Anleger schicken Aktienkurse von Cybersecurity-Firmen auf Talfahrt

Palo Alto Networks, CrowdStrike und Zscaler gehörten zu den Cybersecurity-Anbietern, deren Aktienkurse fielen, nachdem Fortinet letzte Woche enttäuschende Quartalsergebnisse gemeldet und seine Umsatzprognose gesenkt hatte.

Anleger schicken Aktienkurse von Cybersecurity-Firmen auf Talfahrt

Von Zuversicht auf gutes Wachstum im Cybersicherheitsmarkt war bei Anlegern am vergangenen Freitag nichts zu spüren. Ihre Unsicherheit trieb die Aktienkurse einiger der größten börsennotierten Unternehmen im Bereich Netzwerk- und Endpunktsicherheit nach unten.

Auslöser für den Kursrückgang bei führenden Anbietern wie Palo Alto Networks, CrowdStrike und Zscaler war der jüngste Quartalsbericht von Fortinet. Aus dem ging hervor, dass der Security-Anbieter seine Umsatzziele verfehlt hat und daher seine Wachstumsprognosen für den Rest des Jahres nach unten korrigiert.

Vergangenen Freitag schloss die Fortinet-Aktie mit 56,77 US-Dollar und stürzte damit im Vergleich zum Vortag um 25 Prozent ab. Laut Auswertung der historischen Aktienkursdaten bei Google Finance war das für Fortinet der bisher größte Kursrückgang an einem einzelnen Tag.

Mit einem Minus beendete den Freitag auch der Wettbewerber Palo Alto Networks, der seine Quartalsergebnisse erst in zwei Wochen vorlegen wird: Der Kurs des am höchsten bewerteten Cybersecurity-Anbieters fiel um 8 Prozent und schloss bei 218,32 US-Dollar pro Aktie.

Zu den anderen betroffenen Cybersecurity-Firmen gehörten Wettbewerber von Fortinet im Bereich Secure Access Service Edge (SASE) wie Check Point Software Technologies (minus 3,6 Prozent auf 127,18 US-Dollar) und Zscaler (minus 3 Prozent auf 146,16 US-Dollar) .

Aber selbst Anbieter, die nicht in Segmenten wie Netzwerk-Firewalls und SASE konkurrieren, mussten Einbußen hinnehmen. So fiel der Aktienkurs von CrowdStrike um 4,5 Prozent auf 150,49 Dollar. Insgesamt schloss der Index Nasdaq Composite am Freitag 0,36 Prozent niedriger als am Vortag.

Während seiner Telefonkonferenz mit Analysten am vergangenen Donnerstag hatte der Fortinet-CFO Keith Jensen berichtet, dass ein "ungewöhnlich großes Volumen an Geschäften, die wir im Juni abschließen wollten, verschoben worden sind", was den Quartalsumsatz beeinträchtigt habe.

Für sein zweites Quartal, das am 30. Juni endete, meldete Fortinet einen Umsatz von 1,29 Mrd. Dollar und lag damit knapp unter der Konsensschätzung der Wall Street-Analysten. Die Korrektur der Umsatzprognose für das Gesamtjahr 2023 fiel ebenfalls eher undramatisch aus - die aktuellen Erwartungen liegen bei 5,35 bis 5,45 Mrd. Dollar.

Es gab jedoch auch Anzeichen dafür, dass sich bei Fortinet ehemals ‚heiße‘ Wachstumsbereiche wie SD-WAN abgekühlt haben. So führte Ken Xie, Mitbegründer und CEO von Fortinet, die Auswirkungen einer "verstärkten Verdauung" durch die Kunden während des Quartals ins Feld. Einige Kunden hätten nach zwei Jahren rasanter Produktnachfrage ihre Käufe im Bereich SD-WAN in letzter Zeit heruntergefahren.

Die Ergebnisse von Fortinet legen nahe, dass sich das prozentuale Wachstum des Firewall-Marktes im Jahresvergleich "auf einen mittleren bis hohen einstelligen Bereich verlangsamen könnte", schrieb Shaul Eyal, Managing Director bei der Investmentbank und Anlagenverwaltung TD Cowen, am Freitag in einer Mitteilung an seine Investoren.

"In der Zwischenzeit sind die Einnahmen aus den Produktkategorien SD-WAN und SASE unzureichend, um die historisch hohen Wachstumsraten aufrechtzuerhalten", so Eyal.

Sonderfall Fortinet? Gespanntes Warten auf Zahlen von Palo Alto - Seite 2 ...

Anleger schicken Aktienkurse von Cybersecurity-Firmen auf Talfahrt

Palo Alto Networks, CrowdStrike und Zscaler gehörten zu den Cybersecurity-Anbietern, deren Aktienkurse fielen, nachdem Fortinet letzte Woche enttäuschende Quartalsergebnisse gemeldet und seine Umsatzprognose gesenkt hatte.

Alles nicht so tragisch?

Einige Wall-Street-Analysten bezweifeln inzwischen jedoch, dass andere Anbieter von Cybersicherheitsprodukten mit einer ähnlichen Verlangsamung des Absatzmarktes zu kämpfen haben.

Der Bericht von Fortinet "könnte als Warnsignal" für die Quartalsergebnisse von Palo Alto Networks gesehen werden, deren Veröffentlichung für den 18. August geplant ist, schrieben etwa die Analysten von KeyBanc noch am Freitag in einer Notiz an ihre Investoren.

Gleichzeitig aber würden die Rückmeldungen aus einer Umfrage bei Resellern für das zweite Quartal darauf hindeuten, dass es angesichts der Ergebnisse von Sicherheitsanbietern wie Tenable und Qualys sowie der ersten positiven Bewertungen für Palo Altos letztes Quartal "um die Sicherheitsbranche insgesamt besser bestellt ist, als die Ergebnisse von Fortinet vermuten lassen", so die KeyBanc-Analysten.

Beim Lösungsanbieter White Rock Cybersecurity in Dallas jedenfalls sei die Nachfrage nach Sicherheitslösungen im Großen und Ganzen stark geblieben, berichte der CEO James Range. Das Kundenverhalten bei Geschäftsabschlüssen habe sich nur leicht verändert. "Vieles von dem, was wir verkaufen, ist unternehmenskritisch, also passiert der Kauf", so Range gegenüber CRN.

In der gegenwärtigen Wirtschaftslage müsse die endgültige Genehmigung für ein Geschäft manchmal von einer höheren Führungsebene kommen, etwa von einem Vice President oder CFO, "was uns die Arbeit ein wenig erschweren kann", erläutert Range. Aber im Großen und Ganzen "hat sich unser Geschäft nicht verlangsamt".

Großer neuer Markt? Während des vierteljährlichen Earnings-Call wiesen die Führungskräfte von Fortinet auf eine Reihe positiver Indikatoren für die Geschäftsentwicklung hin und deuteten an, dass die längerfristigen Chancen weiterhin groß seien. Für seine SASE-Plattform, FortiSASE, habe Fortinet im zweiten Quartal mit einer Großbank als Kunden seinen bisher größten Vertrag abgeschlossen, sagte CFO Jensen.

"Wir sehen, dass unsere Single-Vendor-SASE-Lösung einen großen neuen Markt eröffnet, in dem unsere große SD-WAN-Installationsbasis als wichtiger Marktzugangspunkt fungieren kann," so Fortinets Finanzchef.