Watchguard: Netzwerkangriffe binnen eines Quartals verdoppelt
Systeme proaktiv auf dem neuesten Stand halten, auf abnormale Aktivitäten achten, mehrschichtige Verteidigungsmaßnahmen einsetzen: Dann könnten Unternehmen die massiven Cyberangriffswellen, die im brandneuen Internet Security Report von Watchguard beschrieben werden, eigentlich entspannter sehen. Neben Angriffen auf Netzwerke stechen weitere Zahlen hervor.
Es gibt Statistiken, deren Zahlen nur eine Richtung kennen, nämlich stetiges Wachstum. Nein, es geht nicht um Börsenindizes, die ja durchaus so gelagert sind, wenn man sich die Performance über drei Dekaden anschaut und die verrückten Volatilitäten der letzten Woche beiseite lässt. Der brandneue Internet Security Report von Watchguard zur IT-Sicherheitslage des vierten Quartals 2024 ist erschienen. Solche Bulletins vermessen die Abgründe des Cyberraums. Das Problem dabei: Mit jedem dieser Lageberichte setzt bei den Adressaten eine gewisser Gewöhnungseffekt ein. Das Börse, so antizipieren wir, ist immer und überall. Geht es noch ein bisschen böser? Ja. Watchguard fällt mit der Türe ins Haus: "94 Prozent mehr Netzwerk-Malware" – binnen dreier Monate!
"Eine der eindrucksvollsten Beobachtungen", so der IT-Sicherheitsanbieter. Dies geht einher mit einem generellen Anstieg des Malware-Volumens, wozu nicht zuletzt sechs Prozent mehr Erkennungen durch die Gateway AntiVirus (GAV)-Funktionalität und die um 74 Prozent gestiegene Trefferquote bei Advanced Persistent Threats beigeraten hätten, so Watchguard.
Die Machine-Learning-basierte Erkennungsfunktion von IntelligentAV (IAV) habe laut Watchguard von Oktober bis Dezember 2024 stark zugelegt und konnte 315 Prozent mehr Vorfälle verbuchen. "Dies ist ein klarer Hinweis darauf, dass proaktive Anti-Malware-Services, die in der Lage sind, auch ausgefeilte Gefahren wie Zero-Day-Malware aus verschlüsselten Kanälen abzufangen, immer wichtiger werden." Der signifikante Anstieg bei sogenannter "Evasive Malware" unterstreiche ebenfalls, dass Angreifer verstärkt auf Verschleierung und Verschlüsselung setzen und damit herkömmliche Verteidigungsmaßnahmen herausfordern.
Krypto-Mining mehr als verdoppelt
Noch signifikanter als die steigende Zahl von Netzwerkangriffen waren Krypto-Mining-Aktivitäten. Watchguard Threat Lab zählte zwischen Oktober bis Dezember plus 141 Prozent mehr bösartige Coin-Miner im Vergleich zum Vorquartal. Je höher der Wert des Bitcoin, desto lohnender der Missbrauch fremder Serverkapazitäten für das digitale Schürfen ohne Wissen des Betreibers von Computern. Aktuell zahlt man für 1 Bitcoin rund 75.000 US-Dollar, Mitte Januar überstieg er die 100.000 Dollar-Marke.
"Die Ergebnisse unseres Q4 2024 Internet Security Report zeigen eine Cybersicherheitslandschaft, in der Angreifer sowohl auf bekannte Taktiken und leicht auszunutzende Schwachstellen setzen als auch ausweichende Malware-Techniken nutzen, um traditionelle Abwehrmaßnahmen zu umgehen", sagt Corey Nachreiner, Chief Security Officer von Watchguard. Bloß nicht nachlassen in der Wachsamkeit und sich stets auch die grundlegenden Dinge bewusst machen, die für Nachreiner wären: Systeme proaktiv auf dem neuesten Stand zu halten, auf abnormale Aktivitäten zu achten und mehrschichtige Verteidigungsmaßnahmen einzusetzen, um die unvermeidlichen Angriffsversuche über Netzwerke und Endpunkte abzufangen". Unternehmen, die dies beherzigten, seien gegenüber den im Report aufgezeigten Gefahren "grundsätzlich gut gewappnet und können auch beruhigter in die Zukunft schauen", sagt er.
Die wichtige Ergebnisse des Watchguard Q4 2024 Internet Security Report im Überblick
Aufwind von Zero-Day-Malware: Im vierten Quartal 2024 stieg der Anteil von Zero-Day-Malware wieder auf 53 Prozent an und liegt damit deutlich über dem im dritten Quartal 2024 verzeichnetem Tiefstand von 20 Prozent. Zudem zeigt sich ein weiteres Mal, dass die Malware zunehmend über verschlüsselte Verbindungen übertragen wird und die Gefahr im Zuge dessen noch perfider daherkommt.
Rückgang von einzigartiger Malware: Der Anteil entsprechender Vorfälle ist im betrachteten Quartal um 91 Prozent deutlich zurückgegangen, was u.a. mit der Zunahme generischer Malware begründbar ist. Weniger Volumen bedeutet jedoch nicht, dass eine schnelle und sorgfältige Reaktion auf die Bedrohungen, die versuchen, durch die Abwehr zu schlüpfen, weniger wichtig ist.
Liste der Top-Phishing-Domains unverändert: Hartnäckige und hochwirksame Phishing-Infrastrukturen gehören weiter zum allgemeinen Bild der Gefahrenlage. Dabei deuten SharePoint-bezogene Phishing-Domänen – die meist legitime Portale imitieren, um Anmeldedaten zu sammeln – darauf hin, dass Angreifer nach wie vor auf Kompromittierung von Geschäfts-E-Mails setzen und es damit insbesondere auf Unternehmen mit Office 365-Diensten abgesehen haben.
"Living off the Land"-Angriffe (LotL) liegen im Trend: Dabei werden legitime Systemtools wie PowerShell, Windows Management Instrumentation (WMI) oder Office-Makros instrumentalisiert. Im vierten Quartal basierten 61 Prozent der Endpunkt-Angriffe auf PowerShell-Injektionen und -Skripten, was den enormen Missbrauch von PowerShell verdeutlicht.
Vielzahl der Netzwerkangriffe generischer Natur: Bei mehr als der Hälfte der einschlägigen Erkennungen im Netzwerk handelt es sich um generische Signaturen, die es auf bekannte Schwachstellen in Webanwendungen abgesehen haben. Dies lässt darauf schließen, dass Angreifer massenhaft auf das etablierte "Brot-und-Butter"-Geschäft setzen.
Alle Erkenntnisse basieren – entlang des Konzepts der "WatchGuard Unified Security Platform“ und entsprechend der vorherigen vierteljährlichen Auswertungen zur Analyse der Top-Malware, Netzwerk- und Endgerätebedrohungen – auf den anonymisierten, aggregierten Daten aller aktiven WatchGuard-Lösungen für Netzwerk- und Endgeräteschutz, deren Besitzer der Weitergabe der Bedrohungsinformationen zur Unterstützung der Forschungsarbeit des Threat Lab zugestimmt haben.
Der ausführliche Internet Security Report in englischer Sprache steht online zum Download zur Verfügung.
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