DACH-CEO von vshosting: "Wollen in drei Jahren führender Multicloud-MSP werden"

Tschechien ist dem Cloud-Spezialisten vshosting längst zu klein geworden. Nun gehen die Prager die Expansion an und haben DACH in die Hände des vielseitigen wie umtriebigen Entrepreneurs Nils Kaufmann gelegt. Der sieht einen Trend zur "Cloud Repatriation" und steckt sich hohe Ziele beim Aufbau eines Channels für den Hoster.

vshosting-DACH-CEO Nils Kaufmann: baut seit September einen Channel für den Hoster aus Tschechien auf.

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vshosting-DACH-CEO Nils Kaufmann: baut seit September einen Channel für den Hoster aus Tschechien auf.

Global denkt man bei vshosting aus Prag schon lange, was man beim Blick auf die Lokationen der 12 Rechenzentren des Cloud-Spezialisten auf den drei Kontinenten Europa, Nordamerika und Asien sofort sieht. 2006 startete Gründer Damir Špoljarič das Hostinggeschäft in Tschechien und der Nachbarrepublik Slowakei, später dann in Ungarn. Mittlerweile betreuen die rund 400 Mitarbeiter rund 1.000 Kunden, hosten rund 20.000 E-Commerce-Shops. Es gibt für Špoljarič keinen Grund, sich auf Osteuropa zu beschränken. Die Kundschaft, die mehr und mehr auf Cloud setzt, will man schließlich in ihrem internationalen Business begleiten. 2023 steht daher im Zeichen der Expansion.

Büro und Datacenter wurden unlängst in Portsmouth/Großbritannien eröffnet, der Firmensitz in London gegründet. Zugleich gründete Špoljarič in Köln die deutsche Landesgesellschaft und holte als Geschäftsführer Thomas Schimmel und Nils Kaufmann an Bord. Kaufmann zeichnet sich als CEO für die DACH-Expansion zuständig. Špoljarič hat den Cloud-Experten Kaufmann offenbar schnell für sich einnehmen und für vshosting begeistern können.

Channelaufbau in DACH und UK

"Der einzige Player im deutschen Markt, der Managed Services agnostisch anbieten kann", sagt Kaufmann. Größtmögliche Technologie-Offenheit, maßgeschneiderte Individuallösungen möglich - für Technologiepartner, Systemhäuser und MSPs, ISVs und Digitalagenturen, wie Kaufmann letztere Kundengruppe nennt, die etwa auf der Ebene von Applikations-Layer Anpassungen vornehmen.

Die Herausforderungen für Kaufmann und sein Team sind durchaus sportlich: der Manager baut einen Channel für DACH auf, sieht vshosting als idealen Cloud-Partner vor allem für MSPs, die die Plattformen der Tschechen als Whitelabel-Lösungen einsetzen können. Eine "Grundstruktur" für das Channel-Management sei vorhanden, ebenso Erfahrungen mit Partner-Enabling. Darauf will Kaufmann aufbauen, insbesondere Partner bei Projekten unterstützen.

Mit Kaufmann hat sich vshosting einen Manager an Bord geholt, der im deutschen Cloud-Anbietermarkt bestens vernetzt ist und der als Unternehmer auf viel Erfahrung im Aufbau von Unternehmen auch außerhalb der IT-Branche blicken kann. Sein aktuell wichtigstes Pfund, das er bei der DACH-Expansion in die Waagschale werfen wird: Kaufmann ist Vorstand bei EuroCloud Deutschland - eco. Der Verein versteht sich als Verband der deutschen Cloud-Computing-Wirtschaft und ist Teil des paneuropäischen Netzwerks EuroCloud (ENC). "Das Jahrestreffen bot ein starkes Line-Up an Speakern und Cloud Native Spezialisten. Ich bin immer noch on-fire", zeigte sich unlängst Tom Schröder, Ex-Cloudblue-Manager und nun beim finnischen PaaS-Spezialisten Frends, begeistert vom Event in Berlin.

Kaufmanns Talent zeigt sich auch darin, qualifiziertes Personal an Bord zu holen. Das ist einerseits natürlich gut für seine Expansionspläne. Andererseits muss man bedauernd feststellen, dass der Manager auch Journalisten in seinen Bann auf die Seite der PR zu ziehen versteht. Die Folge: Mit dem Seitenwechsel von EX-CRN- und -IT-Business-Redakteur Michael Hase zum Eco-Verband verliert die Channel-Presse hierzulande einen langjährigen Kenner der Systemhaus- und MSP-Branche. Solche Kontakte von Kaufmann sind freilich ganz nach dem Geschmack der ambitionierten Tschechen.

Trend zu Privat Cloud

Der Markt ist kräftig in Bewegung. Auf Suche nach Einsparpotenzial in ökonomisch schwierigen Zeiten geraten auch Hoster unter Druck. Glaubt man indes vshosting-Chef Špoljarič, so weise seine Firma "im Vergleich zu anderen lokalen mitteleuropäischen Unternehmen nach wie vor ein überdurchschnittliches Wachstum auf" und werden auch in diesem Jahr "umsatzmäßig weit vor allen Hosting-Unternehmen in Tschechien, der Slowakei und Ungarn liegen". Er spart freilich nicht mit Lob für sein eigenes Unternehmen: "einzigartige Service-Exzellenz: Verfügbarkeit der Infrastruktur, umfassender Service, Kompetenz und Reaktionszeiten des technischen Supports, einzigartige Erfahrung mit großen Projekten mit einer durchschnittlichen Kundenbewertung von 9,95 von 10". Und die Messlatte legt Špoljarič hoch: "ich glaube, dass unser Wachstum nach diesem Teil des Konjunkturzyklus noch höher sein wird", sagt er in die Zukunft gerichtet.

Für Kaufmann stehen die Zeichen im Cloud-Markt ohnehin auf Wachstum. "Die hektische Diskussion um die Digitalisierung des Mittelstandes hat sich zum Glück stark beruhigt, wir kehren langsam zurück zum Kern, was für mittelständische Unternehmen wichtig ist. Langsam wird bewusst, dass der Workload die Plattform bestimmt und nicht umgekehrt". Kaufmann beobachtet "einen starken Trend hin zur 'Cloud Repatriation", also von der Public wieder zurück in die Private Cloud".

Hatten die Anbieter dem deutschen Mittelstand vor gar nicht so langer Zeit denn nicht erzählt, dass die Public Cloud sicher, gesetzeskonform und überdies günstig zu betreiben wäre? "Weit gefehlt", entgegnet Kaufmann. Daher sieht der neue vshosting-DACH-Chef sein Unternehmen nun klar im Vorteil: "Unser USP ist neben der Migration auch die Bereitstellung von 24/7/365 Managed Cloud-Services - und zwar plattformunabhängig".

Entsprechend ehrgeizig geht Kaufmann die Expansion von vshosting an. Auf konkrete Ziele, etwa eine Zahl neuer Partner in DACH, will er sich nicht festnageln lassen. Der Business Plan sei "ambitioniert", entgegnet der umtriebige Cloud-Experte. In zwei bis drei Jahren "wollen wir führender Multicloud-MSP werden", gibt der promovierte Philologe und Quereinsteiger in der IT-Branche das Ziel aus. Alles andere wäre auch verwunderlich. Expansion mit angezogener Handbremse passt nicht zu einem vielseitigen Entrepreneur wie Nils Kaufmann.