Unsere Sicht: Schaffen Google und Amazon flexibles Arbeiten für den Channel ab?

Image
null
Description
Unsere Sicht: Schaffen Google und Amazon flexibles Arbeiten für den Channel ab?

Wenn Amazon und Google die Möglichkeiten der Telearbeit einschränken, werden dann auch die Partner dieser Unternehmen diesem Beispiel folgen? Fragt CRN-Redakteur Josh Budd

Wie wird die „neue Normalität" aussehen? Nun, wenn man Amazon und Google fragt, wird sie sehr ähnlich aussehen wie die alte Normalität, mit einer Begrenzung des flexiblen Arbeitens und einer Rückkehr zu einer „bürozentrierten" Arbeitskultur.

Amazon und Google haben so ziemlich die angesehensten und am meisten nachgeahmten Arbeitskulturen, nicht nur im Technologiesektor, sondern branchenunabhängig und weltweit.

Jeder kennt die 14 Führungsprinzipien von Amazon und jeder weiß, dass Googler ihre Mittagspausen auf Sitzsäcken verbringen und Tischtennis spielen.

Unzählige Unternehmen sehen in diesen Tech-Giganten als Vorreiter in Sachen Arbeitsplatzkultur und Wertesystem. Sie versuchen, die Google'sche Kultur zu kopieren und orientieren sich an Amazon und seinen Führungsprinzipien, um die besten Talente für sich zu gewinnen.

Bereits nach dem ersten Pandemie-Winter bildete sich Konsens darüber, dass die Corona-Krise die Effektivität von Telearbeit bewiesen habe und es kein Zurück mehr gäbe. Tech-Visionäre wie Larry Ellison von Oracle, Jeff Clarke von Dell und Tim Cook von Apple erklärten, dass die Pandemie die Art und Weise, wie wir arbeiten, grundlegend verändert hat.

Wir stellten uns eine „neue Normalität" vor, in der wir vom mühsamen Pendeln ins Büro verschont bleiben - von Staus, Zugverspätungen, defekten U-Bahnen und so weiter - und in der wir die Freiheit haben , unser Arbeitsleben rund um private Verpflichtungen wie Kinderbetreuung, Amazon-Lieferungen und Gassi gehen mit dem Hund zu organisieren.

Doch die angenehme Vorstellung von dauerhaftem "Remote Work" haben Amazon und Google nun praktisch zunichte gemacht.

Seit Herbst 2021 haben Googler nur noch Anspruch auf 14 Telearbeitstage pro Jahr und müssen einen Antrag stellen, wenn sie öfter von zu Hause aus arbeiten möchten.

Unterdessen hat Amazon angekündigt, dass es zu einer „bürozentrierten Kultur als Grundlage" zurückkehren wird und behauptet, das Büro ermögliche Innovation, Zusammenarbeit und Lernen am effektivsten.

Während Amazon und Google ihre Positionen in der Debatte um Büro- und Telearbeit deutlich gemacht haben, haben andere Technologie- und Outsourcing-Unternehmen einen völlig anderen Weg eingeschlagen.

Capita kündigte an, 35.000 seiner 55.000 Mitarbeiter dauerhaft Remote arbeiten zu lassen. In der Zwischenzeit sagte PwC, dass es seinen 22.000 Mitarbeitern erlauben würde, 40 bis 60 Prozent der Zeit aus der Ferne zu arbeiten.

PwC kündigte außerdem an, im Juli und August freitags einen Halbtag einzuführen, was der CEO Kevin Ellis als "The Deal " mit den Mitarbeitern bezeichnet.

Andere Technologieanbieter wie Salesforce, Microsoft und Twitter haben sich inzwischen offen dazu bekannt, Telearbeit zu fördern, wobei einige ihre Definition des Begriffs dem Interpretationspielraum überlassen haben. Das mag Absicht sein, denn auch sie könnten später zu einem bürobasierten Ansatz zurückkehren, sollten sie zu der Überzeugung kommen, dass dies die effektivere Arbeitsweise ist.

Das Dilemma betrifft auch die Vertriebspartner im Channel. Reseller und Anbieter haben eine symbiotische Beziehung. Ihre Vertriebs- und Technikmitarbeiter arbeiten tagtäglich mit den Kollegen auf der Anbieterseite zusammen, also besteht eine gewisse Wahrscheinlichkeit, dass Partner die Arbeits- und Verhaltensweisen der Anbieter beobachten und schließlich zu übernehmen.

Es besteht kein Zweifel daran, dass mehr als ein Jahr pandemiebedingte Telearbeit seinen Tribut von den Mitarbeitern gefordert hat und dass die Arbeit im Homeoffice an fünf Tagen der Woche vielleicht ihren Glanz verloren hat. Für viele mag der Gedanke, an einem sonnigen Freitagnachmittag mit den Arbeitskollegen auf ein Feierabendgetränk zusammenzukommen, rückblickend wie ein Segen klingen.

Auch Reseller haben möglicherweise versucht, ihre Mitarbeiter schrittweise zurück ins Büro zu bringen, nun da das Infektionsgeschehen reduziert, das Vertrauen in die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel wieder normalisiert und die Wirtschaft wieder angesprungen ist. Aber wie der Channel hier weiter vorgeht, bleibt eine spannende Frage.

Die Entscheidungen, die die Chefs von Systemhäusern und MSPs jetzt treffen, werden sich nachhaltig auf ihre Unternehmenskultur und unweigerlich auch auf ihre Identität als Ganzes auswirken.

Viele Reseller haben in der Vergangenheit viel in die Einstellung von Mitarbeitern an hochbezahlten Standorten wie London oder dem Südosten Englands investiert, allein schon um regelmäßige Kundentermine in der Stadt zu ermöglichen. Falls sie nicht mehr als notwendig erachten, werden Systemhäuser oder Dienstleister dann damit anfangen, Personal in weniger kostspieligen Regionen Teilen des Landes einzustellen?

Werden Unternehmen wie PwC und Capita erfolgreicher beim Kampf um die besten Köpfe sein, weil sie eine Politik der Telearbeit verfolgen? Und wird sich unsere Wahrnehmung von Amazon und Google als zukunftsorientierte Unternehmen ändern, nachdem sie sich von der Idee der Telearbeit abgewandt haben?

Es wird interessant sein zu beobachten, wo sich der Channel im Spektrum zwischen Büro- und Telearbeit einpendeln wird.