Anbieter gebrauchter Hardware müssten besser werben

Der Wunsch nach mehr Nachhaltigkeit ist groß, aber Refurbisher bewegen nicht einmal jeden 5. Verbraucher dazu, gebrauchte Hardware zu kaufen. Dabei ließen sich die Bedenken doch leicht zerstreuen.

Refurbisher Zoxs aus Wesel wirbt auf den Fußballtrikos der Zebras vom MSV Duisburg für sich.

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Refurbisher Zoxs aus Wesel wirbt auf den Fußballtrikos der Zebras vom MSV Duisburg für sich.

Gebrauchte Hardware ist preiswert, schont Ressourcen und trägt dazu bei, dass die ohnehin schon hohen Berge von Elektroschrott nicht noch höher werden. Anbieter von gebrauchter Hardware gibt es viele, sogar welche, die mit dem Channel zusammenarbeiten, eigene Marken etabliert haben und ihre aufbereiteten Geräte über Partner an Business-Kunden vertreiben. Privatpersonen sind ebenfalls eine große Kundengruppe. Man müsste eigentlich davon ausgehen, dass der Trend zu mehr Nachhaltigkeit, die hohe Inflation und saftige Preise für die immer leistungsfähigeren Clients den Händlern gebrauchter Geräte viel mehr Kundschaft beschert, was so aber nicht der Fall ist.

Denn eine Befragung der Verbraucherzentralen hat ergeben, dass lediglich 19 Prozent aller befragten Konsumenten schon einmal einen gebrauchten Client gekauft hätten. Optimistisch für Reburbisher formuliert: 81 Prozent der deutschen Bevölkerung könnten sie idealerweise als Neukunden gewinnen - überhaupt als neue Käufer, die erstmals ein gebrauchtes Smartphone oder ein Notebook kaufen.

Die beliebtesten Geräte im Refurbish-Handel sind nämlich Smartphones (65 Prozent), gefolgt von Laptops (32 Prozent) und Tablets (27 Prozent).

Woran aber liegt es, dass die Anbieter den überwältigenden Teil der Verbraucher bislang nicht erreicht haben? Zwei Gründe sind dafür vor allem verantwortlich: Verbraucher sind unsicher, in welchem Zustand sich ein gebrauchtes Gerät befindet, das sie zu kaufen bereit wären. Und sie sorgen sich um die Restlaufzeit gebrauchter Smartphones oder PCs.

Jeder Händler wirbt mit dem Argument der Nachhaltigkeit und dem Preis (rund ein Drittel oder mehr Preisersparnis gegenüber einem Neugerät). Es wird auch der Zustand des Geräts pauschal beschrieben, oft eine freiwillige Garantie bis zu einem Jahr und/oder eine 30-tägige Testphase mit Geld-zurück-Option angeboten. Doch solche Leistungen überzeugen längst nicht jeden Verbraucher. Ebenso wenig, wie Argumente, der Händler würde Geräte testen, ggfs. Komponenten wie Akkus oder ähnlich strapazierte Verschleißteile austauschen. Angaben wie voraussichtliche Restlaufzeiten fehlen meist ganz.

Verständlich zwar, denn sie hängen nicht zuletzt von der täglichen Nutzungsdauer ab, die je nach Nutzer sehr variieren kann. Dennoch ließe sich sicher etwas zu der durchschnittlichen technischen Lebensdauer gebrauchter Elektronik sagen. Zu den Funktionalitäten allemal, wo doch zwei, drei Jahre alte Smartphones nahezu ausgereift sind und den Anforderungen "normaler" User sicher genügen.

Wie hoch ist der Anteil der gebrauchten Geräte, die ein Händler während der freiwilligen Garantiezeit zurückerhält? Solche Angaben fehlen. Ließe sich eine zusätzliche Garantieverlängerung, wie bei Neugeräten üblich, auch bei Gebrauchten abschließen? Sie würde zwar den Preis erhöhen, dem Kunden aber Vertrauen bieten.

Die Bereitschaft zum Kauf gebrauchter Elektronik kann marketingtechnisch sicher noch erhöht werden. Selten findet man auf den Webseiten der Händler Videos, die anschaulich die Qualitätsprozesse zeigen, die ein gebrauchtes Gerät vom Ankauf der Ware, über die Datenlöschung und Funktionsüberprüfung bis hin zum fertigen Versand durchläuft. Ein kurzes Image-Video, indem man mehr über die Hintergründe des Anbieters und den Antrieb der Gründer erfährt, würde sicher nicht schaden.