Cancom verliert Spitzenmanager an die Konkurrenz

Fast 20 Jahre war Werner Schwarz bei Cancom, zuletzt als VP für die Strategie des Systemhauses verantwortlich. Er hat ausgezeichnete Kontakte zu Herstellern und Distributoren. Nun setzt er seine Arbeit bei der Systemhausgruppe ACP fort.

Werner Schwarz, 2018 bei der Partner Connection Week von Cisco auf den Bahamas.

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Werner Schwarz, 2018 bei der Partner Connection Week von Cisco auf den Bahamas.

Manager von Distributoren, Herstellern, sogar CEOs vom Cancom-Wettbewerb und viele Cancom-Kollegen - Ex-Kollegen muss man nun sagen - gratulieren Werner Schwarz unter seinen knappen Linkedin-Post, den er vergangene Woche absetzte. Schwarz wechselt zur österreichischen ACP-Gruppe, einem größeren Wettbewerber von Cancom. Dort zeichnet sich der Manager für das verantwortlich, was er die letzten Jahre bei Cancom getan hatte: Als Direktor Strategien ausarbeiten, neue Technologien der Hersteller schnell marktfähig machen und ins Portfolio aufnehmen. Eine Pressemitteilung seitens ACP gibt es über die Top-Personalie (noch) nicht, braucht es auch nicht unbedingt: Werner Schwarz kennt man ohnehin sehr gut im Channel, er hätte dieses Jahr sein 20-Jähriges bei Cancom gefeiert.

Schwarz gehört, anderes als der seit kurzem ausgeschiedene Aufsichtsratschef Stefan Kober und der aktiv im Management tätige Martin Mayr nicht zum Gründungsteam von Cancom, das - zehn Jahre nach Bechtle - 1992 das heutige Milliarden-Systemhaus aus der Taufe gehoben hatte. Schwarz stieß 2005 zur Cancom, nachdem dessen damaliger CEO Klaus Weinmann die insolvente Hamburger ECS Computer Partner übernommen hatte. Zuvor war der Manager beim ebenfalls in die Insolvenz geschlitterten ASP-Spezialisten Einsteinet, wo er den späteren Cancom-CEO und "Vater der Cancom Cloud", Rudi Hotter, kennen und schätzen gelernt hatte. So schlossen sich wieder die Kreise in einer Phase Anfang/Mitte der 00-Jahre, als über Systemhäuser eine Insolvenzwelle hereingebrochen war.

20 Jahre später gibt es bei Cancom nun erneut eine Zäsur, festzumachen vor allem an der Rückkehr des Gründers und langjährigen CEO Klaus Weinmann. Er wird den Vorsitz im Aufsichtsrat der Cancom übernehmen, ist über seine Private Equity-Gesellschaft Primepulse am Systemhaus beteiligt. Weinmann, der streitbare und gegenüber Wettbewerbern nie um klare öffentliche Worte verlegener Geschäftsmann (CRN berichtete kürzlich über den Angriff Weinmanns auf den CEO von Computacenter), will Druck machen. Vor allem, weil er mit dem Börsenkurs der Cancom-Aktie nicht zufrieden sein kann. Die Papiere treten auf der Stelle, haben 2022 gegenüber heute sogar an Wert eingebüßt.