Accenture will Zahl der KI-Experten auf 80.000 verdoppeln
"Unternehmen müssen sich mithilfe von Technologie, Daten und künstlicher Intelligenz neu erfinden, um ihren Betrieb zu optimieren und das Wachstum zu beschleunigen. Dazu müssen sie einen digitalen Kern aufbauen", sagt Julie Sweet, die Vorsitzende und CEO von Accenture.
Wenn wir alles richtig verstanden haben, setzt der weltweit aktive Lösungsanbieter Accenture seit einiger Zeit auf umfangreiche Investitionen in KI, GenKI und weitere moderne Technologien, um für seine Kunden neue Werte zu schaffen und das Umsatzwachstum weiter zu steigern. Am Donnerstag letzter Woche beim Earnings Call berichtete die Vorsitzende und CEO von Accenture, Julie Sweet (oben im Bild), dass das zum 31. August abgelaufene Geschäftsjahr 2023 ein "Rekordjahr" für Accenture gewesen sei, mit einem Buchungsvolumen von 72,2 Mrd. US-Dollar und einer Rekordzahl von 106 Kunden mit Quartalsbuchungen im Wert von über 100 Mio. Dollar.
Auch war es ein Jahr bedeutender Investitionen. Laut Sweet lag der Kapitaleinsatz bei gut 2,5 Mrd. Dollar für 25 Akquisitionen, 1,3 Mrd. Dollar für F&E-Assets, Plattformen und Branchenlösungen und 1,1 Mrd. Dollar für die Aus- und Weiterbildung von Mitarbeitern.
Das Unternehmen habe schon früh eine Führungsposition im Bereich GenKI eingenommen und diese sei ein wichtiger Bestandteil der Neuausrichtung der Accenture-Kunden in den kommenden 10 Jahren.
"Für Q3 hatten wir mitgeteilt, dass wir in den letzten vier Monaten 100 Projekte mit einem Umsatz von etwa 100 Millionen US-Dollar verkauft haben", sagte die CEO. "Im vierten Quartal hat sich die Nachfrage noch einmal beschleunigt, und wir haben weitere 200 Millionen Dollar mit GenKI-Projekten gemacht, so dass der Umsatz mit Künstlicher Intelligenz insgesamt bei rund 300 Millionen Dollar lag. Wir nutzen GenKI natürlich auch auch bei der Erbringung unserer eigenen Dienstleistungen und bei unserer Arbeitsweise ", so Sweet.
Im Geschäftsjahr 2024 werde sich Accenture, die aktuelle Nummer 1 im "CRN Solution Provider 500"-Ranking, weiterhin darauf konzentrieren, Kundennutzen zu schaffen. "Das Ausgabentempo hat sich zwar geändert, nicht aber die Grundlagen", sagte Sweet. "Alle Strategien führen weiterhin zur Technologie, und die Unternehmen müssen jeden Teil ihres Geschäfts mit Hilfe von Technologie, Daten und KI neu erfinden, um den Betrieb zu optimieren und ihr Wachstum zu beschleunigen. Um das zu erreichen, müssen sie einen digitalen Kern aufbauen."
Accenture sieht weiterhin eine erhebliche Nachfrage in Bereichen wie Cloud-Migration und -Modernisierung, modernes ERP sowie Daten und KI - und insbesondere die Zunahme von GenKI, also die Bereiche, die laut Sweet allesamt große Chancen eröffnen.
"Zumal es immer noch früh ist. Wir schätzen zum Beispiel, dass nur 40 Prozent der heutigen Workloads in der Cloud sind, dass nur ein Drittel der Kunden ihre ERP-Plattformen modernisiert haben und dass weniger als 10 Prozent über das verfügen, was wir als ausgereifte Daten- und KI-Fähigkeiten bezeichnen", so Sweet. "Wir glauben, dass die Unterstützung beim Aufbau eines starken digitalen Kerns und dessen anschließender Nutzung zur Neuausrichtung die Treiber unseres Wachstums sein werden. Was Accenture so einzigartig macht, ist unsere Fähigkeit, für eine wertorientierte Transformation zu beraten, zu gestalten und zu liefern, indem wir die Breite unserer Dienstleistungen und unserer Branchenexpertise nutzen - von Strategie und Beratung über Technologie bis hin zu unseren Managed Services, über Branchen und geografische Märkte hinweg, zusammen mit unseren Partnern im Ökosystem."
Und obwohl die GenKI-Technologie noch in den Kinderschuhen steckt, reift sie schnell, erläuterte Sweet. "Wir sind davon überzeugt, dass sie im Laufe der Zeit eine bedeutende Wertquelle für uns und unsere Kunden darstellen wird", sagte sie. "Wir haben jetzt etwa 300 Projekte in allen unseren Branchen, wobei das Bankwesen, der öffentliche Dienst, die Konsumgüterindustrie und die Versorgungsunternehmen führend sind. Die Kunden arbeiten an einer Vielzahl unterschiedlicher Aufgaben, von der Strategie und der Implementierung von Anwendungsfällen über die technische Befähigung, die Skalierung, die Modellanpassung, das Tuning und die Schulung bis hin zum Personal und verantwortungsvoller KI."
Vier Schlüsselfaktoren
Laut Sweet gibt es für Accenture im Bereich GenAI vier entscheidende Erfolgsfaktoren.
