Neuer CTO von Nfon kommt nicht zufällig mit viel Konzernerfahrung

SAP-Urgestein Andreas Wesselmann wechselt auf den noch vakanten Posten des CTO bei Nfon. CEO Patrik Heider verfolgt einen Plan mit der Neubesetzung von strategisch so wichtigen Führungspositionen beim Cloud-Telefonie-Anbieter Nfon.

Nfon-Chef Patrik Heider (li.) und der designierte CTO Andreas Wesselmann bilden ab 2024 den Vorstand von Nfon.

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Nfon-Chef Patrik Heider (li.) und der designierte CTO Andreas Wesselmann bilden ab 2024 den Vorstand von Nfon.

Nach 27 Jahren SAP hört Andreas Wesselmann beim Walldorfer Softwarekonzern auf und wird kommendes Jahr CTO bei Nfon. Für ihn dürfte das eine große Zäsur sein, der beim Weltkonzern als VP "SAP Hana Database & Analytics" agiert und Mitglied im globalen Führungsteam ist. Gleich nach seinem Studium der Mathematik und Informatik an der Uni Münster begann er 1997 seine Karriere als ERP-Softwareentwickler bei SAP, begleitete dann früh SAPs Weg in die Cloud. Nfon ist Pionier in der Cloud-Telefonie, international aufgestellt in 15 Ländern, aber im Kern ein mittelständisches Unternehmen mit einem Umsatz von rund 62 Mio. Euro in den ersten neun Monaten 2023 (plus 2,1 Prozent).

Was reizt ein SAP-Urgestein wie Wesselmann vom einzigen Global-Player in der deutschen Software-Industrie in einen sehr wettbewerbsintensiven Markt der Cloud-Telefonie-Anbieter zu wechseln, in dem viele lokale mittelständische Firmen konkurrieren? Und dann ausgerechnet zu Nfon.

Als Nfon 2007 startete, war Cloud PBX noch neu, das deutsche Start-up innovativ, machte sich mit mehr Marketingbudget, als das anderen Wettbewerbern zur Verfügung stand, einen Namen in der Branche, baute nach und nach einen Channel auf, expandierte auch über Zukäufe und übernahm Wettbewerber Deutsche Telefon Standard - eine Marke, die nicht treffender hätte gewählt werden können für einen Softwarehersteller aus dem grundsoliden deutschen Mittelstand. Das Problem: Technologisch kann man in einem so dynamischen Markt wie der Cloud-Telefonie leicht den Anschluss verlieren. Zumal Konzerne wie Microsoft mit seiner Video- und Telefonie-Applikation Teams und Cisco mit Placetel in den Markt drängen, Telefonie mehr und mehr Bestandteil von Collaboration-Lösungen wird.

Die Diagnose von Nfon-Chef Patrik Heider zu seinem Amtsantritt im vergangenen Frühjahr war so schonungslos ehrlich, wie manche eben den "guten" deutschen Mittelstand als ehrlich und bodenständig schätzen. "Es ist an der Zeit, die Unternehmensorganisation von Nfon an die eines modernen Software-Unternehmen anzupassen und sicherzustellen, dass die Bereiche Sales & Marketing, Produktmanagement und Entwicklung, aber auch People & Culture, jetzt eine entscheidende und zukunftsweisende Rolle in der Organisation erhalten", sagte Heider. Der Manager hat nie in einem Konzern gearbeitet, aber im gehobenen Mitteltand beim Werkzeugbauer Hoffmann Group und Bau-Softwarespezialist Nemetschek. Heider redet nicht drumherum, wenn er Probleme sieht - auch nicht gegenüber der Fachpresse.

Seine Tonalität und sein Selbstverständnis von Führung unterscheidet sich freilich diametral von der eines klassischen Firmenpatriarchen. Basta-Entscheidungen, einsam getroffen und umso lauter verkündet, ist nicht Heiders Ding. So kann man keine Spitzenkräfte von Konzernen gewinnen und motivieren. Mit Heiders "moderner" Haltung einer partizipativen Führung und in Aussicht gestellten Gestaltungsfreiheiten gelingt das schon eher, Top-Führungskräfte an Bord von Nfon zu holen.

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Neuer CTO von Nfon kommt nicht zufällig mit viel Konzernerfahrung

SAP-Urgestein Andreas Wesselmann wechselt auf den noch vakanten Posten des CTO bei Nfon. CEO Patrik Heider verfolgt einen Plan mit der Neubesetzung von strategisch so wichtigen Führungspositionen beim Cloud-Telefonie-Anbieter Nfon.

Zuvor hatte Heider bereit Merano Mettbach zu Nfon geholt. Der neue Chief Sales Officer von Nfon ließ sich ebenso wie jetzt SAP-Spitzenmanager Andreas Wesselmann für sein erstes Engagement bei einem mittelständischen Unternehmen begeistern, nach Stationen bei Siemens (später Siemens Enterprise Communications, heute Mitel), Vodafone und Cisco.

"Für die vor uns liegenden Aufgaben ist ein enges Miteinander im Vorstand essenziell. Unsere Zusammenarbeit wird auf ehrlichem und transparentem Austausch basieren - immer das Ziel vor Augen, NFON erfolgversprechend für die bevorstehenden Entwicklungen zu positionieren", führt der CEO aus, wie er sich Teamarbeit mit seinem neuen CTO und überhaupt mit allen Nfon-Beschäftigten vorstellt.

Einbinden statt verkünden, gestalten und unternehmerisch denken und agieren, auch so dürfte Heider Andreas Wesselmann für Nfon überzeugt haben. Und noch mehr, ergänzt der designierte CTO von Nfon.

Der unternehmerische Ansatz ist vielen Technik-Chefs ja nicht in die Wiege gelegt worden, im Gegensatz zur Leidenschaft für Technologie und Innovation, die man schon mitbringen muss für diesen Job. "Es sind genau diese zwei Bereiche, die mich antreiben und ich kann es kaum erwarten vor diesem Hintergrund bei NFON zu starten und meine Erfahrung gewinnbringend einzusetzen", sagt Wesselmann.

Er tritt zum Januar 2024 den CTO-Posten an, wird neben CEO Heider zweiter Vorstand der börsennotierten Nfon. Der Nfon-Chef will den Cloud-Anbieter technologisch wieder in die Spitzengruppe führen, das Produktportfolio und den Vertrieb stärken. Alle drei Säulen "in Einklang bringen", wie er es nennt.

Die Richtung ist vorgegeben, das Führungspersonal nun komplett, die Botschaft für 2024 und darüber hinaus gesetzt: "Unsere europäischen Kunden werden dank dieser harmonisierten Trilogie bestmöglich bei digitaler Transformation und intelligentem Einsatz modernster Kommunikationslösungen aus der Cloud unterstützt", motiviert der CEO für das Durchstarten ab kommendem Jahr mit dem so wichtigen neuen CTO.