Deloitte Prognose: Was 2024 für die IT-Branche wichtig wird
Generative AI, Breitband, Halbleiter - Der Markt steht vor elementaren Veränderungen. Die Unternehmensberater von Deloitte haben einen Blick auf die wichtigsten Trends in den Bereichen Technologie, Medien und Telekommunikation geworfen.
Deloitte-Berater Dr. Andreas Gentner hält den Einfluss, den Künstliche Intelligenz bereits im kommenden Jahr ausüben wird, für beträchtlich: "Ob Anbieter von Unternehmenssoftware, Internetprovider oder Video-Streaming-Dienstleister: Sie alle müssen sich 2024 an teils fundamentale - insbesondere durch Generative AI hervorgerufene - Marktveränderungen anpassen", kommentiert der Deliotte-Mann. Er geht davon aus, dass die IT-Branche einmal mehr mit ihren Einschätzungen und Weichenstellungen die Entwicklung in anderen Industrien maßgeblich beeinflussen wird.
Als die interessantesten globalen Trends, die auch die deutsche IT-Branche im kommenden Jahr prägen werden, haben die Berater bei Deloitte ein Ende des Breitband-Booms, den Beginn der Monetarisierung von GenAI-Funktionen, mehr Ressourcen-Effizienz bei der Halbleiterfertigung und im Bereich Videostreaming eine Ausweitung von Abomodellen im Visier.
Breitband-Geschwindigkeitsrausch vor dem Ende
Seit rund 30 Jahren gibt es in puncto Internet eine Konstante: immer höhere Datenübertragungsraten. Doch das technologische Ende der Fahnenstange ist hier vorerst erreicht. Deloitte geht davon aus, dass diese Entwicklung im kommenden Jahr erstmals zum Stagnieren kommt, zumindest in den Industriestaaten: Die Prognose lautet, dass im Jahr 2024 über 90 Prozent der meistgenutzten Online-Anwendungen in stationären Breitbandnetzen die gleiche vom Anbieter empfohlene Bitrate haben werden wie im Vorjahr. Und auch bis 2025 wird das bei mindestens 80 Prozent dieser Anwendungen der Fall sein. Die Nachfrage nach höherer Geschwindigkeit könnte damit erstmals weitgehend gesättigt sein. Die Angaben basieren auf einer Marktbefragung zum Thema Breitband aus diesem Jahr.
Richtungsweisendes Jahr für GenAI
Während 2023 den Durchbruch von Generative AI (GenAI) markierte, dürfte es 2024 entscheidend sein, daraus finanziellen Nutzen zu ziehen: Das zeigt sich in den Bemühungen fast aller Unternehmenssoftware-Anbieter, die in den kommenden zwölf Monaten zumindest in einigen ihrer Produkte GenAI-Funktionen einbetten wollen. Viele planen, diese zusätzlichen Funktionen zum Beispiel mithilfe von Premium-Preismodellen zu monetarisieren. Die Berater von Deloitte gehen davon aus, dass ihnen dies zumindest in gewissem Umfang gelingen wird: So können Anbieter von Unternehmenssoftware ihre Umsätze mit GenAI-Funktionen bis Ende 2024 weltweit auf rund 10 Milliarden US-Dollar steigern. Noch deutlich rasanter soll das das Wachstumstempo im Halbleitermarkt werden: Chips, die für GenAI optimiert sind, werden im Jahr 2024 ein Marktvolumen von 40 Milliarden US-Dollar erreichen. Im Jahr 2022 lagen die entsprechenden Umsätze noch bei nahezu null.
Halbleiter: Bessere Ökobilanz
Auch wenn der absolute Verbrauch von Energie, Wasser und Prozessgasen im Jahr 2024 durch das Wachstum der Halbleiterproduktion steigen wird, prognostiziert Deloitte für alle großen Chiphersteller einen Rückgang des relativen Ressourcenverbrauchs: Gemessen am erzielten Umsatz pro Dollar wird die durchschnittliche Wasser- und Energieintensität im kommenden Jahr sinken, gleichzeitig steigt der Anteil erneuerbarer Energien in der Halbleiterproduktion. "Dieser effizientere Ressourceneinsatz ist kein Automatismus", meint Dr. Andreas Gentner. "Neue Chipfabriken verfügen über modernere Ausrüstung und Prozesstechnik, die in der Regel effizienter ist als bei älteren Standorten. Eine insgesamt bessere Ökobilanz gelingt in der Halbleiterindustrie allerdings nur, wenn sowohl neue als auch ältere Anlagen konsequent auf Nachhaltigkeit getrimmt werden."
Video-Streaming will profitabler werden
Deloitte geht davon aus, dass Video-Streaming-Anbieter 2024 ihre Angebotspakete weiter diversifizieren werden, auch um ihre Profitabilität zu verbessern. Die Prognose: Die Zahl der Abomodelle führender Streaming-Dienste wird sich bis Ende 2024 in großen Kernmärkten mehr als verdoppeln. Um Kunden-Abwanderung zu vermeiden, werden Video-Streaming-Anbieter verstärkt solche Abomodelle anbieten, die längere Laufzeiten mit einem günstigeren Preis kombinieren.