Devolo ist schon wieder insolvent
Der Aachener Netzwerkhersteller Devolo hat zum zweiten Mal innerhalb von 22 Monaten damit begonnen, sich mithilfe eines sogenannten Schutzschirmverfahrens neu aufzustellen.
In Abstimmung mit Stakeholdern und Beratern und ohne das Hinzuziehen eines externen Insolvenzverwalters möchte die inzwischen als GmbH firmierende Devolo einen Restrukturierungsplan ausarbeiten, der "Maßnahmen zur Neustrukturierung des Geschäfts" enthält. Die Sanierung des Unternehmens in Eigenverantwortung (Schutzschirmverfahren) soll "in den kommenden Monaten" erfolgen. Während dieses Zeitraums erbringt das Unternehmen alle Leistungen, auch die Gehälter der Devolo-Mitarbeiter werden weiterhin ausgezahlt.
Die Restrukturierung in Eigenverwaltung ist ein bewährtes Instrument des deutschen Sanierungsrechts. Im Rahmen des Verfahrens obliegt die Geschäftsführung dem bekannten Management. Dies ist nur dann möglich, wenn das zuständige Amtsgericht zuvor feststellt hat, dass das Unternehmen frühzeitig eigeninitiativ handelt und ausreichend Handlungsspielraum für eine erfolgreiche Lösung besteht.
Im Rahmen des Verfahrens wird ein Sachwalter eingesetzt, der die Neuaufstellung im Sinne der Gläubiger überwacht. Für die Position der vorläufigen Sachwalterin wurde Dr. Ruth Rigol von der Ulmer Sanierungskanzlei Pluta Rechtsanwalts GmbH eingesetzt. „Die Eigenverwaltung ist ein ideales Instrument für eine Neuaufstellung des Unternehmens. Diese Chance kann Devolo in den kommenden Monaten nutzen", meint Rigol.
In dem Eigenverwaltungsverfahren wird Devolo von Sanierungsexperten der AMBG (Adiutor Management- und Beratungsgesellschaft mbH) aus Naumburg an der Saale sowie von Dr. Sebastian Braun (Reinhart Kober Großkinsky Braun Rechtsanwälte PartGmbB) unterstützt.
Neuausrichtung und Geschäftsaussichten
Das Unternehmen befand sich bereits Anfang 2022 in einem Verfahren in Eigenverwaltung, das im November 2022 nach Abschluss eines Insolvenzplanes aufgehoben wurde. Danach entwickelten sich die Umsätze der Devolo GmbH in den ersten Monaten des Jahres 2023 wie geplant. Ende September seien die Bestelleingänge jedoch aufgrund der Kaufzurückhaltung der Endkunden abrupt gesunken. Sie lagen weit unterhalb der Umsatzerwartungen für das Weihnachtsgeschäft. "Deshalb werden wir jetzt verantwortungsvoll und frühzeitig handeln", erläutert Devolo-Geschäftsführer Heiko Harbers. Den Worten des Firmenchefs zufolge will man nun einerseits ein Kosteneinsparungsprogramm durchführen und andererseits im B2C- sowie im B2B-Segment „neue Produktlösungen für neue Geschäftsmöglichkeiten entwickeln".
B2B-Diektvertrieb ein kluger Schritt?
Hinterfragen sollte das Unternehmen die bisherige Vertriebsstrategie. Erst im Juni 2023 hatte Devolo angekündigt , mit einem Geschäftskunden-Online-Shop B2B-Kunden direkt zu bedienen. Damit dürfte sich das Unternehmen im Fachhandelskanal einige Sympathien verscherzt haben. Für seine Online-Aktivitäten und digitale Strukturen hatte Devolo zuvor ein eigenes Team aufgebaut. Womöglich vermögen die eingesetzten Sanierungsexperten zu klären, ob die Direktvertriebsstrategie tatsächlich ein kluger Schachzug war. Die Erfahrung im deutschen IT-Handel lehrt, dass ein erfolgreicher Direktvertrieb meist nur mit hoher Markenbekanntheit und umfangreichen Werbemaßnahmen funktioniert. Die Sanierer werden wohl prüfen, ob Devolo für diese Strategie gut aufgestellt ist oder ob ein gut gepflegter, indirekter Vertriebskanal womöglich die lukrativere Alternative darstellt.