Broadcoms schwierige Übernahme von VMware. Ein Zwischenstand.

Mit etwas Glück könnte der 61-Mrd.-Dollar-Deal am 30. Oktober wie geplant über die Bühne gehen. Offenbar verhandelt Broadcom derzeit mit der chinesischen Behörde für Marktregulierung.

Broadcoms schwierige Übernahme von VMware. Ein Zwischenstand.

Nach einigem regulatorischen Hickhack scheint die Übernahme von VMware durch Broadcom nun wieder in greifbare Nähe zu rücken. Die staatlichen Aufsichtsbehörden in China haben ihre Prüfung des Deals unterbrochen, um zu erörtern, wie es weitergehen soll. Das jedenfalls berichtet der Börsennachrichtendienst Dealreporter.

Demnach steht Broadcom in Gesprächen mit der chinesischen Marktregulierungsbehörde, um die Zustimmung zur Übernahme von VMware durch Zugeständnisse zu erwirken. Bei der Wettbewerbsaufsicht der Europäischen Union (CRN berichtete) hatte Broadcom mit seinen Vorschlägen im Sommer Erfolg gehabt.

Welche Vorschläge zu Nachbesserungen Broadcom nun gemacht hat, um Chinas Zustimmung zur geplanten Fusion zu erhalten, ist nicht bekannt. Aber auf die Nachricht bei Dealreporter hin verzeichneten die Aktien von VMware und Broadcom einen kleinen Kursanstieg.

China ist neben den USA eines der letzten Länder, die der Übernahme noch nicht zugestimmt haben. Australien, Brasilien, die EU, Kanada, Israel, Japan, Südafrika, Taiwan und Großbritannien und viele mehr haben das 61-Mrd. schwere Geschäft bereits durchgewunken.

Partner weiter skeptisch

Obwohl VMware-Partner die anstehende Fusion inzwischen wohlwollend betrachten, hätten viele gerne mehr Klarheit darüber, wie das Unternehmen nach Abschluss der Übernahmen strukturiert sein und wer es leiten wird.

"Sie haben einen guten Job gemacht, indem sie sich mit dem Channel vor Ort auseinandergesetzt haben. Wir sind begeistert von dem, was sie tun, aber wir wissen immer noch nicht, was passieren wird, wenn die Übernahme abgeschlossen ist", so ein Partner, mit dem CRN gestern sprach.

VMware-CEO Raghu Raghuram wollte sich bei seinem Gespräch mit CRN im letzten Monat nicht dazu äußern, ob er beabsichtigt, nach Abschluss der Transaktion im Unternehmen zu bleiben. Welche Auswirkungen die Fusion auf die Vertriebspartner haben wird, ist ebenfalls noch nebulös. Seit der Bekanntgabe am 26. Mai 2022 hat Broadcom-CEO Hock Tan zwar stets gesagt, dass sein Unternehmen plane, den VMware-Channel einzubeziehen, jedoch keine konkreten Aussagen getroffen.

Tan war bei mehreren VMware-Veranstaltungen anwesend - etwa auf der VMware Explore 2023, wo er den Wert der Kombination der beiden Unternehmen als Gewinn für die Kunden darstellte. Kritikern, die darauf hinwiesen, wie unschön Broadcom seine Übernahme von Symantec Enterprise Security gehandhabt hatte - beispielsweise, indem es Kunden unter einem bestimmten Umsatz herauswarf- beschied Tan knapp, dass es bei VMware anders sein werde.

Im November 2022 hatte er schriftlich Folgendes mitgeteilt: "Nach dem Abschluss der Transaktion werden wir uns darauf konzentrieren, die Produkte von VMware für alle unsere Kunden zu verbessern, auch für Unternehmenskunden, die Produkte wünschen, die noch einfacher zu bedienen sind. Und um es ganz klar zu sagen, wir beabsichtigen, weiterhin Kunden jeder Größe zu bedienen. VMware verfügt über ein robustes Partner-Ökosystem, auf das wir aufbauen werden, um auch die kleinsten Unternehmen zu bedienen. Kurz gesagt, wir wollen keinen Kunden zurücklassen".

Die Europäische Kommission hatte den Zusammenschluss sieben Monate lang eingehend untersucht, weil sie befürchtete, dass Broadcom seinen einzigen Konkurrenten bei Fibre Channel Host-Bus-Adaptern (FC HBAs), den Chiphersteller Marvell, nach einer Fusion vom Markt verdrängen könnte. Nach etlichen Zugeständnissen und Nachbesserungen seitens Broadcom stimmte die EU dem Deal schließlich zu.

"Die von Broadcom angebotenen Verpflichtungen werden es seinem einzigen Konkurrenten Marvell ermöglichen, weiterhin unter gleichen Bedingungen zu konkurrieren und einen ähnlichen Schutz für künftige Marktteilnehmer gewährleisten." Das schrieb Margrethe Vestager, die für die Wettbewerbspolitik zuständige Vizepräsidentin der Europäischen Kommission, im Juli dieses Jahres und stimmte dem Deal zu - nachdem sich Broadcom bereit erklärt hatte, Wettbewerbern für 10 Jahre Zugang zum Quellcode für alle seine aktuellen und zukünftigen FC-HBA-Treiber zu gewähren sowie Zugriff auf die Interoperabilitäts-APIs und Echtzeitinformationen zu ermöglichen.

Trotz dieser Zugeständnisse und obwohl sich Broadcom öffentlich dazu verpflichtet hat, die VMware-Preise nicht zu erhöhen und zwei Mrd. Dollar in Forschung und Entwicklung zu investieren, sagen manche Partner, dass Beweise für gutes Tun erst nach Abschluss der Transaktion erbracht werden können. Diese Grundhaltung brachte ein Partner auf den Punkt: "Viele von uns warten einfach ab, was passieren wird."