US-Zölle, hohe Lagerbestände, fallende Servermargen belasten HPE
Hewlett Packard Enterprise wird seine Belegschaft in den nächsten 12 bis 18 Monaten um fünf Prozent bzw. rund 2.500 Mitarbeiter reduzieren und weitere 500 Stellen durch Fluktuation abbauen. Eine Reihe von Problemen belastet vor allem die Marge bei Servern. Obwohl der Umsatz kräftig anzog, reagierte die Börse mit einem kräftigen Kursrutsch auf die Quartalszahlen von HPE.
Der Stellenabbau ist Teil eines 350 Millionen Dollar schweren Kostensenkungsprogramms, das in den nächsten zwei Jahren umgesetzt werden soll. Zum Ende des letzten Geschäftsjahres am 31. Oktober 2024 hatte HPE 61.000 Mitarbeiter.
Antonio Neri, CEO von HPE, sagte am vergangenen Donnerstag gegenüber Analysten, dass der Stellenabbau die Kostenstruktur des Unternehmens "besser auf den Geschäftsmix und die langfristige Strategie" des Technologiekonzerns "angepasst" würden. "Dies sind keine leichten Entscheidungen, da sie sich direkt auf das Leben unserer Teammitglieder auswirken", sagte Neri. "Wir werden alle diese Übergänge mit einem Höchstmaß an Sorgfalt und Mitgefühl behandeln".
Die HPE-Aktien fielen im nachbörslichen US-Handel am Donnerstag um 20 Prozent oder 3,57 Dollar auf 14,39 Dollar.
Das Kostensenkungsprogramm kommt zu einem Zeitpunkt, an dem HPE mit dem Druck auf die Servermargen, den Auswirkungen der Zölle und der Entscheidung des US-Justizministeriums, die 14 Milliarden Dollar schwere Übernahme von Juniper Networks durch HPE anzufechten, zu kämpfen hat.
HPE meldete für das erste Fiskalquartal, das am 31. Januar endete, einen Serverumsatz von 4,3 Mrd. US-Dollar, ein Anstieg von 29 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die Betriebsgewinnmarge für dieses Geschäft sank auf 8,1 Prozent, gegenüber 11,4 Prozent im Vorjahresquartal.
Höhere AI-Bestände als üblich
Ein Problem, das sich negativ auf die Servermargen auswirkt, sind höhere KI-Bestände als üblich, die durch die schnelle Umstellung auf Nvidia Blackwell-Grafikprozessoren der nächsten Generation und zugehörige Komponenten verursacht wurden, so Neri. HPE spürte auch die Auswirkungen höherer Preisnachlässe aufgrund des "aggressiven Preiswettbewerbs im Markt", was den Druck auf die Servermargen noch verstärkte, so Neri.
Schließlich stellte HPE gegen Ende des ersten Quartals fest, dass die "traditionelle Preisgestaltung für Server" die Bewertung des vorhandenen HPE-Bestands nicht angemessen berücksichtigte, was ebenfalls zu einem "zusätzlichen Druck auf die Servermarge" führte, so Neri.
Neri räumte ein, dass HPE hier "hätte besser arbeiten können". Der Konzern habe bereits "aggressive Maßnahmen" ergriffen, um die Probleme mit den Servermargen anzugehen. Erste "positive Auswirkungen" dieser Maßnahmen sehe man bereits.
"Wir erwarten, dass der Druck in den nächsten ein bis zwei Quartalen anhalten wird, bevor wir den vollen Nutzen dieser Maßnahmen, einschließlich der erwarteten höheren AI-Umsätze, realisieren können", sagte der HPE-Chef.
Marie Myers, CFO von HPE, sagte ihrerseits, dass HPE im Zuge der Preis- und Rabatt-Herausforderungen "ein strengeres Rabatt-Rahmenwerk" eingeführt habe. Der Deal-Mix werde überprüft.
"Es wird einige Zeit dauern, bis sich diese Änderungen auf unsere Gewinn- und Verlustrechnung auswirken, da wir unseren Auftragsbestand abarbeiten", sagte HPEs Finanzchefin. "Darüber hinaus erwarten wir, dass Preisanpassungen das Umsatzwachstum in naher Zukunft negativ beeinflussen können."
