HP-Deutschland-Chef sieht für 2024 wieder Wachstumsimpulse im PC-Markt

Drei, eigentlich sind es zweieinhalb Stellschrauben, die Adrian Müller zuversichtlich für den PC-Markt machen. Die dunklen Jahre sind vorbei, selbst im Retail geht wieder was. Und Poly ist für HP eine Bereicherung bei der "Alles-aus-einer-Hand"-Strategie.

HP-Chef für DACH Adrian Müller: "Die Nachfrage im PC-Markt ist gut. Ab der zweiten Jahreshälfte rechne ich mit einem deutlichen Schwung durch Windows-Migrationen".

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HP-Chef für DACH Adrian Müller: "Die Nachfrage im PC-Markt ist gut. Ab der zweiten Jahreshälfte rechne ich mit einem deutlichen Schwung durch Windows-Migrationen".

HP-Deutschland-Chef Adrian Müller kann wieder gut lachen. Das war vor einem Jahr noch anders als die Lagerbestände für PCs und Drucker noch hoch, die Nachfrage spürbar niedrig gewesen war. Mit Blick vor allem auf das Privatkundengeschäft, also die Retailer-Kunden von HP, hatte Müller vor Jahresfrist noch düster in die Zukunft blicken müssen - wie die meisten PC-Hersteller auch. Nun strahlt der HP-Deutschland-Chef wieder. Der Markt belebe sich, selbst das lange als "Sorgenkind" geltende Consumer-Business ziehe an. "Die Kaufbereitschaft ist da, ich bin ganz zufrieden mit der Nachfrage", sagt er. Verlass ist, wieder einmal, auf den Gaming-Markt, der für HP "sehr attraktiv" ist. Im Commercial-Bereich, der B2B-Klientel, erwartet Müller ebenfalls eine steigende PC-Nachfrage.

Die Lagerüberbestände sind abgebaut, in HPs Supply Chain "normalisiert" sich das Business, das in den Jahren während und kurz nach der Pandemie eine so noch nie gekannte Volatilität aufwies. Drei Stellschrauben sieht Müller, die das PC-Geschäft samt Zubehör ab diesem Jahr wieder treiben. Besser zweieinhalb, würden wir sagen.

Erstens: Austauschzyklus. Die aktuellen PCs in Unternehmen seien im Schnitt 4 Jahre alt und sollten allmählich gegen neue Clients ausgetauscht werden. Mehr und mehr Firmen beschäftigen sich mit Ersatzbeschaffungen.

4 Jahre alte PCs, Windows 11 kommt. Und was ist mit KI?

Zweitens: End of Life Windows 10. Auf Microsoft können sich die OEMs wieder einmal verlassen, wenn im Oktober 2025 der Support für Windows 10 eingestellt wird. "Das wird gerade im deutschen Markt sehr viele PCs betreffen", sagt Müller. Ab der zweiten Jahreshälfte 2024 rechnet er für HP eine spürbare Nachfrage wegen Migrationsprojekten auf das neue Windows. Erfahrungsgemäß schieben Unternehmen und Behörden OS-Migrationen auf die lange Bank, versuchen Ersatzinvestitionen in neue Hardware durch Upgrades auf Bestandsgeräte zu vermeiden. Die Rechnung könnte dieses Mal nicht aufgeben. Zum einen, weil die Hardwareanforderungen wohl steigen werden. Zum anderen, weil Windows 11 Security-Features verspricht, die ältere PCs teils nicht unterstützen können. Die aktuellen PCs einfach weiterlaufen zu lassen, damit rechnet Müller eher nicht.

Drittens (jetzt die eher halbe Stellschraube): KI-PCs. Um diese brandneue Client-Kategorie drehte sich auf der CES in Las Vegas Anfang Januar alles (CRN berichtete). Müller ist zwar ein "stolzer Copilot-User", wie er sagt. Aber er sagt auch: "Wie stehen hier erst am Anfang". So muss er Kunden den, wie er sagt, "nebulösen" Begriff KI-PC erklären. Er tut das selbstverständlich mit Hinweis auf die verbauten Highend-Komponenten und starken Leistungsparameter: Chip, Performance, Speicherkapazität, aber auch Formfaktor. Noch schicker, noch dünner und kompakter, dafür umso leistungsstärker - KI-Enable, eben. Was auch immer das bedeuten mag.

