Also-Umsatz geht kräftig zurück
Proforma-Gewinn und Cloud-Erlöse erhöht, aber beim Umsatz zweistellig eingebüßt: Also sieht sich nach Vorlage von Halbjahreszahlen dennoch auf einem richtigen Weg. Die Börse teilt den Optimismus, doch die Sales-Pipelines im Channel sind tiefrot.
Kurz und bündig ist die Kurzmeldung über die Halbjahreszahlen von Also mit den drei hervorgehobenen Kennzahlen, die allesamt im Plus liegen. Die kalkulierte Wirkung geht voll auf. Operatives Ebitda: plus 6,4 Prozent auf 116 Mio. Euro, ROCE (Kapitalrendite) plus 114 Prozent auf 30 Prozent, Liquidität mehr als plus 700 Prozent auf 612 Mio. Euro: Also-Aktien springen am Mittwoch um fast vier Prozent in die Höhe. Kompliment an die IR und an einen stets die Highlights in den Fokus stellenden CEO.
"Durch unser breites Ökosystem, die weitere Verbesserung des Business Model Mix und die Steigerung der operativen Exzellenz konnten wir auch im ersten Halbjahr 2023 den Track Record fortschreiben", so Also-Chef Gustavo Möller-Hergt.
Zu diesem "Track Record" gehört freilich nicht der Umsatz. Der ging bei Also im ersten Halbjahr um satte 12,6 Prozent auf 4,83 Mrd. Euro zurück. IT-Handel (Supply) büßte um fast 15 Prozent auf 3,84 Mrd. Euro ein, Solutions um rund 8 Prozent auf 1,42 Mrd., und Service, anteilsmäßig am kleinsten, minus 10 Prozent auf knapp 140 Mio. Euro.
Auch der bilanzierte Gewinn ist zurückgegangen, das Ebitda um 12,6 Prozent auf 111,5 Mio. Euro, der Konzerngewinn verbuchte ein Minus von 16,5 Prozent auf 52,7 Mio. Euro. Also rechnete Einmaleffekte heraus, wie dem Verkauf von Liegenschaften in Augsburg im vergangenen Jahr, und kam somit auf einen operativen Gewinn von 116 Mio. Euro für das erste Halbjahr.
Zum "Track Record" zählt Möller-Hergt dagegen das Cloud-Geschäft. Dieses sei auf 4,1 User gewachsen - ein Plus von 21 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die Ziele für das Gesamtjahr bestätigte der CEO: Ebitda von 265 Mio. bis 305 Mio. Euro. Möller-Hergt wechselt nächstes Jahr vom Vorstandsvorsitz an die Spitze des Verwaltungsrats der Schweizer Holding.
Das gesunkene Nettoumlaufvermögen sowie die höhere Cash-Position zeigen eines: Ein ausgefeiltes Lager-Management. Dahingehend, dass Also eine lange Kapitalbindung verhindert, die Umschlaggeschwindigkeit erhöht und dennoch für gute Verfügbarkeit sorgt.
Von einem Abbau des Personals, wie es aktuell die Broadliner Ingram Micro und TD Synnex vornehmen, ist bei Also keine Rede. Indes könnte der starke Umsatzrückgang bei Also darauf zurückzuführen sein, dass vor allem große Kunden Projekte verschieben, beziehungsweise ihre Investitionen aktuell zurückfahren. Ganz so rosig, wie vor Monaten noch die meisten Systemhäuser die Austragslage beschrieben hatten, ist die aktuelle IT-Konjunktur demnach nicht. CRN wird dazu in kürze aus einer Umfrage bei Systemhäusern zitieren.
Alarmstufe rot: Sales-Pipelines tröpfeln
"Einen solchen massiven Sales-Rückgang in den Pipelines großer Infrastruktur-Hersteller, habe ich nicht einmal in der Zeit der Finanzkrise gesehen", sagte gegenüber CRN ein Insider, dessen Firma als Channel-Dienstleister von Herstellern Einblick in die Auftragsbücher hat. Hinzu kommt der schwache PC-Markt, unter dem vor allem die volumenstarke Distribution leidet.