Die erste sei die enge Zusammenarbeit mit Partnern aus dem KI-Ökosystem, von Hyperscalern über Modellbauer bis hin zu Start-ups und Akademikern. "Es ist wichtig zu betonen, das wir uns in einem frühen Reifestadium der GenKI für Unternehmen befinden. Unsere Tiefenerfahrung und Einblicke in diese Plattformen für die Beratung der Kunden sind entscheidend."
Der zweite Faktor seien die Mitarbeiter, deren technische Wissen und Verständnis von Künstlicher Intelligenz mit Branchen- und funktionalem Knowhow kombiniert werde. "Wir haben schon etwa 600.000 Menschen in den Grundlagen der KI geschult", so die CEO. "Mit der generativen KI nehmen das Tempo und die Auswirkungen rasant zu. Daher gehen wir jetzt einen weiteren Schritt, um mehr als 250.000 Menschen in die Lage zu versetzen, neue KI-Tools gerecht, nachhaltig und unvoreingenommen zu nutzen. Mit Investitionen in unsere KI-Akademie und unserem Fokus auf tiefe KI und GenAI-Spezialisierung kommen wir auch dem Ziel näher, die Zahl unser eigenen hochqualifizierten Daten- und KI-Fachleute von 40.000 auf 80.000 zu verdoppeln."
Der dritte Erfolgsfaktor sei der Fokus auf dem verantwortungsvollen Einsatz von KI. "Bei Accenture haben wir ein branchenführendes KI-Compliance-Programm", berichtete Sweet. "Und wir nutzen unsere Erfahrungen und Erkenntnisse, um den Kunden zu helfen, ihr eigenes Programm für verantwortungsvolle KI zu entwickeln - das ja notwendig ist, um die Risiken in Schach zu halten und den vollen Nutzen aus KI zu ziehen."
Der vierte Punkt schließlich sei die Einführung von GenKI in alle Accenture-Dienstleistungen und in die Entwicklung neuer Tools und Lösungen. "Unser Ansatz berücksichtigt, wo die Technologie heute steht, die Notwendigkeit, sie verantwortungsvoll einzusetzen, und die Erkenntnis, dass wir in hochkomplexen Umgebungen arbeiten. Während die meisten Unternehmen GenKI erforschen und verstehen wollen, stellen wir fest, dass Kunden, die digital reifer sind, einfach schneller vorgehen wollen. Während andere das Terrain mit Proofs of Concept und synthetischen Daten sondieren möchten und wieder andere es vorziehen, zu warten, bis sie mehr von ihrem modernen digitalen Kern aufgebaut haben, drücken die reiferen Unternehmen aufs Tempo."
Managed Services für die Transformation …
Anders als bei vielen Techfirmen hat es bei Acccenture keinen Personalabbau gegeben. Stattdessen hat das Unternehmen seine Belegschaft seit dem letztem Jahr von 721.000 auf 733.000 Mitarbeiter aufgestockt.
"Wenn wir an Transformationsgeschäfte denken, sind Managed Services oft eine Möglichkeit, den Wandel zu bezahlen", sagte sie. "Sie sind oft auch ein Weg, um schneller zu werden und zu modernisieren. Wenn man sich die Voraussetzungen unserer Kunden ansieht, steht ihnen eine größere Neuerfindung denn je bevor. Das erkennt man unter anderem auch daran, wie weit sie in der Cloud sind. Wir schätzen, dass weniger als 10 Prozent unserer Kunden im Bereich Daten und KI ausgereift sind. Nur ein Drittel hat moderne ERP-Programme eingeführt. Wenn man also darüber nachdenkt, was sie zu tun haben, werden Managed Services eine große Rolle bei tatsächlichen Modernisierung spielen."
Accenture sei für die Zukunft gut aufgestellt, so Sweet. "Denn eine Neuerfindung zieht weiteres nach sich. Man baut also zuerst den digitalen Kern auf, und dann gibt es eine Menge Arbeit darüber hinaus. Und das ist unsere Wachstumsstrategie".
Sweet erzählte, dass sie bei ihren Treffen in der letzten Woche mit etwa 20 verschiedenen CEOs letztlich nur vier Botschaften gehört habe: "Technik ist superwichtig, sie haben große Programme laufen und sie wissen, dass sie noch viel mehr tun müssen, doch mit Blick auf die makroökonomische Lage bleiben sie erst einmal vorsichtig. "Das kennen wir schon von kleineren Unternehmen. Die makroökonomischen Faktoren drosseln das Investitionstempo und das überträgt sich auf die Gesamtnachfrage," so die Accenture-Chefin.
Die Quartalszahlen in Kürze
Accenture meldete für das viertes Quartal des Geschäftsjahres 2023, das am 31. August endete, einen Gesamtumsatz von 15,99 Mrd. US-Dollar und damit Plus von 4 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Der Umsatz in Nordamerika lag mit 7,55 Mrd. Dollar leicht über dem Vorjahreswert, in Europa stieg der Umsatz von 4,8 auf mit 5,3 Mrd. In den Wachstumsmärkten lag das Unternehmen mit 3,13 Mrd. ebenfalls über dem Vorjahreswert von 3,1 Milliarden Dollar.
Accenture gab außerdem an, dass sein Beratungsumsatz von 8,33 Mrd. Dollar auf 8,20 Mrd. gesunken ist, während der Umsatz mit Managed Services von 7,09 Mrd. Dollar auf 7,79 Milliarden gestiegen ist. Für das gesamte Geschäftsjahr 2023 meldete Accenture einen Umsatz von 64,11 Mrd. Dollar. Im laufendem Fiskalquartal Q1/24 erwartet das Unternehmen einen Umsatz zwischen 15,85 und 16,45 Mrd. Dollar.