Unify-Übernahme durch Mitel: Wie es mit dem Channel beider UC-Player weitergeht
Seit einem Monat laufen die Pläne für ein neues Go-to-Market "auf Hochtouren", es gibt einige gute Nachrichten für Unify-Mitarbeiter und eine betrübliche. In einem ist sich Thomas Veit sicher, wie er im CRN-Gespräch versichert: "Distributoren und Partner werden Hurra schreien".
Alles ist noch im Fluss, aber seit rund vier Wochen dürfen sich Mitel und Unify gegenseitig in die Karten schauen, respektive Daten von Kunden und Partnern austauschen. Der Deal zwischen beiden UC-Riesen ist nun offiziell durch und vorher stand schon fest, was Zentraleuropa-Chef Thomas Veit, seit fünf Jahren bei Mitel, nun im CRN-Interview nicht ohne Stolz bekräftigt: "Wir sind weltweit die Nummer zwei, im europäischen Markt die Nummer eins im UC-Markt". Mitel und Unify in Europa um Nahost und Afrika erweitert (EMEA), sei ebenfalls der führende UC-Player. Jetzt gilt es, Cisco mit Webex an der weltweiten Spitze abzulösen und den Abstand zu Microsoft Teams, Ring Central und anderen wie 3CX und den vielen regionalen Anbietern zu vergrößern. Es herrscht Verdrängungswettbewerb, denn der reine UC-Markt stagniere, so Veit.
Mitel, eine laut Veit "100-prozentige Channel-Company", sei in den letzten drei Jahren mit Partnern erfolgreich im Markt unterwegs gewesen. "Wir sind gewachsen, haben zugelegt bei Marktanteilen, Gesamtvolumen und beim Partnerwachstum. Das war nicht immer so".
Veit, vor seinem Einstieg bei Mitel fast sechs Jahre bei Avaya und von 2014 bis 2017 bei Unify beschäftigt, kennt den UC- und TK-Markt sehr gut. Bei den anstehenden Entscheidungen zum Portfolio, der Channel-Strategie und schließlich der Besetzung von Führungspositionen kann er viel Erfahrung einbringen. Letzteres ist noch im Fluss, auch an der Produkt-Roadmap wird bis zur Bekanntgabe der Details Anfang 2024 noch gefeilt. Mitel hat in der Vergangenheit viel zugekauft, mit Unify seien es nun 7 Plattformen, die zu einem konsistenten Portfolio zusammengeführt werden müssten. "Daran arbeiten wir mit Hochdruck", so Veit. Nur so viel kann er heute schon sagen: "Der Brand Unify wird Schritt für Schritt verschwinden, bei der Produktbezeichnung wird er sicher noch länger fortgeführt".
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Unify kehrt wieder in die TK-Heimat zurück - kaum Überschneidungen
Es gibt Mitarbeiter mit Siemens-DNA, die sich mit den Namenswechsel von Siemens Enterprise Communications (TK-Wurzel des Konzerns, die auf Gründer Werner Siemens zurückgeht) zu Unify samt neuem Investor (Gores Group) vor knapp zehn Jahren nie anfreunden konnten. Und schließlich auch eine recht indifferente Haltung zum späteren Eigentümer Atos einnahmen - nun halt unter dem Dach eines Systemintegrators. Wenn man so will, und Thomas Veit interpretiert es so, dann würden die Ex-Siemensianer von Unity doch wieder "in die TK-Heimat eines Herstellers zurückkehren". Der nun auch noch führend in vielen Ländern ist und die Weltspitze fest im Visier hat. Eine Demotivation nach neuerlichem Verkauf habe Veit bei der Unify-Belegschaft nicht feststellen können, "ganz im Gegenteil", versichert Mitels Europa-Chef.
Er hält den Zusammenschluss für eine ideale Ergänzung, war nach dem Blick in die Kunden- und Partnerliste selbst überrascht, "dass es fast keine Überschneidungen gibt". Mitel stark im SMB-Geschäft und 100 Prozent auf den Channel fokussiert, Unity stark im Enterprise-Segment und teils mit Direkt- und Channel-Vertrieb - je nach Land. Allein in DACH differenziert Unify sein Go-to-Market: In der Schweiz zu 100-Prozent indirekt, in Deutschland und Österreich größtenteils direkt.
Aus zwei macht eins: Channel sparen Ressourcen
"Wir haben kein Bestreben, dass jetzige System zu verändern", sagt Veit. Es werde aber ein gemeinsames Partnerprogramm geben. Keine große Veränderung, denn die bisherigen Programme von Mitel und Unity würden sich nicht sehr voneinander unterscheiden. Für Partner und vor allem für Distributoren werde es leichter, künftig mit nur einem UC-Hersteller statt wie bisher mit zweien Zusammenzuarbeiten. "Das spart unseren Partnern Ressourcen", so Veit.
Komsa und Also führen sowohl Mitel als auch Unity im Portfolio, Herweck als Unity-Distributor bekommt Mitel sozusagen wieder zurück, nachdem man sich wegen eines Strategiewechsels beim US-amerikanischem Herstellers mit kanadischen Wurzen vor einigen Jahren überworfen hatte.
"Distributoren und Partner werden Hurra schreien", so der Manager angesichts eines nun gestärkt vereinten UC-Herstellers. Und noch eine gute Botschaft vor allem für die rund 800 Unify-Mitarbeiter in Deutschland, aber auch für die wenigen Mitel-Beschäftigten hierzulande: "Deutschland wird nun ein viel stärkeres Gehör finden bei unserem US-Vorstand", versichert Thomas Veit. Kein Grund also für unzufriedene Gesichter hierzulande, findet der Manager. Veit will eher "ein Lächeln in den Gesichtern beider Belegschaften" gesehen haben.