"Die Chancen mit Microsoft Copiloten & Co. sind riesig"

Die Integration von Künstlicher Intelligenz in seine Applikationen war das beherrschende Thema auf der Inspire von Microsoft. An KI führe kein Weg vorbei, sagt Microsoft-Partner Christoph Twiehaus. Wie er sich auf die KI-Revolution einstellt, sagt er im CRN-Interview.

Christoph Twiehaus ist Geschäftsführer bei Skillcom, er ist MVP und Mitglied im Board des deutschen Microsoft-Partnernetzwerks IAMCP.

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Christoph Twiehaus ist Geschäftsführer bei Skillcom, er ist MVP und Mitglied im Board des deutschen Microsoft-Partnernetzwerks IAMCP.

CRN: Microsoft hat mit M365 Copilot und generative AI geradezu einen Hype im Channel ausgelöst. Teilen Sie als Partner von Microsoft die hohen Erwartungen?

Christoph Twiehaus: KI ist ähnlich wie Hybrid Work gekommen, um zu bleiben. Der Hype, der mit Chat GPT ausgelöst wurde ist erst der Beginn eine der größten Transformationen, die wir in der jüngeren Vergangenheit erlebt haben. Dabei gilt es aus meiner Sicht vor allem eine klare Trennung zwischen privater Nutzung von KI und der Nutzung im beruflichen Umfeld zu unterscheiden. Mir wird da gerade in Teilen der öffentlichen Diskussion nicht klar genug getrennt. In vielen Diskussionen wird so getan, als wäre KI in der Vergangenheit noch kein in Software integraler Bestandteil gewesen.

Wo spielt KI schon länger eine Rolle?

Twiehaus: Ich will hier nur an die verschiedenen Funktionen in M365 hinweisen, die schon seit langer Zeit sukzessive Einzug halten. Betrachten und bewerten wir den aktuellen Hype um das Thema etwas detaillierter werden zwei Gesichtspunkte deutlich:

1.: Es gibt nicht die KI und
2.: jedes Unternehmen muss sich mit dem Thema intensiv beschäftigen.

Dass es nicht 'die KI' gibt, lässt sich ganz einfach am Beispiel von Microsoft Copiloten darstellen. Es gibt nicht den einen Copiloten, sondern verschiedenste. Angefangen von den Copiloten fürs Web, überM365 Copilot, Dynamics Copilot, Power Platform Copilot, bis hin zu Copilot für Security oder Copilot für Analytics - und das ist keine abschließende Aufzählung. Im Umkehrschluss gilt es bei der Diskussion im Vorfeld immer genau zu klären, in welchem Rahmen man sich bewegt und worüber man diskutiert. Und wir reden hier nur über CoPilot und nicht die unzähligen KI-relevanten Services in Azure und Co. Da bewegen wir uns hier auf einem riesigen Spielfeld.

Das viele Partner aber noch nicht betreten haben und zögern. Ein Fehler?

Twiehaus: Kein Unternehmen und kein Microsoft-Partner kommt am Thema KI vorbei. Der KI-Zug ist bereits aus dem Bahnhof raus und jeder muss für sich entscheiden, wann und wie er zusteigen will. Nicht zusteigen ist für Zukunftsfähigkeit keine Option. Vor allem müssen Partner und Kunden ihre Hausaufgaben im Hinblick auf Berechtigungskonzepte, Governance und Security machen. Unstrukturierte Daten, nicht vorhandene Berechtigungskonzepte auf Dateien und Unternehmensinformationen sind Roadblocker auf dem Weg zu mehr KI im Unternehmen.

Jeder Hersteller reklamiert für sich, KI zu umarmen. Wer wird die Nase vorne haben?

Twiehaus: Für mich ein wesentlicher Wettbewerbsvorteil für Microsoft und uns Partner ist das breit gefächerte, in sich verzahnte Ökosystem der Microsoft-Architektur. Die Integration der verschiedenen KI-Modelle und Funktionen innerhalb der Microsoft-Welt löst eines der großen, wenn nicht sogar das größte Thema: Schutz der (eigenen) Daten.

Für uns Partner gilt es sich heute mit bestehenden internen Prozessen und Abläufen auseinanderzusetzen und zu überprüfen, welche Chancen uns der Einsatz der Microsoft Copiloten & Co. ermöglicht. Vor diesem Hintergrund gilt es auch massiv in das Know-how zu investieren. Parallel gilt es ab sofort bestehende Kundenbeziehungen, das eigene Geschäftsmodell, Services usw. auf KI-Einsatz- und Integrationsmöglichkeiten zu überprüfen, Maßnahmenkataloge zu definieren und gemeinsam mit Kunden Einsatz- und Umsetzungsszenarien zu definieren. Die Chancen mit den Microsoft Copiloten und Co. sind riesig, die Risiken aber auch, wenn man sich nicht darauf einlässt.