PC-Markt: Die schlimmsten Jahre könnten vorbei sein
2023 war das schlechteste Jahr seit langem für PC-Hersteller und Partner. Wie wird 2024 verlaufen? Analysten und Distributoren sehen Zeichen für Optimismus und mehr Stabilität im gebeutelten Markt.
Die weltweiten PC-Auslieferungen beliefen sich im vierten Quartal 2023 auf insgesamt 63,3 Mio. Stück, was einem leichten Anstieg von 0,3 Prozent entspricht und laut Gartner den ersten Anstieg nach acht aufeinanderfolgenden Quartalen des Rückgangs darstellt.
Die Studie des Analystenhauses zeigt, dass 2023 mit einem Rückgang von 14,8 Prozent das schlechteste Jahr in der PC-Geschichte war. Es ist das zweite Jahr in Folge mit einem zweistelligen Rückgang, wobei sich die Auslieferungen auf insgesamt 241,8 Mio. Einheiten beliefen. Zuletzt wurden 2006 weniger als 250 Mio. PCs abgesetzt
Gartner-Analystin Mikako Kitagawa sagte, dass der Markt die Talsohle seines Rückgangs nach einer erheblichen Anpassung und Normalisierung der Lagerbestände erreicht habe. Das nun "leichte Wachstum" deute darauf hin, dass Nachfrage und Angebot "endlich im Gleichgewicht" seien.
Sie warnt jedoch, dass sich diese Situation aufgrund der für 2024 erwarteten Preiserhöhung für Komponenten sowie geopolitischer und wirtschaftlicher Unsicherheiten wahrscheinlich ändern wird.
Die Zahlen des Analystenunternehmens zeigen auch, dass der PC-Markt in der Region EMEA mit 8,7 Prozent das höchste Wachstum aller Regionen verzeichnete - das erste Wachstum im Jahresvergleich seit dem vierten Quartal 2021.
Channel-Leader äußern sich
Trotz des Anstiegs im vierten Quartal glaubt Ranjit Atwal, Senior Research Director und Analyst bei Gartner, gegenüber CRN, dass das Wachstum womöglich nur von kurzer Dauer sei. "Ich glaube, dass das Wachstum nur vorübergehend ist und weitere negative Quartale kommen könnten. Die Zeiten der 20-prozentigen Rückgänge sind aber vorbei", sagt Atwal.
"Der Markt konsolidiert sich bei viel geringeren Volumina, als wir sie in der Vergangenheit gesehen haben, wobei ein Gesamtwachstum in den Jahren 2024 und 2025 erwartet wird."
Hoffnungen liegen auf neuen KI-PCs und Migration zu neuem Windows
Atwal fügt hinzu, dass zukünftige KI-PCs dem Markt eine dringend benötigte Auffrischung bringen werden. "Der PC-Markt wird eine Herausforderung sein, aber mit den kommenden Windows 10-Ersatzzyklen, wenn sich das Support-Fenster für älteren PCs schließt sowie dem Marketing-Hype um KI-PCs wird ein dringend benötigter Aufschwung für die Branche entstehen."
Er warnt die PC-Industrie aber, sich von dem Hype um KI-PCs nicht zu viel zu versprechen. "Die Unternehmen müssen die Cloud-basierten GenAI-Funktionen in geschäftliche Vorteile umwandeln, bevor sie KI-PCs am Horizont sehen."
Alex Tatham, Geschäftsführer des Distributors Westcoast, äußerte sich ähnlich über die zukünftigen Auswirkungen von KI-PCs. "Der PC-Markt hatte einige harte Jahre 2023 und 2022 durchgemacht. Im Vergleich zu 2023 rechne ich für dieses Jahr aber mit größerem Wachstum." Es werde laut Tatham "sanft" beginnen, "sich aber beschleunigen, da unter anderem Windows 11 und KI einen notwendigen Erneuerungszyklus vorantreiben."
Softcat-CEO Graham Charlton ist für die Zukunft des Marktes sogar "sehr" optimistisch. "Die Entwicklung, die wir bei PCs sehen werden, wird spannend sein, da immer mehr KI-Anwendungen in die Clients eingebettet werden." Charlton glaubt auch, dass die Wachstumsraten stabiler sein werden. "Diese Dinge sind immer schwer vorherzusagen, aber es gibt sicherlich einen großen alten Gerätebestand, und daher würde ich erwarten, dass dies der Beginn einer anhaltenden Wachstumsphase ist", sagt er.
Charlton glaubt, dass die PC-Erholung eine "gute Nachricht" für den Channel ist und erwartet, dass die Kunden neben neuen Geräten auch andere Teile ihrer Infrastruktur modernisieren würden.
"Die Erholung ermöglicht eine bessere Zukunftsplanung. Der IT-Channel hat auf den Marktrückgang reagiert, aber jetzt sollte er in der Lage sein, die Segmente des Marktes anzusprechen, die das Wachstum vorantreiben", so die Empfehlung von Westcoast-Chef Alex Tatham.