Bechtle auf Wachstumskurs - aber Konjunktursorgen

Prognosen für das erste Halbjahr getroffen, das Systemhausgeschäft weiter stark, aber der IT-Handel zeigt aufgrund Investitionszurückhaltung des Mittelstands Schwächen. Mit Blick auf den Auftragsbestand bleibt Bechtle-Chef Thomas Olemotz verhalten optimistisch.

Ist für das zweite Halbjahr verhalten optimistisch. Bechtle-CEO Thomas Olemotz

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Ist für das zweite Halbjahr verhalten optimistisch. Bechtle-CEO Thomas Olemotz

Bechtle liegt im Plan, der Umsatz insgesamt wächst und die Analystenerwartungen beim Gewinn wurde sogar leicht übertroffen. Die eingetrübte Konjunktur geht an Bechtle zwar nicht spurlos vorbei. Mit Blick auf die Auftragslage im Juni und Juli sagt der Bechtle-Chef am Freitag in der Telefonkonferenz zu den Halbjahreszahlen: "Das sieht gut aus. Von einer Wende möchte ich nicht sprechen, aber es gibt Indizien für eine Belebung im zweiten Halbjahr."

Client-Geschäft rückläufig, belastet IT-Handelssparte

Die schlechten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen spüren die Kunden allerdings. Davon sind die beiden Geschäftsbereiche von Bechtle sehr unterschiedlich betroffen. Vor allem mittelständische Kunden haben Investitionen für Ersatzbeschaffungen im PC-Client-Umfeld zurückgefahren. Das spüren die IT-Handelsgesellschaften von Bechtle in Europa.

Die rückläufige PC-Nachfrage schlägt sich in der Bilanz nieder. "Im IT-E-Commerce spürte Bechtle den Sättigungsgrad bei vielen Kunden, die in den letzten Jahren stark in klassische IT-Infrastruktur wie PCs investiert haben", so Olemotz. Die Folge: Erstmals seit langem gingen die Erlöse im IT-Handelsgeschäft über E-Commerce-Marktplätzen, die das Systemhaus in 14 Ländern Europas betreibt, um 4,8 Prozent auf 525 Mio. Euro im zweiten Quartal zurück. Das Ebit brach hier wegen gestiegener Kosten um 10 Prozent auf 32,3 Mio. im Vergleich zum zweiten Quartal 2022 ein.

Systemhaus profitiert von hoher Nachfrage

Ein gegensätzliches Bild dagegen im IT-Dienstleistungs- und Projektgeschäft: Die starke Säule Systemhaus einschließlich Cloudgeschäft und IT-Betrieb profitiere stärker davon, dass Kunden ihre Budgets verlagern würden und eher komplexe Digitalisierungsprojekten zur Transformation von IT-Architekturen angingen, so der Bechtle-Chef. Außerdem konnte Bechtle Aufträge aus dem ersten Quartal im Berichtszeitraum abarbeiten.

Die Erlöse im Segment IT-Systemhaus & Managed Services kletterten im zweiten Quartal um 13,7 Prozent auf 985 Mio. Euro. "Getragen wurde diese Entwicklung wie bereits im Vorquartal von Vertriebserfolgen bei öffentlichen Auftraggebern und Großkunden", so Olemotz. Die Nachfrage nach Digitalisierungsprojekten, die höhere Margen erzielen als im IT-Handel, sei ungebrochen hoch.

Insgesamt hat Bechtle im zweiten Quartal 2023 den Umsatz um 6,5 Prozent auf 1,51 Mrd. Euro gesteigert. Das Geschäftsvolumen, einschließlich über den Berichtszeitraum laufende Einnahmen, verbesserte sich um 9,2 Prozent auf 1,8 Mrd. Euro.

Beim Ergebnis vor Steuern übertraf Bechtle die Analystenerwartungen von 90 Mio. Euro und steigerte den Gewinn um 5,9 Prozent auf 93,8 Mio. Die Ebt-Marge blieb unverändert bei 6,3 Prozent. An der Jahresprognose hält Bechtle fest.

Seite 2: Expansion ins Ausland - Mehr Bewerber wegen Massenentlassungen in der IT

Bechtle auf Wachstumskurs - aber Konjunktursorgen

Prognosen für das erste Halbjahr getroffen, das Systemhausgeschäft weiter stark, aber der IT-Handel zeigt aufgrund Investitionszurückhaltung des Mittelstands Schwächen. Mit Blick auf den Auftragsbestand bleibt Bechtle-Chef Thomas Olemotz verhalten optimistisch.

Systemhausgeschäft expandiert weiter

Weiterhin setzt Bechtle auf Akquisitionen vor allem im Systemhausgeschäft. Zukäufe hätten nach wie vor "hohe Relevanz für Bechtle", sagt Olemotz. "Die M&A-Pipeline sieht gut aus", Anders als im E-Commerce hatte sich Bechtle lange Jahre mit Expansionen in nicht-deutschsprachige Länder Europas zurückgehalten. Man habe aber mittelweile in den Systemhaus-Kernmärkten DACH "eine dominante Rolle" eingenommen, so Olemotz gegenüber CRN. Hohes Wachstumspotential gibt es demnach in UK, den Niederlande sowie in Frankreich und Spanien.

In beiden Ländern hat Bechtle kürzlich dazugekauft. Man sehe sich weitere Länder an, denke auch über Osteuropa nach, so der CEO auf Nachfrage von CRN. Die Internationalisierung des Systemhausgeschäft bei Bechtle wird auch von vielen großen Kunden erwartet, die international aufgestellt sind.

Vorsichtiger bei Einstellungen

Bechtle beschäftigt Stand Ende Juni 14.500 Mitarbeiter und damit 1.500 mehr als 2022. Die Belegschaft wächst nicht zuletzt durch stetige Zukäufe - 450 Beschäftige kamen durch Akquisitionen zu Bechtle. Die Folgen der Massenentlassungen in der IT-Branche schlagen beim IT-Systemhaus ehr positiv auf. "Wie bekommen mehr Bewerbungen aus diesem Kreis", sagt Olemotz.

Allerdings ist das IT-Systemhaus mittlerweile vorsichtiger beim Personalwachstum geworden. „Wir sollen die Kosten nicht überziehen", so der CEO. "Das ist eine bewusste Entscheidung".