Weltweite IT-Ausgaben steigen 2025 um zehn Prozent
Generative KI treiben zwar IT-Investitionen. Doch das Plus ist weniger auf strategische IT-Investitionen von Unternehmen zurückzuführen, sondern gleicht in erster Linie Preiserhöhungen aus, sagt John Lovelock, Analyst bei Gartner.
Laut dem Analystenhaus Gartner werden die weltweiten IT-Ausgaben in diesem Jahr voraussichtlich um 9,8 Prozent steigen und damit 5,61 Billionen US Dollar erreichen.
Rechenzentrumssysteme werden mit einem Zuwachs von 23,2 Prozent an der Spitze stehen. Software und Geräte werden beide zweistellig wachsen (14,2 Prozent bzw. 10,4 Prozent), gefolgt von IT-Services (neun Prozent). Am geringsten werden Kommunikationsdienste mit einem Plus von 3,8 Prozent zulegen. Diese Sektoren sorgten bereits in der Vergangenheit für Wachstum bei IT-Anbietern und trieben die IT-Ausgaben im Jahr 2024 um 7,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr in die Höhe.
Investitionen in KI-optimierte Server werden die Ausgaben für herkömmliche Server im Jahr 2025 bei weitem übertreffen und 202 Mrd. US-Dollar erreichen.
Um zu verstehen, woher dieses Wachstum kommt und ob es von Dauer sein wird, hat sich CRN mit John Lovelock, VP-Analyst bei Gartner, zusammengesetzt.
Lovelock erklärt, dass die Ausgaben für Rechenzentrumssysteme "schon seit einiger Zeit steigen", angetrieben durch einen Preisanstieg sowie "einige neue Funktionen" und einen erweiterten Käuferkreis - mit "neuen Unternehmen, die sie kaufen" und "einer größeren Anzahl von Leuten, die sie intensiver nutzen."
Ein weiteres Schlüsselelement dieses Wachstums ist die Notwendigkeit für Unternehmen, Software zu erwerben, die ihrer Größe entspricht, da immer mehr Unternehmen an Größe gewinnen und "massive Investitionen in Software" benötigen, um ihren neuen Anforderungen gerecht zu werden.
Europa nur an dritter Stelle
Europa ist jedoch nicht der eigentliche Wachstumsmarkt. Der Kontinent steht nur an dritter Stelle. "Die USA sind immer noch der wichtigste Markt und APAC der zweitwichtigste", sagt Lovelock. Aber: "2025 werden wir in den meisten Ländern und Regionen ein Wachstum von neun Prozent Wachstum sehen, das sich im nächsten Jahr leicht auf acht Prozent einpendelt", so der Gartner-Analyst.
KI und generative KI treiben das Wachstum. Ebenso wie neue Computer, die mit KI-Funktionalitäten ausgestattet und teurer sind als Geräte ohne KI. "Es gibt einen Preisanstieg bei PCs, Laptops und Mobiltelefonen, um sie für KI fit zu machen", sagt der Gartner-Analyst.
KI-Funktionalität in Produkten integriert
"CIOs sind sehr besorgt über solche Entwicklungen in diesem Jahr. Viele stellen einen beträchtlichen Teil ihres Budgets beiseite, nur um Preiserhöhungen für Produkte und Dienstleistungen zu bewältigen, die sie bereits konsumieren". In den Budgets sind Lovelock zufolge zwar Investitionen in generative KI vorgesehen. Allerdings werde ein Teil davon von Preiserhöhungen aufgefressen, bzw. KI-Funktionalität "versteckt" sich in den Produkten, die Hersteller mit entsprechenden KI-Features ausstatten.
"Wenn Sie zum Beispiel Lösungen von Salesforce kaufen, ist ihr KI-Produkt 'Einstein' in den Kosten für Ihr Produkt enthalten, Sie geben also etwas mehr aus, aber Sie bekommen auch etwas mehr", erläutert der Analyst. Softwarehersteller werden generative KI in ihre Lösungen integrieren, was zu einem Trend werde.
Doch obwohl generative KI einer der Gründe für den Preisanstieg ist, werden die Kaufentscheidungen noch nicht übermäßig von KI-Funktionalität beeinflusst. "Die neue Technologie wird die Ausgaben nicht annähernd so stark beeinflussen, wie die Leute denken", so Lovelock.
Hinzu kommt, dass IT-Unternehmen ihre Angebote zunächst kostenlos zur Verfügung stellen. "Es wird kostenlose Versionen von Agenten und KI-Tools geben so wie auch kostenlose Versionen von Textverarbeitungsprogrammen, Tabellenkalkulationen und PowerPoint-Präsentationen angeboten werden. Es gibt eine Basisversion der Software, die kostenlos oder werbefinanziert ist, was mehr Nutzer, aber nicht mehr Geld bedeutet", sagt Lovelock.
KI-Killerfeature nicht in Sicht
Neue PCs, Tablets und Laptops seien zwar oft KI-fähig, "aber es gibt keine KI-Produkte, die die Hardware sinnvoll nutzen kann. "Wir warten immer noch auf die Software, die die Funktionalität dieser PCs voll nutzen wird. Dann wird für Premium-Versionen eine monatliche Gebühr anfallen".
KI-Anbieter würden in der Lage sein, zwischen 30 und 50 Dollar pro Monat für die Nutzung ihres Modells zu verlangen, meint Lovelock. Er fügt jedoch hinzu, dass KI-Software "in absehbarer Zeit nicht das Licht der Welt erblicken wird". Anbieter von KI-Modellen seien nicht daran interessiert sind, ihre Modelle so bereitzustellen, das Nutzer sie auf eigener Hardware ausführen können. "Wir sehen noch keine Marktmechanik, um so etwas in den nächsten 18 Monaten anbieten zu können".
Dazu Lovelock: "2025 wird KI 'verkauft', aber nicht gekauft werden. PCs, Tablets und Mobiltelefone werden an Menschen verkauft werden, die KI nutzen. Aber sie werden nicht auf dem Markt danach suchen. So wie CIOs anfangen werden, generative KI in die Software einzubauen, die sie bereits besitzen und betreiben. Sie werden nicht unbedingt danach suchen".
Dieser Artikel erschien zuerst bei unserer Schwesterpublikation CRN UK.