OpenAI könnte sich wegen überzogener KI-Vorgaben aus der EU zurückziehen
OpenAI-Chef Sam Altman hält den aktuellen EU-Entwurf des KI-Gesetzes für eine Überregulierung
Sam Altman, der Gründer und CEO von OpenAI, dem Unternehmen hinter ChatGPT, hat davor gewarnt, dass sein Unternehmen den Betrieb in Europa einstellen könnte, wenn die Erfüllung der regulatorischen Anforderungen der EU unpratikabel werde.
"Der aktuelle Entwurf des KI-Gesetzes der EU wäre überregulierend, aber wir haben gehört, dass er zurückgezogen worden ist", sagte er gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters.
"Sie diskutieren darüber wohl noch weiter."
Die EU arbeitet derzeit an der Entwicklung von wegweisenden Vorschriften, aus denen das die weltweit erste umfassende Regelwerk für KI werden könnten. Im Mittelpunkt der Überlegungen stehen Transparenz-Maßnahmen beim Einsatz von KI für allgemeine Zwecke.
EU will rechenschaftspflichtige KI-Praktiken
Anfang Mai hatten EU-Beamte eine aktualisierte Version des Gesetzentwurfs vorgestellt, die zusätzliche regulatorische Auflagen enthält.
Gelten sollen diese Vorgaben für Unternehmen wie OpenAI, die bei der Entwicklung grundlegender KI-Modelle (sogenannte Foundation Models) eine Vorreiterrolle spielen. Damit will die EU verantwortungsvolle und rechenschaftspflichtige KI-Praktiken sicherstellen.
Der aktuelle Entwurf für das KI-Gesetz enthält Bestimmungen, die Entwicklern von Foundation-Modellen auferlegen, mögliche Risiken im Zusammenhang mit ihren Produkten zu identifizieren und diese anzugehen. Erweiterte KI-Modelle müssen zudem bestimmte Anforderungen an ihr Design sowie an die Offenlegung von Informationen erfüllen.
Unternehmen, die in den Geltungsbereich der gesetzlichen Bestimmungen fallen, wären verpflichtet, ihre Arbeit an KIs in einer speziellen EU-Datenbank zu registrieren. Auch müssten sie offenlegen, ob sie ihre KI-Modelle mit urheberrechtlich geschützten Daten trainiert haben.
Darüber hinaus beinhaltet der aktualisierte Gesetzentwurf Regeln, die Unternehmen dazu verpflichten, KI-generierte Inhalte klar als solche zu kennzeichnen.
Außerdem soll es Maßnahmen geben, welche die Generierung illegaler Inhalte durch KI-Systeme verhindern und die verantwortungsvolle und gesetzkonforme Praktiken in der Branche fördern sollen.
Generative Basismodelle wie GPT müssten zusätzliche Transparenz-Auflagen erfüllen. Dazu gehört unter anderem die Kennzeichnung, dass Inhalte von einer KI- stammen, die Offenlegung des Datenmodells (um zu verhindern, dass die KI illegale Inhalte generiert) und die Veröffentlichung von Zusammenfassungen urheberrechtlich geschützter Daten, die beim Training verwendet wurden, hiess es Europäischen Parlament am 11. Mai.
Der Gesetzesentwurf wird nun einen gründlichen Beratungsprozess durchlaufen, an dem Vertreter des Europäischen Parlaments, des Rates und der Kommission beteiligt sind.
In Kraft treten wird das Gesetz voraussichtlich im Jahr 2025.
OpenAI wird sich laut Altman bemühen, sich an die Vorschriften zu halten, sobald diese festgelegt sind.
"Es gibt so viel, was sie tun könnten, zum Beispiel die Definition von KI-Systemen für allgemeine Zwecke ändern", sagte Altman. "Es gibt eine Menge Dinge, die getan werden könnten."
Besonders unglücklich soll Altman soll darüber sein, wie die EU-Beamten im KI-Gesetzentwurf "risikoreiche" Systeme definiert haben.
Denn damit könnten seiner Meinung nach sowohl ChatGPT wie auch das Large Language Model GPT-4 als hochriskant eingestuft werden und OpenAI wäre verpflichtet, die spezifische Anforderungen zu erfüllen, die dann für solche Systeme gelten.
Grundsätzlich hat der OpenAI Chef jedoch gar nichts gegen KI-Regulierung einzuwenden. In jüngsten Gesprächen mit US-Gesetzgebern sprach sich Altman klar für Regelungen aus, die möglicherweise neue Sicherheitsanforderungen sowie die Einrichtung einer Behörde beinhalten, die für die Prüfung von Produkten und die Einhaltung der Vorschriften verantwortlich sein soll.
Unterdessen haben die Bemühungen der Europäischen Union zur Regulierung von Foundation-Modellen auch die Aufmerksamkeit von Google erregt.
Bei einem Treffen am letzten Mittwoch hat Google-CEO Sundar Pichai mit EU-Vertretern Gespräche über die KI-Politik geführt.
Dabei soll Pichai betont haben, wie wichtig es sei, Vorschriften zu erlassen und Rechenschaft einzufordern ohne dabei Hemmnisse für Innovationen zu schaffen.