien, die für unsere Partner interessant sind, wie KI und CCaas."

Wie es nun weitergeht

Im Rahmen seiner nach unten korrigierten Prognose für sein Gesamtgeschäftsjahr 2024 von 3,8 auf 3,5 Mrd. Dollar erwartet ScanSource nun ein Non-GAAP-EBITDA von mindestens 155 Millionen US-Dollar. "Wir gehen davon aus, dass der Gegenwind im gesamten Geschäftsjahr anhalten wird", sagte Jones.

Während ScanSource kaum Veränderungen in der Zusammensetzung seiner Hardware-Lösungsanbieter feststellt, wirken sich Fusionen und Übernahmen auf seine Intelisys-Partner aus: "In unserem Intelisys-Geschäft gibt es eine Akquisitionsstrategie, bei der einige Partner beschlossen haben, ihre Unternehmen zu verkaufen", berichtete Baur. "In einigen Fällen sind sie schon lange dabei und wollen sich mehr oder minder aus dem aktiven Geschäft zurückziehen. Wir sehen also eine gewisse Konsolidierung der Partner im unserem Intelisys-Geschäft."

Diese allerdings könne der Distributor durch die Gewinner neuer TK-Partner etwas ausgleichen, so Baur. "Was gerade passiert, ist eine Wachablösung, wenn man so will. Es kommen neue Partner hinzu, während einige der älteren Partner ihr Geschäft verkaufen und in den Ruhestand gehen. Das hat also keine nennenswerten Auswirkungen auf unser Geschäft. Wir sehen immer noch Chancen, weil dieser Markt weiterwächst."