Kirche im Dorf lassen: M&A-Hilfe bei Synaxon
Wöchentlich ein, zwei Gespräche über die Zukunft ihres IT-Hauses führt Synaxon-CEO Frank Roebers. Alleine lassen will er die Mitglieder seiner Verbundgruppe nicht. Denn bei Investoren fallen kleine Systemhäuser durchs Raster. Eine Kooperation mit der M&A-Beratung Ascon soll helfen. Eines will Roebers allerdings nicht.
Synaxon-CEO Frank Roebers reagiert auf den Fusionsdruck in seiner Branche. Und der ist mittlerweile auch bei den ganz kleinen IT-Häusern seiner Verbundgruppe angekommen. "Ich spreche jede Woche mindestens ein oder zwei Mal über M&A mit unseren Mitgliedern", sagt er im Gespräch mit CRN. Alleine lassen will er die IT-Häuser nicht, die bei Investoren durchs Raster fallen. Zusammen mit der M&A-Beratung Ascon haben Roebers und Ascon-Chef Stefan Auer Möglichkeiten der Zusammenarbeit ausgelotet.
Seit einigen Jahren schon nehmen die M&A-Aktivitäten Fahrt auf. Finanz- und strategische Investoren treiben die Fusionen größerer und mittelgroßer Systemhäuser voran. Oder IT-Unternehmer ohne einen Finanzierer im Rücken nutzen ihre Kontakte zu anderen, oft befreundeten Unternehmern und schmieden Systemhausgruppen. Der Markt jedenfalls ist in Bewegung, Private-Equity-Geld ist reichlich vorhanden. Nur für die vielen Tausend IT-Dienstleister mit wenigen Mitarbeitern und Umsätzen deutlich unter 3 Mio. € scheint sich kein Investor zu interessieren.
Den drei oder vier Mitarbeitende umfassenden IT-Experten samt Inhaber kann Stefan Auers Teams nicht weiterhelfen. "Für eine Transaktion sind sie zu klein". Zu klein, zu hoher Aufwand und zu teuer für eine professionelle M&A-Beratung mit Due Diligenz-Prüfung. Bei Häusern ab zehn Mitarbeitenden schaut Ascon schon mal in die Bücher, denn je größer das Systemhaus, desto höher die Chance, dass ein Käufer aus der rund 700 Investoren umfassenden Datenbank bei Ascon passt. Und der Adresspool an Kaufwilligen steigt. "Jeden Tag kommt ein neuer Investor dazu, der in die IT einsteigen will", sagt Auer im Video-Call mit CRN. Neben dem Technologie-Sektor ist auch ein zweiter Sektor gerade "hot": die Gesundheitsbranche.
IT und Healthcare - eine Kombination mit viel Potential
Sehr gutes Geld verdienen lassen wird sich in der Zukunft mit einer überalterten Gesellschaft. Das heute schon knappe Pflegepersonal braucht, um für die in den kommenden 10 Jahren rasant ansteigende Welle der Alten (Scheitelpunkt wird dann mit den in Rente gehenden Jahrgang 1964 erreicht) zu bewältigen, in Zukunft IT-gestützte Systeme mehr denn je. Vielleicht etabliert sich sogar ein Handel mit Pflegerobotern samt Wartung . Wer als Systemhaus die Healthcare-Branche adressiert und auch noch im mittelgroßen Marktsegment der Anbieter angesiedelt ist, kann bei Investoren also doppelt punkten.
Orientierungslosigkeit bei Inhabern kleiner IT-Häuser
Synaxon-Chef Frank Roebers möchte vor allem eines nicht: Die bei Investoren durchs Raster fallenden kleineren Verbundmitglieder im Regen stehen lassen. Sie sind von der Bereinigung des Marktes besonders betroffen, denn Roebers schaut besorgt auf die aktuell verfügbaren Zahlen des Statistikamts und sieht, dass 2019 und 2020 erstmals die Zahl der IT-Dienstleister in Deutschland sinkt - von vormals 26.000 auf 21.700. "Das ist ein satter Rückgang, den ich so nicht erwartet habe. Und er könnte sich fortsetzen mit einem jährlichen Rückgang von vielleicht 10 Prozent", so der Synaxon-Chef gegenüber CRN.
Die Ursachen dieses Rückgangs seien "vielfältig", betont Auer. Selten mangelt es an Aufträgen, im Gegenteil. "Die Geschäfte laufen gut, aber vor allem der Personalmangel bremst". Zusammenschlüsse kleinerer Häuser könnten helfen, aber: "Die Inhaber kleinerer IT-Häuser haben gar keine Vorstellung davon, wie M&A funktioniert. Die Orientierungslosigkeit ist groß", stellt der Ascon-Chef fest. Hier will und muss Synaxon ansetzen. Roebers hat daher die Synaxon-Partnerbetreuer bei Ascon in allen M&A-Fragen schulen lassen. Sie sind wichtige Ansprechpartner vor Ort für die kleineren IT-Häuser und sollen ihnen als erste Anlaufstelle mit Rat, aber auch Tat zur Seite stehen.
Kirchturmpolitik: M&A-Hilfe bei Synaxon
Denn die Partnerbetreuer innerhalb einer Region bekommen mit, welcher Inhaber sich Sorgen um die Zukunft seiner Firma macht. Warum also nicht zusammenführen, was womöglich zusammen in einer Region passt. Ein informelles Gespräch einfädeln, zwei oder mehr Inhaber an einen Tisch bringen und sie über Chancen einer Zusammenarbeit oder gar eines Zusammenschlusses diskutieren lassen: das soll künftig Teil der Betreuungsleistung für Synaxon-Mitglieder sein. "Kirchturmpolitik" nennen das Roebers und Auer. Ob dieses Gesprächsformat in Markt angenommen wird, kann Roebers freilich nicht einschätzen. "Ist erst am Anfang", sagt er.
Eines will der Synaxon-Chef aber nicht: Keine offizielle Rolle als M&A-Vermittler spielen, "wir haben kein kommerzielles Interesse am Vermittlungsgeschäft". Das überlässt Roebers anderen, die es als M&A-Berater für das Segment der Einzelkämpfer und ganz kleinen IT-Häusern ja auch gibt.