Motto des neuen T-Systems-Chefs: "Kunden zu Fans machen"
Ferri Abolhassan übernimmt zum Jahreswechsel die Leitung von T-Systems. Seine Stärke: Ansteckende Begeisterung vor allem für Kunden-Service in den Telekom-Shops. Er kennt den Konzern seit 2008, übernimmt ein schwieriges Amt.
Wie viele der hierzulande rund 700 konzerneigenen Telekom-Shops Ferri Abolhassan persönlich besucht hat, ist nicht bekannt. Vermutlich alle. Den größten in Europa auf jeden Fall, der im April in der Hamburger Spitalerstraße 3 eröffnet wurde. In seiner Funktion als Sales & Service-Chef Telekom Deutschland ist Abolhassan seit sechs Jahren qua Amt der personifizierte Schutzpatron beratungssuchender Kunden, die ihr halbes Leben vergeblich bei Hotlines das zu erfahren suchten, was sie laut Abolhassan in den T-Shops finden: perfekte Beratung. Und zwar so gut und vorbildlich, dass aus Kunden Fans werden. So die Philosophie des Managers, der im Frühjahr ein Buch herausgegeben hat. Titel: "Kundenliebe". Was auch sonst!
"Im Vertrieb und Kundenservice macht der Mensch den Unterschied", sagt Abolhassan. Nun verlässt der Manager zum Jahreswechsel die Sales- und Serviceorganisation, "mit einer Träne im Knopfloch," sagt er. Höhere, weit schwierigere Aufgaben warten auf den neuen T-Systems-Chef. Er folgt auf Adel Al-Saleh, der um die Auflösung seines Vertrages gebeten hatte Er wird neuer CEO des luxemburgischen Satellitenbetreibers SES.
T-Systems kann die ansteckende Service-Leidenschaft eines Abolhassan auch für Großkunden gut gebrauchen. Das Systemhaus gehört mit seinen 28.000 Mitarbeitern in 20 Ländern und einem Umsatz von rund 4 Mrd. Euro zu einem der größten Systemintegratoren und IT-Providern in Europa. Wichtigste Partner sind die drei Hyperscaler AWS, Microsoft Azure und Google Cloud, ferner SAP, Cisco, Intel, VMware, Paloalto und ServiceNow.
Geplatzter Verkauf von T-Systems
Digitalisierung der Behörden ist ein großer Geschäftsbereich. Automotive, die Gesundheitsbranche und sowie Verkehr und Logistik stehen im Fokus. T-Systems galt lange Jahre unter der Ägide von Reinhard Clemens als Sorgensparte im Konzern. Nachfolger Al-Saleh baute Personal ab und versuchte die jahrelange Verlustphase zu stoppen. Zuletzt scheiterte ein Teilverkauf. Accenture und Capgemini waren als Käufer im Gespräch. Die Verhandlungen scheiterten. Telekom-Chef Tim Höttges blieb nichts anderes übrig, als T-Systems weiter im Konzern zu belassen. Nun also der Führungswechsel.
"Mit Ferri Abolhassan haben wir einen ausgewiesenen Experten in Sachen Digitalisierung, Cloud, Security und AI für diese anspruchsvolle Tätigkeit gefunden. Er kennt die T-Systems durch seine langjährige Tätigkeit als Geschäftsführer und bringt - durch über 20 Jahre Erfahrung im Bereich IT - das nötige Fachwissen mit, um die Arbeit von Adel Al-Saleh erfolgreich fortführen zu können," sagt Frank Appel, Aufsichtsratsvorsitzender der Deutschen Telekom.
Telekom-CEO Tim Höttges betont, dass T-Systems "heute eine klare Strategie" habe und "gut gerüstet für weiteres Wachstum" sei. "Ferri wird daran anknüpfen. Er steht für Kontinuität. Wir haben mit ihm einen starken internen Nachfolger für diese anspruchsvolle Aufgabe gefunden. Er weiß, wie man in Wachstumsmärkten agiert und langfristig erfolgreich ist".
Mit Abolhassan bekommt T-Systems einen nahbaren, durchaus emotionalen Chef, der auf Linkedin mit seiner Begeisterung nicht hinterm Berg hält. "Auch nach den Nachrichten der letzten Tage ist für uns bei Sales & Service heute wieder Day 1. Wir machen mit Schwung und Leidenschaft weiter. Denn an unserer Mission 'Kunden zu Fans machen' ändert sich nichts." Eine Mission, die auch die vielen Berater und Ingenieure bei T-Systems beflügeln könnte.