Ex-Microsoft-Partnerchef Bieler heuert bei Milliarden-Riesen Cognizant an
"Was für eine unglaubliche Woche!", so Gregor Bieler. Der neue Europa-Chef von Cognizant traf zum Einstand das regionale Führungsteam in Deutschland. Der Manager wechselt erstmals zu einem IT-Dienstleister, der mit einem Umsatz von über 19 Mrd. US-Dollar zu den weltweit führenden Integratoren gehört. Der Top-Manager kennt indes die Herausforderungen der Systemhaus- und Software-Branche aus einem vormaligen Mandat.
Gregor Bieler ist wieder zurück im Channel, weg war er ja nie ganz. Als Investor und Co-CEO bei Aparavi hat er beim Schweizer Softwareanbieter für Datenmanagement hautnah miterlebt, wie sich der Aufbau eines Partnernetzwerks mitunter in die Länge ziehen kann. Er hatte in den letzten Jahren aber auch zahlreiche Aufsichtsrats-Mandate bei Start-ups aus dem Ausland und etablierten IT-Firmen inne, so etwa bis vor kurzem beim TecDAX-Unternehmen Atoss Software AG - zuletzt knapp 114 Mio. Euro Umsatz.
Nun ist Bieler bei Cognizant eingestiegen, und zwar als Chef von Zentraleuropa. Cognizant, börsennotiertes US-Unternehmen mit starkem Geschäft in Indien, gehört mit seinen 345.000 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von 19,4 Mrd. US-Dollar (Nettogewinn 2,29 Mrd. Dollar) zu den Fortune-500 (Platz 208). Der Branchenfokus des IT-Dienstleistungs- und Software-Riesen liegt vor allem auf der Finanzbranche (ein Drittel des Umsatzes) sowie Healthcare mit einem Umsatzanteil von rund 29 Prozent.
Den Löwenanteil seiner Erlöse erzielt Cognizant in Nordamerika (14,4 Mrd. Dollar), Zentraleuropa, Bielers Verantwortungsbereich trägt knapp 1,8 Mrd. Dollar zum Umsatz bei, ebenso viel erzielt der Dienstleister in Großbritannien.
Bieler will Geschäft und Wachstum in Zentraleuropa ausbauen. "Diese neue Herausforderung ist aufregend", sagt er. Das Führungsteam in Deutschland hat er bereits kennengelernt, nun wird er sich in den anderen Landesgesellschaften ein Bild von den dortigen Märkten und Herausforderungen machen. Cognizant hat über 270 weltweite Niederlassungen. Ist also ein globaler Player, mit dem auch schon mal Wettbewerber T-Systems kooperiert hatte, was nie funktioniert hat.
Gut möglich, dass es eine gescheiterte Partnerbeziehung zweier so ungleicher Riesen wie Cognizant und T-Systems unter einem ausgewiesenen Channel-Experten wie Bieler nicht gegeben hätte. Denn Bieler ist ein untypischer Konzern-Manager: bodenständig, nahbar, kommunikativ, sehr an Menschen und ihren Business-Entwicklungen interessiert, redet bisweilen Klartext und kann vor Partner auch eingestehen, dass ein Hersteller in der Partnerzusammenarbeit sehr kompliziert sein kann. Als der Top-Manager noch die Fahne von Microsoft hochgehalten und viele Partner zum Einstieg ins Cloud-Geschäft ermuntert hatte, fehlte es Bieler auch an kritischen Worten zur Partnerbetreuung und zur Komplexität eines Herstellers wie Microsoft nicht. So deutlich wie Bieler wurde, hatten sich andere Top-Manager nicht vorgewagt.
Bieler hat einen weiten Blick über die IT-Branche hinaus, was vielen staubtrockenen Top-Managern fehlt, die in Elite-Universitäten karrieresozialisiert wurden. Sein Vater war Schriftsteller, das prägt den Menschen und Manager Bieler, der Teams motivieren und in ihnen durchaus Feuer entzünden kann, während andere Top-Manager eher Feuer unter Stühlen legen.