HPE erwartet Rückgang der Serververkäufe
Myers zufolge erwartet HPE im laufenden Quartal einen sequenziellen Rückgang der Serververkäufe im mittleren bis hohen einstelligen Bereich mit einem "bescheidenen" Rückgang des Umsatzes bei KI-Systemen. "Das zweite Quartal wird die Talsohle der operative Marge bei Servern im mittleren einstelligen Bereich bilden", sagte sie.
Obwohl die Gesamtumsätze und -gewinne innerhalb der HPE-Prognose lagen, musste HPE wegen sinkender Server-Marge "Sofortmaßnahmen" ergreifen, zu denen neben dem Abbau von Stellen auch Kostensenkungen gehören. Myers sagte, dass die "harte Entscheidung", einen Personalabbau und ein Fluktuationsmanagement zu implementieren, "helfen wird, unsere Organisation zu straffen, die Produktivität zu verbessern und die Entscheidungsfindung zu beschleunigen."
HPE plant, etwa 20 Prozent der 350 Mio. Dollar an Einsparungen bis zum Ende des laufenden Geschäftsjahres zu erreichen. "Der Zeitpunkt der Kürzungen wird je nach Region variieren", erklärte die Finanzchefin.
US-Zölle belasten HPEs Servergeschäft
Was die Auswirkungen der US-Zölle angeht, sagte Myers, dass die jüngsten US-Zölle auf Einfuhren aus Mexiko, Kanada und China "Unsicherheit geschaffen haben", die sich hauptsächlich auf das Servergeschäft von HPE auswirkt.
"Wir arbeiten an Plänen, um diese Auswirkungen durch Maßnahmen in der Lieferkette und bei der Preisgestaltung abzumildern", sagte sie. "Wir gehen davon aus, dass wir durch diese Maßnahmen die Auswirkungen auf die zweite Jahreshälfte zu einem großen Teil und die Auswirkungen auf das zweite Quartal zu einem geringeren Teil abmildern können. Es braucht Zeit, um die Maßnahmen zu implementieren".
Strategien zur Abschwächung der US-Zoll-Tarife
Neri sagte seinerseits, dass HPE seit Dezember "zahlreiche Szenarien und Abmilderungsstrategien" in Bezug auf die Zoll-Tarife evaluiert habe. "Wir beabsichtigen, unsere globale Lieferkette zu nutzen, um Aspekte der erwarteten Auswirkungen abzumildern, wobei auch Preisanpassungen erwartet werden".
Umsatz steigt zweistellig
Zu den Lichtblicken des Quartals gehört, dass HPE Nettoaufträge für KI-Systeme im Wert von 1,6 Mrd. US-Dollar unterzeichnete, wobei die KI-Aufträge von Unternehmen um 40 Prozent zunahmen.
Insgesamt meldete HPE für sein erstes Fiskalquartal einen Non-GAAP-Gewinn pro Aktie von 49 Cent, was innerhalb der Prognose von 47 Cent bis 52 Cent pro Aktie lag. Der Quartalsumsatz betrug 7,9 Mrd. Dollar und lag damit 16 Prozent über dem Vorjahresquartal mit 6,75 Mrd. Dollar.
"Wir haben ein solides Quartal abgeliefert, aber wir hätten es besser machen können", räumte Neri bei Vorlage der Quartalszahlen am Donnerstag ein. "Ich bin wirklich stolz auf die Nachfrage. Das zeigt mir, dass die Innovation und die Strategie richtig sind. Aber letztendlich hätten wir die operative Marge im Serverbereich verbessern können, wo wir einige Dinge selbst in der Hand hatten. Natürlich sind wir entschlossen, das zu ändern."
Zu guter Letzt bezog Neri Stellung zur immer noch unentschiedenen Übernahme des Netzwerkherstellers Juniper, deren Abschluss eigentlich zum Jahresanfang geplant war. HPE sei fest entschlossen, die Übernahme von Juniper Networks abzuschließen. "Wir glauben, dass wir sehr gute Argumente haben und gehen davon aus, dass wir die Transaktion in der zweiten Hälfte des Jahres 2025 abschließen werden", sagte er. "Die gute Nachricht ist, dass der Verhandlungstermin [mit dem US-Justizministeriums] jetzt für den 9. Juli angesetzt ist".
Der Artikel erschien zuerst bei unserer Schwesterpublikation crn.com.
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