Schweizern sagt man eine gewisse Verschlossenheit, wenn nicht sogar Verschwiegenheit nach. Adrian Müller ist nicht typisch für seine Landsleute, wenn er im Zusammenhang mit KI-PCs den ehrlichen Satz fallen lässt: "Da ist noch sehr viel Marketing dabei". So erwidert er, der Landeschef eines der größten globalen Hardwareherstellers ist, auf die Frage von Kunden, wann es so weit ist, dass KI PCs revolutionieren werden, grundsolide: "Ich weiß es nicht, wie es andere auch nicht wissen".

Eines weiß der HP-Deutschland-Chef aber sehr wohl: Die Akquisition des Audio-Spezialisten Poly und die Integration der Technologie in Clients und vor allem in Konferenz-Systeme zahlt sich für den US-Konzern aus. Man liefe "alles aus einer Hand". Und man will lästige Verbindungsprobleme mit Adaptern und Kabeln abschaffen. Neue Rechner haben die "Connectivity on Board".

Und der Sound kommt künftig von Poly Studio und ersetzt den Klang von OEM-Partner Bang & Olufsen.

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HP-Deutschland-Chef sieht für 2024 wieder Wachstumsimpulse im PC-Markt

Drei, eigentlich sind es zweieinhalb Stellschrauben, die Adrian Müller zuversichtlich für den PC-Markt machen. Die dunklen Jahre sind vorbei, selbst im Retail geht wieder was. Und Poly ist für HP eine Bereicherung bei der "Alles-aus-einer-Hand"-Strategie.

Channel integriert - "Amplify for All"

Der für den deutschen Markt zuständige Channel-Chef Hartmut Husemann sieht eine gute Entwicklung bei der Verzahnung der Partnerlandschaft, die durch die Übernahmen von Poly, HyperX und Teradici unter das einheitliche Channel-Programm "Amplify for All" vergangenes Jahr erfolgte. Partner wie CNW IT-Systeme, 45 Mitarbeiter groß und Spezialist für Printing, stellen sich nun auch breiter im Computing-Geschäft auf. HP ist ein wichtiger Partner für Geschäftsführer Dominik Märzluft, der bei Kunden feststellt, dass der "Alles-aus-einer-Hand"-Ansatz gut greift. Auch wenn es keine Server von HP gibt, so doch Workstations, Notebooks und Desktops, Zubehör, Drucker und eben auch Poly-Systeme.

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Nehmen ihren Partner Dominik Märzluft von CNW IT-Systeme in die Mitte: HPs Channel-Chef Hartmut Husemann (li.) und Adrian Müller.

Außerdem: HP hat es sich zur Aufgabe gemacht, Nachhaltigkeit beim Konzern und seinen Partnern umzusetzen und bietet mit Amplify Impact ein spezielles Nachhaltigkeitsprogramm an. Partner werden auf ihrem Weg zu einem CO2-freien Unternehmen tatkräftig unterstützt. Märzluft lobt das strukturierte Vorgehen, den Aktionsplan von HP, und seine CNW ist sogar der erste weltweite Nachhaltigkeitspartner von HP, der mit 5-Sternen im Amplify Impact-Programm ausgezeichnet wurde. Mehr dazu in Kürze bei CRN.

Gespräche mit vielen Fujitsu-Partnern

Husemann spricht in den letzten Monaten aber auch mit sehr vielen neuen Partnern, die ihren PC-Hersteller bald verlieren, wenn er sich aus dem Markt zurückgezogen haben wird. Man muss Husemann den Namen in den Mund legen, den er nicht nennen will. Klar, es ist Fujitsu.

Den Ball nimmt Adrian Müller auf, gibt zu bedenken, dass Fujitsu nicht zu den ganz großen PC-Herstellern zählte. Gleichwohl hat der japanische Konzern eine sehr treue Händlerschaft und eine große Installationsbasis bei öffentlichen Auftraggebern. Die Kunden müssen sich umorientieren - wieder einmal.

Entscheidungen von Herstellern, sich aus Märkten zurückzuziehen, sich aufkaufen zu lassen, und alle die daraus folgenden Konsequenzen für Partner, fallen nicht plötzlich vom Himmel. Fujitsus wichtigster Distributor, Bytec, hatte vor vielen Jahren schon Lenovo mit an Bord geholt. Mindestens zwei Hersteller für jede Systemlandschaft ist auch für Systemhäuser geboten. Wie sonst könnte man sich herstellerunabhängig nennen?